Starnberg:Lehrer dringend gesucht

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Der Unterricht für Flüchtlingskinder stellt Grund- und Mittelschulen vor Probleme, auch weil es an Pädagogen fehlt. In Gauting soll nun die zweite Übergangsklasse im Landkreis eingerichtet werden

Von Blanche Mamer, Starnberg

Schule ist so wichtig wie Brot und Wasser, stellt die Kinderschutzorganisation Unicef fest. Sie will ein Viertel der Hilfsgelder (etwa 2,5 Milliarden Euro) in Bildung und psychosoziale Betreuung stecken - in den Flüchtlingslagern in den Krisengebieten. Immerhin 100 Millionen Euro hat Kultusminister Ludwig Spaenle für die Integration von Flüchtlingskinder an bayerischen Schulen versprochen: Die Zahl der Übergangsklassen soll verdreifacht, 2000 neue Lehrer und Psychologen sollen in den Schuldienst eingestellt werden. Doch das ist erst mal Zukunftsmusik.

"Ich hoffe, dass wir zum Halbjahr einige zusätzliche Lehrer einstellen können. Im Moment habe ich keine Reserve, für die Grundschule in Starnberg suche ich dringend nach einer weiteren Lehrkraft", sagt Schulamtsdirektorin Elisabeth Hirschnagl-Pöllmann und erklärt ihre Bemühungen: "Wir haben Lehrer in Teilzeit überredet, mehr Stunden zu übernehmen, wir haben Vorruheständler aktiviert für Deutsch-Intensivierungsstunden. Die Schulleiter und Lehrer schultern derzeit die Hauptlast der Integration, und das mit großem Engagement", so die Starnberger Schulrätin.

1765 Flüchtlinge leben derzeit im Landkreis, 284 sind Kinder im schulpflichtigen Alter (davon 105 unbegleitete Jugendliche). Für die Schule angemeldet werden sie in den Kommunen, in denen sie untergebracht sind. Es kann also sein, dass mit der Eröffnung einer neuen Unterkunft plötzlich 20 bis 30 Kinder auf eine Schule zukommen. Wie in Gauting, wo am Freitag 21 Kinder im Alter von vier bis 16 Jahren mit ihren Eltern in das Asylbewerberheim der früheren Firma Apparatebau eingezogen sind. "Die Schule ist informiert", heißt es aus dem Rathaus. In der Josef-Dosch-Grundschule ist klar: Die Sechs-und Siebenjährigen kommen in die regulären ersten Klassen, mit der Aussicht, im kommenden Jahr wiederholen zu müssen. Zudem wird überlegt, eine Übergangsklasse einzurichten, das heißt, eine Klasse, in der nur Kinder ohne Deutschkenntnisse unterrichtet werden. Die einzige Grundschul-Übergangsklasse bisher ist in Herrsching. Auch hier sitzen die Jüngsten - es sind sieben an der Zahl - in den regulären ersten Klassen. 18 Schüler aus dem Containerdorf in Herrsching und den Unterkünften in Inning und Andechs gehen in die Ü-Klasse. "Vor zwei Tagen standen ohne Ankündigung zwei Mädchen vor unserer Tür, die kein Wort Deutsch konnten. Wir mussten schauen, in welche Klasse sie kommen", sagt Rektor Florian Thurmair. Das sei nicht so einfach, da die Altersangaben öfters angezweifelt werden. "Ein Bub sagt beispielsweise, er sei acht, obwohl er viel zu groß ist, ein anderer gibt an, 15 zu sein, sieht aber aus wie 22. Das zeigt zwar, dass sie lernbegierig sind, doch wir müssen sehen, wie wir damit umgehen", sagt der Schulleiter. Probleme ergäben sich durch die verschiedenen Kulturkreise und die unterschiedliche Sozialisation. Es komme schon vor, dass es am Respekt gegenüber den weiblichen Pädagogen fehle.

Das größte Problem für Thurmaier ist aber das fehlende Personal. "Ich habe alles abgeklappert und für die Mittelschule erfreulicherweise einen Gymnasiallehrer gefunden. Für die Übergangsklasse konnte ich drei Tage vor Ende der Sommerferien einen meiner Lehrer und eine Förderlehrerin gewinnen", berichtet Thurmair. Zum Glück habe er Unterstützung durch den Helferkreis und einige Eltern, die regelmäßig in zwei Schulstunden intensiv Deutsch mit den Schülern übten. "Ohne die Ehrenamtlichen wäre das alles nicht zu stemmen", sagt er. Auch in der Grundschule Stockdorf, in der zwölf Flüchtlingskinder in den Regelklassen unterrichtet werden, sind Patenfamilien und Ehrenamtliche eine große Hilfe. Auch hier gibt es täglich mit Unterstützung des Helferkreises zwei Stunden Deutschförderunterricht, sagt Schulleiterin Heike Beuschlein.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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