Starnberg:Kritik an Verkehrsplänen

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Alt-Landrat Heinrich Frey spricht von "Ablenkungsmanöver"

Die Bürgerversammlung am Montag in der Hirschangerhalle zum Thema Verkehrsberuhigung, bei der das Ingenieurbüro SHP (Hannover) gemeinsam mit der Starnberger Stadtverwaltung rund 250 Zuhörern erste Überlegungen für eine Entlastung des Wohngebietes zwischen Hanfelder Straße und Bahnlinie präsentierte, hat politischen Nachhall gefunden. Übereinstimmend kritisieren CSU und Bürgerliste, dass das SHP-Konzept nur auf einer Verkehrsvergrämung und damit einer Verlagerung in andere Wohngebiete zu Lasten der jeweiligen Anwohner beruhe.

Alt-Landrat Heinrich Frey bezeichnete die Anwohnerversammlung als "aufwendiges Ablenkungsmanöver der politisch Verantwortlichen", die sich vor der eigentlichen Herausforderung drücken, das Verkehrsaufkommen in Starnberg durch B2-Tunnel oder Umfahrung wirksam zu verringern. Auch ohne die aufwendige Verkehrszählung durch SHP "war längstens bekannt, dass unser Wohnquartier am Durchgangs- und Schleichverkehr erstickt", schreibt der Alt-Landrat. Es sei mehr als ärgerlich von städtischer Seite vorgegaukelt zu bekommen, dass lediglich kosmetische Maßnahmen der Verkehrslenkung und ein paar Verkehrsschilder Erleichterung bringen könnten. Zeit, Energie und Geldmittel würden für "verkehrliche Kinkerlitzchen" verschwendet.

Ähnlich interpretiert die CSU das Vorgehen von Bürgermeisterin Eva John, die den Stadtrat als politisch entscheidendes Gremium bei der Thematik bislang außen vor ließ. "Anstatt Scheinlösungen voranzutreiben und Symptome zu bekämpfen, sollte die Bürgermeisterin endlich ihr Wahlversprechen einlösen, für das ihr viele Wähler das Vertrauen ausgesprochen haben - nämlich Starnberg vom Durchgangsverkehr zu entlasten", schreibt Ortsvorsitzender Stefan Frey. Die CSU werde vernünftige Regelungen, etwa umfassende Geschwindigkeitsreduzierungen, mittragen. Doch durch das von der Bürgermeisterin geplante Einbahnstraßensystem müssten die Wohngebiete im Starnberger Norden noch mehr leiden. "Da wird die CSU absolut nicht mitmachen", schreibt Frey, "auch nicht bei einem Probeversuch".

Für die Bürgerliste (BLS) ist es höchst fraglich, "ein Verkehrskonzept nur isoliert für einen Stadtteil zu diskutieren ohne die daraus folgenden Nachteile für benachbarte Wohngebiete zu nennen". Für Klaus Rieskamp hat die Diskussion gezeigt, "dass man wieder einmal nur an den Symptomen und nicht an den Wurzeln des Übels herumdoktert". Der Versuch, Linderung beim Durchgangsverkehr zu schaffen, wird von der BLS begrüßt. Einigen vorgestellten Lösungen fehlten jedoch die Probleme: Gemeint sind Tempobeschränkungen in Gebieten, in denen sowieso nicht schnell gefahren werden kann. Zudem befürchtet man "Verschlimmbesserungen" durch ein Einbahnstraßensystem. Die BLS zieht daraus allerdings - anders als die CSU - die Erkenntnis, dass "eine Nordost-Umfahrung als eigenständige Lösung dringend benötigt wird, in diesem Fall jedoch nicht als Alternative und oder gar Contra-Position zum B2-Tunnel".

© SZ vom 10.11.2016 / phaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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