Starnberg:Lieber eine Nummer kleiner

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Studie weist nach, dass im Landkreis vor allem Ein- und Zweizimmer-Wohnungen fehlen

Von Otto Fritscher, Starnberg

Einige ausgewählte Bürgermeister durften schon darin blättern, und auch Landrat Karl Roth hat bereits Auszüge präsentiert bekommen aus der 50-seitigen Studie mit dem Titel "Wohnen im Landkreis Starnberg - auch in Zukunft noch möglich?". Darin geht es nicht um irgendwelche Naturkatastrophen, sondern um die Frage, wie es mit dem begehrten und exorbitant teuren Wohnraum im Landkreis Starnberg bestellt ist. In Auftrag gegeben hat das Gutachten die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung gfw, und am kommenden Freitag soll das mit Daten und Zahlen gespickte Gutachten bei einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ausgearbeitet hat die Broschüre die Beratungsfirma Bulwiengesa, die sich selbst als "unabhängiges Analyseunternehmen der Immobilienbranche" bezeichnet.

Ausgangspunkt der Überlegungen war die Kasernenkonversion in Feldafing. Dort soll nach dem Abzug der Bundeswehr auf dem 31 Hektar großen Areal der Fernmeldeschule auch Wohnraum geschaffen werden. Doch wie viele Wohnungen und welche Art von Wohnraum es überhaupt sein soll, das ist die große Frage: Kleine Häuschen oder sozialer Wohnhungsbau? Doch die Studie geht weit über die Grenzen Feldafings hinaus und bringt altbekannte, aber durchaus auch neue Erkenntnisse ans Licht. Um ein Ergebnis der Experten vorwegzunehmen: Künftig müssen deutlich mehr Ein- und Zweizimmer-Wohnungen gebaut werden als bisher. Denn bisher weisen viele Gemeinden bevorzugt Baugebiete für Ein- und Zweifamlienhäuser aus, während kleinere Wohnungen in mehrgeschossigen Gebäuden untergebracht sind.

Das Gutachten präsentiert auch umfangreiches Zahlenmaterial: So gibt es (Stand 2014) 33 171 Wohngebäude im Landkreis, wovon 28 666 Ein- und Zweifamilienhäuser sind. In den rund 4500 Mehrfamilienhäusern befinden sich aber mehr als 50 Prozent aller Wohnungen. Eine Wohnung ist im Landkreis Starnberg durchschnittlich 108 Quadratmeter groß. Zum Vergleich: Fürstenfeldbruck 97 Quadratmeter, München 98, Landsberg 111. Interessant auch, dass die Anzahl der Ein- und Zweizimmer-Wohnungen im Landkreis Starnberg in etwa genauso hoch ist wie die der Wohnungen und Häuser mit sieben und mehr Zimmern. Der Anteil an selbst genutztem Wohneigentum beträgt in Starnberg 48 Prozent, in München sind es 46 und im ländlichen Landkreis Landsberg 56 Prozent. Die Leerstandsrate pendelt im Fünfseenland seit Jahren um die Drei-Prozent-Marke. Die Studie belegt zudem, dass im Landkreis Starnberg in den vergangenen zehn Jahren weniger neu gebaut worden ist als in der Umgebung - was den knappen Grundstücken geschuldet ist. Hier gab es zwischen 2005 und 2014 drei neue Wohneinheiten pro 1000 Einwohner, in Dachau hingegen 4,5 und in Ebersberg immerhin 4,2. Eine Neubaupolitik, die die Autoren als "restriktiv" bezeichnen.

Bei einem Wohnraumforum, das für Anfang Mai geplant ist, soll die Studie von Bulwiengesa dann als Grundlage für die Diskussionen der Kreis- und Gemeindepolitiker, Vertreter der Immobilienbranche und der Wohnbaugenossenschaften dienen.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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