Starnberg:Lebensretter, Mentor und Helferin

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Eleonore Zwißler zeigt stolz ihre Urkunde, ebenso wie Knut Lelonek (li.). Peter Trunk, an der Seite von Landrat Karl Roth (re). (Foto: Nila Thiel)

Peter Trunk, Eleonore Zwißler und Knut Lelonek erhalten das Ehrenzeichen für ihre langjährigen, ehrenamtlichen Dienste durch Landrat Karl Roth im Rahmen einer kleinen Feier

Von Christiane Bracht

Drei Menschen, alle drei sehr engagiert, aber auf unterschiedlichen Gebieten. In den Gemeinden, aus denen sie kommen, und in München weiß man ihren Einsatz zu schätzen. Denn ohne ihre Hilfe würde die Wasserwacht am Pilsensee nicht so gut funktionieren, wären viele alte und kranke Leute auf sich allein gestellt, besonders schwierig wäre es für die, die kein gutes finanzielles Polster haben, und Strafgefangene täten sich bedeutend schwerer, den Weg zurück in die Berufswelt oder überhaupt in die Gesellschaft zu finden. Das weiß auch der Freistaat zu würdigen. Deshalb hat Ministerpräsident Horst Seehofer jetzt Peter Trunk, Eleonore Zwißler und Knut Lelonek mit Ehrenzeichen für ihre langjährigen ehrenamtlichen Dienste bedacht. Im Rahmen einer kleinen Feier händigte sie Landrat Karl Roth aus.

Leben retten am Pilsensee

Peter Trunk ist mit nur 45 Jahren mit Abstand der Jüngste der drei ehrenamtlich Engagierten. Von Kindheit an verbrachte der Münchner seine gesamte Freizeit am Pilsensee, denn die Familie hatte dort einen Wohnwagen, zu dem sie praktisch jedes Wochenende fuhr. Eines Tages, Trunk war ein Teenager, überredete ihn ein Freund vom Campingplatz, den Freischwimmer zu machen. Kurz darauf schlossen sich die beiden einer Jugendgruppe an und begannen sich in der Wasserwacht zu engagieren. Das war 1985. Als die Einheimischen mehr und mehr in den Verein drängten, ließen sich Trunk und seine Freunde vom Campingplatz nicht vertreiben. Sie machten eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer und nahmen schließlich ihren Beobachtungsposten am Ufer des Sees ein. Wenn Trunk nicht dort war, dann kümmerte er sich um die Jugendgruppe, baute sie auf, gab Kurse und half Struktur in den Verein zu bringen. Er lebte bald nur noch für die Wasserwacht, wenn er nicht am See half, Leben zu retten, saß in den Hinterzimmern des Vereins und debattierte leidenschaftlich im Vorstand. Denn er war von 1989 bis 2004 Vorstandsmitglied, von 1992 bis 2001 Kreisjugendleiter, die meiste Zeit davon auch Bezirksjugendleiter für Oberbayern. Zudem saß er zwölf Jahre im Haushaltsausschuss des Bayerischen Roten Kreuzes. Die Wasserwacht zollte ihm Anerkennung, er bekam die silberne und die goldene Medaille und auch die BRK Ehrennadel in Silber. Jetzt überreichte ihm Roth auch das Ehrenzeichen für 25-jährige Dienstzeit beim Bayerischen Roten Kreuz, denn die Wasserwacht gehört zum BRK. Heute ist Trunk nicht mehr ganz so aktiv. Er steht nur noch vier Mal im Jahr als Rettungsschwimmer am Pilsensee, seine Ämter hat er bereits mit 30 Jahren an andere abgegeben. "Ich habe viel erreicht, sehr viel Zeit darein investiert, aber ich muss das nicht bis ins hohe Alter machen", sagt er. "Irgendwann dürfen auch mal andere ran." Inzwischen ist er seit 31 Jahren Mitglied bei der Wasserwacht. Auch wenn die Auszeichnung spät kam, so freut er sich doch darüber. Seine Kinder kommen übrigens auch regelmäßig zum Pilsensee, wenn auch nicht jedes Wochenende.

Im Einsatz für Alte und Kranke

"Ich bin mit Herz und Seele Kraillingerin", sagt Eleonore Zwißler, die nun ebenfalls von Roth für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Ihr großes Engagement für den Ort begann nach dem Tod ihres Mannes 1980. "Man muss was tun, um das zu verkraften", erklärt sie. Und sie wollte, dass ihre beiden Kinder lernen, dass man sich "nicht einfach hinsetzen darf und heulen". Trotz langer Familienpause glückte ihr der Einstieg ins Berufsleben. Gleichzeitig trat die Berufsschullehrerin in die CSU ein. An der Seite von Altbürgermeister Dieter Hager arbeitete sie lange im Vorstand mit, bis sie 1995 schließlich den Vorsitz übernahm. Seit 1990 sitzt sie auch im Gemeinderat, 17 Jahre lang als Vizebürgermeisterin - natürlich an der Seite von Hager. Sie kümmerte sich schwerpunktmäßig um Soziales, anfangs vor allem um Kinderbetreuung, etwa eine weitere Hortgruppe oder eine Krabbelgruppe für Kinder. Seit einigen Jahren macht sie sich aber vor allem für Senioren stark. Während Hager nun schon seit vielen Jahren seinen Ruhestand genießt, ist Zwißler noch immer sehr aktiv, organisiert jeden Monat ein Seniorencafé, engagiert sich beim Verein Betreutes Wohnen zu Hause, hört sich als Seniorenbeauftragte des Gemeinderats die Probleme der älteren Leute an und versucht Lösungen zu finden. Seit 1996 ist die inzwischen 81-Jährige auch im Stiftungsrat der Charlotte-und-Herrmann-Schober-Stiftung. Zweck dieser Stiftung ist es, alten, bedürftigen, behinderten und kranken Menschen zu helfen. Und genau das hat sich Zwißler zur Lebensaufgabe gemacht. So baute die Kraillingerin einen Besuchsdienst in beiden Kraillinger Altenheimen auf, finanzierte einen Nachtdienst auf der Palliativstation des Starnberger Krankenhauses und eine weitere Pflegekraft in den Altenheimen, die sich vornehmlich um die Beschäftigung der Bewohner kümmern sollte und organisierte Alzheimersprechstunden. Vor kurzem half sie einen Fahrdienst für Senioren aufzubauen, die nicht mehr beweglich genug sind, allein aus dem Haus zu kommen. "Der floriert", sagt sie stolz. Ihr neuestes Projekt ist nun ein Betreutes Wohnen um das Caritas Altenheim herum. Dort soll auch eine Tagespflege eingerichtet werden, die den Angehörigen die Möglichkeit gibt, tagsüber andere Dinge zu erledigen, vielleicht sogar berufstätig zu sein. Es wäre die einzige Einrichtung dieser Art weit und breit. "Ich freue mich, wenn ich jemandem helfen kann", sagt Zwißler. Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. "Das ist mein Leben. Ich kann mir nicht vorstellen, eines Tages schon beim Frühstück Fernsehen zu schauen." Sie will lieber "was Sinnvolles" machen.

Mentor für Strafgefangene

Knut Leloneks heimliche Leidenschaft ist Psychologie. Immer wenn der Maschinenbauingenieur abends heim kam, entspannte er nicht am Starnberger See, im Biergarten oder vor dem Fernseher. Er las, war gefesselt von Nietsche, Schopenhauer und Veit Lindau, beschäftigte sich immer mehr mit Bewusstseinsforschung und mit der Frage, wie der Mensch funktioniert und fühlt. "Ich habe gesehen, wie unzufrieden manche Leute sind, obwohl sie beruflich viel erreicht haben, sich alles leisten können und eine nette Frau und Kinder zu Hause haben. Aber irgendetwas fehlte ihnen trotzdem - ein tieferer Sinn", erklärt der Starnberger. Hat er selbst auch eine derartige Krise durchlebt? "Nein, ich bin in liebevollen Verhältnissen aufgewachsen", sagt der 76-Jährige. "Aber 90 Prozent der Menschen haben eine falsche Betriebsanleitung mit auf den Weg bekommen. Sie sind dazu erzogen worden, sich selbst nicht zu mögen", davon ist Lelonek inzwischen überzeugt. Anfang der 1980er Jahre begann er Seminare in seinem Betrieb abzuhalten. Anfangs waren es vor allem technische Themen, doch zunehmend begann er auch seine psychologischen Erkenntnisse weiterzugeben und verbesserte so in manchen Abteilungen das Klima.

Auch ehrenamtlich öffnete er vielen die Augen, die in einer Krise steckten, indem er Vorträge oder ein Seminar gab oder sogar private Familienberatungen. "Den Leuten fehlt das Selbstwertgefühl", diagnostiziert der Starnberger. "Sie leben nach Vorschriften und führen Befehle aus, weil sie sich verpflichtet fühlen. Wenn sie sich selbst für ihre Taten entscheiden würden, wären sie ihr eigener Herr im Haus."

Sein wohl interessantestes ehrenamtliches Projekt sind Kurse, die er Strafgefangenen in Stadelheim gibt, damit diese sich nach ihrer Haftentlassung wieder in die Gesellschaft eingliedern können, um ein normales Leben zu führen. "Die Gefangenen haben einen großartigen, wunderbaren Kern, aber sie sind irgendwo falsch abgebogen", sagt Lelonek. Seit einigen Jahren versucht er mit dem Verein Leonhard, ihnen den Weg in eine selbständige Beschäftigung zu ebnen. Dazu gehört eine gewaltfreie Kommunikation zu trainieren, ihnen unternehmerisches Denken beizubringen, aber auch sie für Bewerbungen fit zu machen. "Sie haben Eigenschaften die ein Selbständiger braucht: Risikobereitschaft, Kreativität und Durchsetzungsvermögen", weiß Lelonek. In den Kursen schult der Starnberger auch die Persönlichkeit der Leute. Dabei hat er nicht nur 20-Jährige, sondern auch viele Ältere in den Schulungen, manche sind sogar schon Ende 50. Einige begleitet er auch nach der Haftentlassung noch als Mentor, um sie bei ihren Bemühungen, Fuß zu fassen, zu unterstützen. Die meisten empfinden es als große Bereicherung, sagt Lelonek. Und die Statistik unterstreicht das: Nur etwa zehn Prozent der Schulungsteilnehmer landen später wieder im Gefängnis. Das ist vergleichsweise sehr wenig, denn normalerweise liege die Rückfallquote bei 46 Prozent, weiß der 76-Jährige. Besonders stolz ist er auf die etwa 50 Dankesbriefe, die ihm seine Schützlinge geschrieben haben.

Aber Lelonek hilft nicht nur Straftätern, er hat auch schon vielen Studenten, die ein Startup gründen wollten, auf die Sprünge geholfen. Ehrenamtlich begleitet er sie, berät sie beim Schreiben von Businessplänen und hilft ihnen die Firma zum Laufen zu bringen.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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