Starnberg:Meerjungfrau und Tintenfisch-Hexe

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Wie im Märchen geht es im Musical um Liebe, Verzicht und Opfer. Das Theater Liberi zeigte die kleine Meerjungfrau in der Schlossberghalle. (Foto: Nila Thiel)

Liberi Theater lockt Kinder in die Schlossberghalle - und es geht im Musical um Liebe

Von Patrizia Steipe, Starnberg

"Du bist nicht mehr meine Tochter", schleuderte der Meerkönig (Dominik Müller) der kleinen Meerjungfrau (Leah Bukatsch) entgegen. Sie hatte sich nämlich verbotenerweise in einen Menschenprinzen (Brix Schaumburg) verliebt. Die beiden kleinen Mädchen, die sich in der ersten Reihe der Schlossberghalle einen Platz teilten, zuckten erschrocken zusammen. Der Wassermann mit seinem imposanten Dreizack und der mächtigen Krone sah aber auch recht furchteinflößend aus. Mit großen Augen verfolgten die Kinder gemeinsam mit vielen anderen kleinen Fans von Seenixen-Geschichten, deren Eltern und Großeltern, die Aufführung des Liberi Theaters für Kinder. Die Geschichte basierte auf dem Märchen von Hans-Christian Andersen mit Anlehnungen an den Walt-Disney-Klassiker "Arielle". Wie im Märchen ging es im Musical um Liebe, Verzicht und Opfer. Um ihren Prinzen für sich zu gewinnen, gab die kleine Meerjungfrau der Meerhexe ihre Stimme und erhielt dafür Beine. Aber sie musste in drei Tagen vom Prinzen geküsst werden, sonst würde sie sich in Meerschaum auflösen.

Geschichten von Meerjungfrauen liegen im Trend. Zeichentrickfilme und amerikanische Teenie-Serien wie "H20 - plötzlich Meerjungfrau" haben das Starnberger Publikum zahlreich in die Schlossberghalle strömen lassen. Dabei machten kleine Mädchen, die sich für die Theateraufführung in Prinzessinnenkleider und Tüllröcke gehüllt hatten, die Mehrzahl der Zuschauer aus. Einige hatten sogar ihre Meerjungfrau-Puppen mitgebracht. Von der fantasievollen Unterwasserwelt auf der Bühne und den märchenhaft-opulenten Kostümen ließen sich die Kinder schnell in Bann schlagen. Da gab es die hübsche Meerjungfrau mit dem Wallehaar, aber auch lustige sprechende Fische, eine singende Krabbe (Sabine Hennig) und die gemeine Tintenfisch-Hexe (Anja Dorrer) im schwarz-glitzernden Tentakelgewand. Um möglichst ohne Zeitverlust mit verschiedenen Szenenbildern arbeiten zu können, ließen die großen Würfel auf Rädern mit den unterschiedlich bemalten Seiten mal eine Unterwasser-, mal eine Wasser- oder eine Landszenerie entstehen.

Das Liberi Theater für Kinder wurde 2008 in Bochum gegründet und tourt seitdem durch die Lande. Texte, Musik, Kostüme und Bühnenbilder wurden in Eigenregie angefertigt. "Wir haben dem Märchen einen modernen Anstrich verpasst, sodass Mädchen und Jungen von heute sich darin wiederfinden", erklärte Musical-Macher Lars Arend. "Moralkeule und Gruselfaktor lassen wir bewusst weg", versicherte Arend. Schließlich sollen die Kinder ab vier Jahren das Theater mit einem guten Gefühl verlassen können. Die Musik von Christoph Kloppenburg und Christian Becker ist einfach gestrickt. Es sind poppige Ohrwürmer zum Mitsingen. Auch der Text ist anspruchslos. "Ach ich bin, bin die Dings, die Bums, mit dem größten Wums", singt beispielsweise die Meerhexe und fast schon dadaistisch kommt die kleine Meerjungfrau an mit: "Ich suche dich, ja ich such' dich, doch wo bist du? Ich weiß es nicht. Werd' ich dich sehn, irgendwann seh'n, dann seh'n wir uns und jeder schaut und unsere Herzen pochen laut und ich bekomm ne Gänsehaut". Natürlich endete das Musical mit einem Happy-End. Der Prinz erkannte seine wahre Liebe, der Fluch war gebannt. Der Meereskönig gab sich als Schwiegersohn mit dem Landei statt eines Süßwassermanns zufrieden und alle trällerten "glaub an die Liebe, glaub daran..."

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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