Starnberg:Mächtig in Fahrt

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Frischzellenkur für den Herrn Papa: Hans Well zusammen mit (von links) Sebastian Gröller und seinen beiden Töchtern Tabea und Sarah. (Foto: Georgine Treybal)

Hans Well und seine "Wellbappn" überzeugen bei ihrem Gastspiel in Starnberg musikalisch und trumpfen mit Texten auf, die ganz harmlos beginnen und bitterböse enden

Von Katja Sebald, Starnberg

Zum Mitsingen hat Hans Well mit seinen "Wellbappn" das Starnberger Publikum zwar dann doch nicht gebracht, schon beim Mitklatschen im Sechs-Achtel-Takt hat es gehörig geholpert. Aber gerockt haben sie die Schlossberghalle am Sonntagabend doch. Und das gleich mit dem ersten Lied über die Starnberger Zustände und in der zweiten Hälfte des Abends dann auch - dank Nachbesserung am Sound - mit verständlichen Texten und fein nuancierter Musikalität.

Das berühmt-berüchtigte erste Lied über den jeweiligen Auftrittsort ist eine Tradition, die Hans Well aus seiner Zeit mit der Biermösln Blosn hinübergerettet hat. Und so prophezeit er der Starnberger Bürgermeisterin Eva John, die im Wahlkampf mit einem Apfel posierte und jetzt ihre Versprechen nicht halte, gleich einmal die baldige Vertreibung aus dem Rathaus. Und über den ultrakonservativen Stadtpfarrer Haas dichtet er, dass "man sich wundert, kimmt der ausm 16. oder ausm 17. Jahrhundert".

Hans Well textet also auch weiterhin, seit mittlerweile drei Jahren für das generationsübergreifende Ensemble, in dem er mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas auf der Bühne steht. Letzterer wurde in diesem Sommer vorübergehend ausgewechselt, weil er auf Weltreise ist. Sebastian Gröller, der aus dem Bayerischen Wald sozusagen zugekauft wurde, ist aber nicht nur dialektmäßig eine echte Bereicherung, sondern vor allem in musikalischer Hinsicht - und das will in der multiinstrumental und multimusikalisch begabten Well-Familie schon etwas heißen.

Er fügt sich am Kontrabass ausgesprochen geschmeidig in die feine Familien-Saiten-Combo aus Geige, Bratsche und Gitarre ein, ergänzt sie beim mehrstimmigen Gesang ausgesprochen schön mit seiner tiefen Stimme und groovt zuweilen gewaltig am schweren Blech. Neben den virtuosen Well-Mädels, die leichthin zwischen Bratsche und Akkordeon oder Geige und Tenorhorn wechseln, muss er sich nicht verstecken. Vor allem aber ist der frischgebackene Absolvent der Musikhochschule ein wahrhaft furioser Trompeter und hat als solcher ein verwegen wundersames Stückl mitgebracht, für das Hans Well auf seine alten Tage noch an der Basstrompete üben musste. Überhaupt muss man ihm zugestehen, dass ihm die kabarettistische Frischzellenkur an der Seite seiner "Bappn", die allesamt nicht auf dieselbige, sprich auf den Mund gefallen sind, die seine Texte vertonen und ihn - auch auf der Bühne - mit ihrem Können gerne mal ein wenig ins Schwitzen bringen, ausgesprochen gut zu Gesichte steht. Die Texte von Hans Well funktionieren immer noch nach in wohlbewährter Weise: Sie fangen irgendwo ziemlich nett in einer Gemeinderatssitzung an, die eigentlich eine Eigentümerversammlung ist ("aber des sogt ma doch ned"). Oder bei der Fahnenweihe der Feuerwehr, beim Freundschaftsspiel der F-Jugend oder aber gleich bei den Verdiensten des Fußballkaisers. Dann nehmen die "Bappn" gehörig Fahrt auf, um schließlich eine messerscharf Kurve zu nehmen und bitterböse zu enden.

Im Jahr drei nach dem großen "Biermösl"-Crash möchte man vielleicht immer noch vergleichen, aber das ist endgültig nicht mehr angebracht. Restlos ausverkaufte Abende wie der in Starnberg und mittlerweile zwei "Wellbappn"-CDs sprechen für sich.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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