Protest in Leutstetten:Kürzer, höher und weiterhin umstritten

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Anlieger wehren sich gegen die aktualisierten Pläne für den Bau einer Reithalle am Ortsrand. Ein Beschwerdebrief mit 60 Unterschriften liegt schon im Rathaus. Nächste Woche berät der Bauausschuss

Von Peter Haacke, Starnberg

Der geplante Bau einer Reithalle im Starnberger Ortsteil Leutstetten, den das Landratsamt im Februar 2014 genehmigt hat, erregt erneut die Gemüter der Anwohner. Zähneknirschend schienen sich die Leutstettener mit dem Bauwerk - eine tiefer gelegte Reithalle mit begrüntem Flachdach - abgefunden zu haben. Doch nun kochen die Emotionen erneut hoch, denn die Bauwerberin will die ursprünglich eingereichten Pläne ändern: Demnach soll die Halle sieben Meter kürzer werden, aber auch 2,50 Meter höher in den Himmel ragen. Der Blick ins Alpenvorland, so befürchtet man in Leutstetten, wäre durch die umstrittene Halle dann endgültig verbaut.

Seit Jahren wird in dem Dorf um die Reithalle gestritten. Die meisten Bewohner lehnen das Vorhaben ab, und auch im Starnberger Stadtrat war man skeptisch. Mehrfach befassten sich die politischen Gremien schon mit dem geplanten Objekt im Außenbereich: Die Aufstellung von Bebauungsplänen wurde beschlossen und es gab Ortsbesichtigungen, diverse Verhandlungen zwischen Anwälten sowie den Versuch, über einen städtebaulichen Vertrag Einigung zu erzielen - alles vergeblich. Am Ende stand im Februar vergangenen Jahres die Entscheidung des Landratsamts, dass der Bau der Reithalle im Außenbereich aufgrund seiner Privilegierung zu genehmigen sei. Entscheidend aus Sicht der Behörde war eine Expertise des Landwirtschaftsamtes in Weilheim, das der Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin Angelika Krebs von Hau aus München, die "aus Passion" nun lieber Landwirtin werden möchte, im Hinblick auf Pferdehaltung allerbeste Referenzen unterstellte.

Wo seit Jahrzehnten ein freier Platz ist, soll schon bald eine Halle für Reitfreunde entstehen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seither war nichts mehr zu hören zum strittigen Thema, über eine weiterhin anhängige Klage gegen den Bau ist noch nicht entschieden. Doch nun scheint erneut Bewegung in die Angelegenheit zu kommen, denn Krebs von Hau hat im April einen neuen Bauplan als Tekturänderung eingereicht. Zwar ist die Halle auf dem bislang unbebauten Reitplatz in der neuen Version etwas kleiner, aber auch 2,46 Meter höher als bislang geplant. Und statt eines begrünten Flachdachs soll nun ein Satteldach entstehen. Unklar ist jedoch, wo Mistlege, Heu- und Strohlager sowie Hindernislager entstehen sollen: Sie tauchen im jüngsten Bauantrag nicht mehr auf.

Die Änderungen hat die Anwohner auf den Plan gerufen: In der Vorwoche ging ein Brief mit 60 Unterschriften an Starnbergs Bürgermeisterin Eva John, am Dienstag wurden die Stadträte informiert. "Aus unserer Sicht stellt die jetzt eingereichte Änderung eine komplett neue, für viele Leutstettener Bürger nicht akzeptable Planung der Reithalle dar", heißt es in dem Schreiben. Dabei hoffen die Beschwerdeführer auf den Bauausschuss, der sich voraussichtlich am Donnerstag, 18. Juni, erneut mit der Angelegenheit befassen wird, sowie den Stadtrat, der möglicherweise am 29. Juni abschließend entscheiden wird.

Bei einer Ortsbesichtigung 2013 präsentierte Eigentümerin Angelika Krebs vom Hau (Mitte) ihre mittlerweile geänderten Pläne. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die politische Stimmungslage im Stadtrat ist noch diffus. SPD-Stadträtin Christiane Falk etwa ist erstaunt darüber, dass bereits genehmigte Baupläne nachträglich noch geändert werden können und fordert eine genaue Prüfung. CSU-Chef Stefan Frey findet es "bemerkenswert, wie man sich in eine dörfliche Gemeinschaft einbringt und die Nachbarn derart vor den Kopf stößt". Auch in den übrigen Fraktionen dürfte es keine allzu große Begeisterung geben für das Vorhaben.

Für Krebs vom Hau indes gibt es handfeste Argumente für die Änderungen: Die Tieferlegung der Halle sei wegen des Grundwassers problematisch, betonte sie, und ein begrüntes Flachdach sei zu aufwendig; ihre Planer hätten dringend abgeraten. Zudem befinde sich der vielfach beanstandete Misthaufen nun nicht mehr mitten im Dorf. Entscheidendes Argument aber dürfte sein, dass der Bau einer Standard-Reithalle, die mit Holz verkleidet überdies "viel besser ins Dorf passt", rund 600 000 Euro kostengünstiger ausfiele.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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