Starnberg:Machtlos gegen Hochwasser

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Das Wasserwirtschaftsamt beim Versuch im November des vergangenen Jahres am Wehr im Mühltal. (Foto: Georgine Treybal)

Der Pegel des Starnberger Sees lässt sich nicht mit dem Mühltalwehr beeinflussen

Von Armin Greune, Starnberg

Die Hoffnungen der Anlieger haben sich nicht erfüllt: Der Pegel des Starnberger Sees lässt sich durch ein Öffnen des Mühltalwehres nicht im Geringsten beeinflussen. Das hat ein Naturversuch des Wasserwirtschaftsamts erwiesen, dessen Auswertung am Freitag vorgestellt wurden. Am 9. November waren drei Wehrfelder an der "Mühle am Karlsberg" hochgekurbelt worden, binnen 30 Minuten sank dort der Pegel um 31 Zentimeter ab. Er blieb eine Woche lang auf diesem Niveau, bis die Schütze wieder abgesenkt wurden und der alte Wasserstand binnen einer Stunde wieder erreicht war. Würmaufwärts waren bis zum Seeausfluss sechs Messpegel installiert, die freilich kein bisschen auf die Wehröffnung reagierten. Schon am ersten Messpunkt Riedener Brücke, nur 200 Meter vor der Mühle, blieb der Wasserspiegel die ganze Zeit über konstant.

"Das Wehrmanagement steht in keiner Beziehung zum Wasserspiegel des Starnberger Sees", stellte Roland Kriegsch, Leiter des Weilheimer Wasserwirtschaftsamtes nun im Büro des Starnberger Landrats Karl Roths fest. Das Ergebnis habe ihn nicht überrascht, da schon 2011 ein ähnlicher Versuch in reduziertem Umfang keinen Effekt erkennen ließ. Damals war das Wehr allerdings nur eineinhalb Tage lang bei Mittelwasser geöffnet worden. Auf Anregung der vom Hochwasser betroffenen See-Anlieger "wollten wir noch einmal intensiver hinschauen", sagte Kriegsch. Diesmal wurden die Abflussverhältnisse der Würm bei erhöhtem Wasserstand untersucht: Nachdem der Pegel des Gewässers den größten Teil des Sommers 2016 Hochwassermeldestufe 1 überstiegen hatte, lag er am 9. November immer noch 19 Zentimeter über Mittelwasser - erst vom 25. November an sank er allmählich ab.

Die Messreihe zeigte, dass die sogenannte Stauwurzel - die Grenze zwischen fließendem und stehendem Wasser - bereits in den ersten 200 Metern vor dem Wehr liegen muss. Zwischen dem Nagelflurrücken kurz hinter der Autobahnbrücke und der Brücke bei Leutstetten ist die Würm über drei Kilometer Länge ein Stillgewässer, dessen hydraulische Kraft nicht ausreicht, um Wasser aus dem See abzuziehen. Für die Besitzer von ufernahen Grundstücken ist das eine ernüchternde Nachricht: Denn ebenso wenig wie über den Abfluss lässt sich ein Hochwasser des Starnberger Sees über den Zufluss in den Griff bekommen, weil er vor allem vom Niederschlag und Grundwasser gespeist wird.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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