Starnberg:Letzte Chance für die Fachoberschule

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Landrat Karl Roth bleibt bei seiner Frist: Bis Ende Juli muss der Starnberger Stadtrat entscheiden, ob er das Grundstück am Seilerweg zur Verfügung stellt. Ansonsten wäre Stockdorf als FOS-Standort erste Wahl

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Jetzt wird es eng: Der Poker zwischen Landratsamt und Stadt Starnberg um das Grundstück am Seilerweg für den geplanten Bau der Fachoberschule (FOS) geht in seine letzte Runde. Landrat Karl Roth hat der Starnberger Bürgermeisterin Eva John die Frist gesetzt, bis Ende dieses Monats zu entscheiden, ob sie das Areal des ehemaligen Betriebshofs immer noch zur Verfügung stellen will oder nicht. Bei einem Nein wird es in Starnberg keine FOS geben. Vom Staxit ist die Rede. "Ich habe keine Geduld mehr", so Roth. Die Stadt soll endlich ihr Versprechen einlösen.

Bislang gibt es auch nach 19-monatigen Verhandlungen noch keine Einigung über den Verkaufspreis beziehungsweise einen Erbpachtvertrag. Der Starnberger Hauptausschuss hat am Montag in nichtöffentlicher Sitzung den Punkt Grundstückstausch und Verkauf - diese Alternative steht auch zur Debatte - auf kommenden Montag in die nichtöffentliche Sitzung des Stadtrats vertagt. Hinter verschlossenen Türen soll dann eine Entscheidung fallen. Am Dienstag betonte Landrat Roth im Gespräch noch einmal, dass für ihn ein Nein das endgültige Aus für eine Starnberg FOS bedeuten würde und er sofort mit der Gemeinde Gauting in Verhandlung treten werde. Einen Termin gebe es schon. Im Ortsteil Stockdorf könnte die Fachoberschule gebaut werden, was eine weitere Aufwertung der Würmtalgemeinde als Schul- und Ausbildungszentrum bedeuten würde.

Bislang hat der Landkreis der Stadt folgende Möglichkeiten angeboten, über die es immer noch zu entscheiden gilt: den Verkauf des Grundstücks am Seilerweg, einen Erbpachtvertrag für das Areal oder einen Verkauf mit zusätzlichem Grundstückstausch. Demnach würde der Landkreis ein Grundstück an der Hanfelder Straße zum Tausch anbieten. Die Gründe, warum sich Bürgermeisterin John und Landrat Roth nicht einig wurden, sind vielfältig und nur noch für Kenner der Materie überschaubar. So hält John den Preis von zwei Millionen Euro, die das Grundstück wert sein soll, für viel zu niedrig. Der von der Stadt angebotene Erbpachtvertrag ist wiederum für das Landratsamt nicht tragbar, da der Kreis auch für die Altlasten aufkommen soll, die auf dem ehemaligen Areal des Starnberger Betriebshofes erwartet werden. Zudem ist der Pachtzins aus Sicht der Kreisbehörde viel zu hoch. Einen letzten Kompromissvorschlag stellt daher das Angebot von Roth dar, zum Verkauf des Grundstücks auch noch einen Tausch draufzulegen. Das Areal auf halber Höhe der Hanfelder Straße soll einen Wert von knapp einer Million Euro haben. Ob John beziehungsweise die Mehrheit der Stadträte diesen Vorschlag goutiert, ist offen.

Um das Ganze noch komplizierter zu machen, soll Bürgermeisterin John, wie zu hören ist, nun ein anderes Areal als Tauschobjekt im Blick haben: Es ist ein Eckgrundstück im Gewerbegebiet an der Moosstraße, das derzeit von einer Firma für Hybridsysteme genutzt wird. Früher war dort die Zulassungsstelle untergebracht. Es wäre ein gutes Geschäft für die Stadt. Als frühere Kreiskämmerin wird John auch noch bekannt sein, dass die Pachteinnahmen recht ordentlich sind.

Zur Erinnerung: Der Grund, warum überhaupt über einen Verkauf des Areals am Seilerweg diskutiert wird, geht auf John zurück. Sie hat damals, als der Kreis ein Grundstück für eine FOS vorweisen musste, um vor dem Kultusministerium gut dazustehen, das Areal in der Nähe des Bahnhofs Nord von sich aus angeboten. Eigentlich hatte der Landkreis mit dem Plazet der Kreisräte ein Gelände neben dem Creativ-Center an der Gautinger Straße bevorzugt. Allerdings liegt das Areal im Landschaftsschutzgebiet, was eine Bebauung dort kompliziert gemacht hätte. So entschied man sich für den Seilerweg.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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