Starnberg:Lauter nette Worte

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Der Vorstand der Starnberger Tafel: Richard Sterling (v. li.), Tanja Unbehaun, Erika Ardelt, Edith Klemm, Martina Klein und Marcella Pechaty. (Foto: Arlet Ulfers)

Tafel-Gründerin Edith Clemm ist nun Ehrenmitglied

Von Christiane Bracht, Starnberg

Loslassen ist nicht leicht. Das weiß kaum jemand besser als Edith Clemm. Vor 18 Jahren hatte Edith Clemm begonnen, unverkäufliche Lebensmittel in Geschäften zu organisieren, um sie an Bedürftige weiterzugeben. Mit viel Engagement und Herzblut und einem "wunderbaren Team" baute sie die Tafel jeden Donnerstag bei Wind und Wetter im Hof der evangelischen Kirche auf und half so Unzähligen, im Alltag besser über die Runden zu kommen. Doch Ende Januar warf Clemm verärgert ihre Schürze hin und sagte: "Dies ist nicht mehr meine Tafel, die ich vor 18 Jahren gegründet habe." Lange hatte sie überlegt, ob sie überhaupt zur ersten Mitgliederversammlung des neuen Tafelvereins kommen sollte. Schließlich ließ die 80-Jährige sich überreden. Jetzt ist sie Ehrenmitglied. Unter anhaltendem Beifall überreichte ihr Dieter Heinze im Namen der Mitarbeiter gleich zu Beginn der Versammlung am Dienstag einen großen Blumenstrauß. Denn viele Helfer und Bedürftige vermissen die Gründerin noch immer. Die Starnberger Tafel ist eben noch immer eng mit dem Namen Clemm verbunden.

"Die Ehrung rührt mich schon ein bisschen", sagte die 80-Jährige. "Damit habe ich wieder einen Zipfel meiner geliebten Tafel zurück." Sie nutzte aber auch die Gelegenheit zur Kritik: "Irgendwann hieß es, die Alten sollen gehen. Wir machen alles anders, effektiver. Es solle nun Zucht und Ordnung auf dem Platz herrschen. Fast alle Alten sind seither gegangen." Dann schlug sie versöhnlichere Töne an: "Ich sehe ein, es muss einen Wechsel geben. Meinen Segen haben Sie. Ich bitte nur darum, das Herz nicht zu vergessen." Denn die Tafel sei immer auch ein Ort gewesen, an dem die Bedürftigen offen kommunizieren konnten und wo sie gerne gesehen seien.

Der jetzige Leiter Detlev Wagner betonte, dass die Tafel auch eine humanitäre Verpflichtung gegenüber den Flüchtlingen habe. Man könne Stolz darauf sein, einen Weg gefunden zu haben, Einheimischen und neu Hinzugekommenen die gleichen Rechte einzuräumen. "Das ist nicht selbstverständlich", sagte er. "Es ist eine große Herausforderung." Die neue Vorsitzende Erika Ardelt lobte ihn, wie "hervorragend" er "den Flüchtlingsansturm" in den vergangenen zwei Jahren bewältigt habe. Es gebe kein Gerangel bei der Tafel, versicherte Wagner. Es würden dieselben Helfer wie bisher weiterarbeiten. "Das zeigt, wie eng wir uns verbunden fühlen", sagte er. Er selbst arbeite seit acht Jahren mit und habe Freude an der Tafelarbeit. Wagner ist nun im Beirat.

Man sei aber auf Unterstützung angewiesen, denn mit Mitgliedsbeiträgen allein sei die Tafelarbeit nicht finanzierbar, sagte Wagner. Heinrich von Hohberg vom Lions-Club versprach kurz vor seiner Wahl zum Beirat Hilfe: "8000 Euro liegen in der großen Rücklagenkiste und warten nur auf ein Zeichen." Diese würden schon "Luft unter die Flügel" des Vereins pumpen. "Das Konto gibt es schon", erklärte Stadtrat Patrick Janik, der im Gründungsvorstand mitgearbeitet hatte. Sobald der neue Vorstand gewählt sei, werde er das Vermögen übergeben, sagte der Vorsitzende des Diakonievereins Hans-Rainer Schuchmann, der bisher für die Tafel zuständig war.

150 Mitglieder hat der Tafelverein in den vergangenen Wochen gewinnen können. "Das ist eine solide Basis, die wir uns gewünscht haben", sagte Janik. Gut 70 Mitglieder waren zur Wahl gekommen. "Knapp 50 Prozent. Das ist angenehm", kommentierte Janik. Alte und neue Vorsitzende ist nun Erika Ardelt, vertreten wird sie von Tanja Unbehaun. Um die Finanzen will sich künftig Marcela Pechaty kümmern, Protokolle fertigt Martina Klein an und als weiterer Vorstand arbeitet Richard Sterling mit. Um diese Position hatten sich auch Patrick Smith und Marion Berger beworben. Sie erhielten jedoch zu wenig Stimmen.

Im Beirat sitzen neben Wagner und von Hohberg, Bürgermeisterin Eva John, Pfarrer Hans-Martin Schroeder, Schuchmann, Janik, Michael Ramstetter und Bärbel Wanske, die schon seit 14 Jahren bei der Tafel mitmacht. Sie will sich um die Sponsorenbetreuung kümmern. Einzige Bedürftige im Führungsgremium ist Marianne Kadanik.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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