Starnberg:Loses Mundwerk

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Marktschreiertage bis Sonntag auf dem Starnberger Kirchplatz

Von Otto Fritscher, Starnberg

Nudel-Ralli wird langsam ungeduldig. "Ja wo ist sie denn, die Frau Bürgermeisterin", ruft er mikrofonverstärkt über den Starnberger Kirchplatz. Doch Eva John lässt sich zur Eröffnung der Marktschreier-Tage nicht blicken. Nach ein paar Minuten schreitet Nudel-Ralli, der wie die anderen seinen richtigen Namen nicht verraten will, zur Tat und stellt seine Kollegen vor: Als da wären Wurst-Jan, Käse-Alex, Keks-Sascha und Blumen-Jan, um nur einige zu nennen. Ihr Sortiment ist selbsterklärend, und die Herrschaften aus dem hohen Norden der Republik sind dafür bekannt, ihre Ware lautstark und mit mehr oder weniger lustigen Sprüchen anzupreisen, ganz nach dem Vorbild des Hamburger Fischmarkts.

Noch bis zum Sonntagabend bevölkern sie den Starnberger Kirchplatz, verstärkt durch ein paar Stände mit Klamotten, Lederartikeln, aber auch Staubsaugern, und - man höre und staune - der Starnberger Eiswerkstatt mit ihrem Verkaufswagen. Gemeinsam ist den Marktschreiern, dass sie ihre Ware am liebsten nach dem Motto "Darf's etwas mehr sein?!" an den Mann oder die Frau bringen. Der eine verkauft das Obst gleich kistenweise, der andere Pflanzen am liebsten im dicken Bündel. Dann eröffnet Nudel-Ralli den Markt mit dem traditionellen Gruß: "Eieieiei, herbei! Wir sind wieder da - aus Hamburg Altona!" Doch die werte Kundschaft hält sich an diesem schon etwas milderen Freitagvormittag vornehm zurück, inklusive der Frau Bürgermeisterin.

Da muss man das Geschäft mit ein paar lockeren Sprüchen schon ankurbeln. "Ihr habt doch alle genug Kohle hier, das soll doch die reichste Gegend Deutschlands sein", ruft Wurst-Jan in die überschaubare Menge. Eine Passantin zuckt nur mit den Schultern und antwortet: "Aber ich kann das Geld hier auch nicht rausschmeißen." Vielleicht lassen sich die Starnberger ja lieber mit vernünftigen Argumenten überzeugen als mit einem losen Mundwerk. "Also, eine Wurst verkauf' ich Ihnen für vier Euro, und zwei Würste für acht Euro, aber drei für zehn Euro, das geht nicht, da zahl' ich drauf", erklärt Wurst-Jan einer Starnbergerin - die dann mit zwei Würsten abzieht.

Geöffnet sind die Verkaufsstände am Samstag von 9 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Dann zieht der Tross der Marktschreier weiter. Sie machen auf ihrer Tour quer durch Deutschland Station in 50 Städten.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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