Starnberg:Kontraste in Kohle und Kirsche

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Kristina Siegel und Stefanie von Quast nehmen den Menschen und seine Welten in den Fokus

Von Katja SEBALD, Starnberg

Um den Menschen und seine Dinge geht es in der vorerst letzten der von Marlen Peix und Karin Pfab kuratierten Ausstellungen im "Temporären Kunstsalon" Starnberg: Die Installationskünstlerin und Zeichnerin Kristina Siegel stellt dort zusammen mit der Malerin und Bildhauerin Stefanie von Quast unter dem Titel "Welten" aus.

Die gebürtige Dresdnerin Siegel studierte Architektur, Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Vor diesem Hintergrund sind wohl auch ihre Installationen zu sehen, die stets den ganzen Raum im Blick haben, in Starnberg sogar noch mehr: "Meine Welt" heißt die Arbeit, die sie hier zeigt. Sie besteht aus einem mehrteiligen Stillleben aus Flaschen, Gläsern und Tellern, die auf dem Boden wie zufällig angeordnet sind. Außerdem liegt dort ein Paar Bergstiefel, als wäre es vergessen worden. Allerdings sind diese Dinge fast substanzlos, denn die Künstlerin hat Geschirr, Schuhe und sogar das Fenster aus transparentem Seidenorganza genäht. Dieses hauchzarte, gleichsam im Raum schwebende Arrangement gestattet einen Blick auf zwei Wände, die sich sozusagen in weiter Ferne befinden: Dort sind Zeichnungen und Drucke mit Hochgebirgsmotiven zu sehen. Sie entstanden auf Wanderungen in den italienischen Westalpen, im Piemont und im Aostatal.

Kristina Siegels Kohlezeichnung "Gletscher Grandes Jorasses" wird in Starnberg gezeigt. (Foto: Georgine Treybal)

Dazu schreibt die Künstlerin: "Für mich sind Berge Orte von Weltflucht, der Unendlichkeit, der Einsamkeit und der Stille. Sie führen mir die Endlichkeit menschlichen Daseins immer wieder vor Augen." Mit dem Blick durch das Fenster und den Bergstiefeln möchte sie einen narrativen Zusammenhang zwischen einem geselligen Abend zu Hause und dem fernen Sehnsuchtsort Gebirge herstellen. Die eigentliche Qualität ihrer Arbeit ist aber vor allem in den Zeichnungen zu finden, in denen sie zumeist mit Kohle sehr gekonnt zwischen Naturdarstellung und Abstraktion variiert. Dabei fängt sie scheinbar mühelos Naturstimmungen ein, ohne sich in Details zu verlieren. Schade ist allerdings, das diese subtilen Arbeiten hier in sehr banalen Rahmen hinter Glas "eingesperrt" wurden und dadurch auch der Zusammenhang zu den textilen Objekten verloren geht.

Auch Stefanie von Quasts Acrylbild "Fernruf" ist zu sehen. (Foto: Georgine Treybal)

Die übrigen beiden Galerieräume sind wie auch das Entree und der Garten den Arbeiten von Stefanie von Quast vorbehalten. Sie bedient hinsichtlich des Materials und der Technik ein sehr breites Spektrum, widmet sich thematisch aber fast ausschließlich der menschlichen Figur. Die Malerin und Bildhauerin absolvierte neben Studien in Malerei und Zeichnung auch eine Ausbildung in Bildhauerei, ist aber eigentlich diplomierte Grafikdesignerin.

Bei den figürlichen und meist eher naturalistischen bildhauerischen Arbeiten gibt es neben Kastanienholz, Eiche, Walnuss und Kirsche auch auffällig farbige Steine und ungewöhnliche Materialkombinationen wie etwa Bergkristall mit Neusilber oder Achat mit Bronze - und damit auch Verbindungen von Skulptur und Plastik. Auf der Leinwand sind die menschlichen Figuren meist eher vereinfacht dargestellt, stets ausgehend von der Zeichnung werden sie mittels Spachteltechniken und mehrschichtigem Farbauftrag zuweilen beinahe reliefartig herausgearbeitet. Oftmals geht es um Paarsituationen, um Umarmungen und Zuwendung, zuweilen aber auch um ein sehnsuchtsvolles Warten, das in einer ganzen Serie von Bildern mittels eines ins Bild montierten schwarzen Telefons dargestellt wird. Im Ausstellungsraum ist dann auch das altmodische Telefon selbst aufgestellt, das als Motiv für diese Fotozitate diente.

"Welten" ist noch bis 12.12. in der Josef-Jägerhuber-Str. 5 in Starnberg zu sehen. Am letzten Ausstellungstag findet um 15.30 Uhr eine weihnachtliche Märchenlesung mit Ilse Trautmann statt.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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