Starnberg:König an Bord

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Dieses Bild vom BYC-Hafen stammt aus dem Jahr 1950 oder 1951. In verschiedenen Ausschnitten liegt es in den Fotoarchiven von Wolfram Müller und Monika Sedlmayr-Groeger. (Foto: Bayerischer Yacht-Club)

Der Bayerische Yacht-Club in Starnberg genießt seit seiner Gründung vor genau 130 Jahren den Rückhalt der Wittelsbacher. Mittlerweile hat der Verein 1000 Mitglieder und feiert Erfolge bei nationalen und internationalen Segelregatten. Auf dem Club-Gelände sollen einige Anlagen und Gebäude modernisiert werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Bayerische Yacht-Club (BYC) feiert Geburtstag: Vor genau 130 Jahren wurde der größte und älteste süddeutsche Segelclub in einem kleinen Pavillon des Anwesens von Hofrat Edgar Hanfstaengl am 18. August 1888 in Tutzing gegründet. Zwölf Männer - vor allem Münchner - riefen den "Segler-Verein Würmsee" ins Leben, 1909 wurde der Verein in "Bayerischer Yacht-Club" umbenannt. Seither blickt der BYC mit aktuell etwa 1000 Mitgliedern - ein Viertel davon Kinder und Jugendliche - auf eine wechselvolle und spannende Geschichte zurück. Eine Feier zum Geburtstag wird es diesmal allerdings nicht geben: Erst vor fünf Jahren war das Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen mit einem Festakt und der Herausgabe einer Chronik gewürdigt worden.

Die Segler des BYC sind bei nationalen und internationalen Wettfahrten sowie auf dem Heimatrevier des Starnberger Sees erfolgreich. Sie beeinflussten über Jahrzehnte hinweg den deutschen Segelsport. Der Club verdankt sein sportliches Renommee, seine Lage und seine Gebäude in Starnberg am Nordufer des Sees vielen Menschen: Seinen Gründern, den heutigen Mitgliedern und Förderern sowie den haupt- und ehrenamtlichen Helfern. "Mit großem Engagement, Zeitaufwand sowie großzügigen Spenden haben sie unseren Club zu dem gemacht, was er heute ist", heißt es dazu in der Chronik.

Der Bayerische Yacht-Club verschrieb sich von Beginn an dem Regattasport, fördert seit 1971 auch die segelnde Jugend. Der Nachwuchs wird seither intensiv betreut, die Erfolge der Jugend- und Juniorenabteilung auf internationalen Regattastrecken in den verschiedenen Klassen sprechen für sich: Gefördert werden die olympischen Bootsklassen Finn Dinghy, Laser, Laser Radial, 49er, 49er FX, 470er, Nacra 17 (Katamaran) und das Surfbrett RS:X sowie die Jugendklassen Optimist, 420er und 29er. Hinzu kommen Starboot, H-Boot, L95, Drachen, Traditionsklassen, Melges 20 und 24, J70 (alle Kielboote) sowie Laser 4.7 und Moth. Sportliches Aushängeschild ist außer der Jugend das Engagement in der Deutschen Segel-Bundesliga, in der die BYC-Crew unter 18 Teilnehmern derzeit auf Rang 5 rangiert vor den bayerischen Konkurrenten DTYC Tutzing (13.) und Münchner YC (10.) Der BYC erfreut sich bis heute der Förderung durch Mitglieder des bayerischen Königshauses. Innerhalb von sechs Monaten seit seiner Gründung wurde Prinz Ludwig von Bayern, der spätere König Ludwig III., Protektor des Clubs. Mit Unterstützung dieses begeisterten Seglers wurde der Verein schnell am Nordende des Starnberger Sees heimisch. Geprägt wurde der Club vor allem von Hugo Kustermann, der den Verein mit gegründet hatte. 1899 war er der erste bayerische Segler, der mit seinem Schiff bei der Kieler Woche startete. Kustermann war Präsident des Vereins von 1903 bis 1911 und von 1919 bis 1933.

Das idyllisch gelegene Vereinsgelände dominiert das 2004 errichtete Clubhaus mit Casino, Geschäftsstelle und Kojen für Casino-Personal oder Mitglieder. Aus dem alten Clubhaus sind darin originalgetreu das Schiffer-Stüberl und das Kustermann-Zimmer eingebaut. Hinzu kommen zwei historische Gebäude, die zu den ältesten in Starnberg zählen dürften: Die Bootshalle ist nach dem höfischen Prunkschiff "Bucentaur" von 1662 benannt. Dieses ließ Bayerns Kurfürst Ferdinand Maria nach venezianischem Vorbild als 32 Meter lange, dreistöckige Galeere für höfische Feste bauen. Als Unterstand wurde eine Bootshalle errichtet. Mit dem Ende der Bucentaur im Jahr 1758 verfiel auch die Halle. Erst 1803, kurz vor Gründung des Königreichs Bayern ließ Max IV. Joseph erneut ein Leibschiff auf Kiel legen: die 21 Meter lange "Carolina". Dazu entstand an gleicher Stelle unter Verwendung noch nutzbaren Materials eine neue, etwas kleinere Bootshalle, eben die heute noch stehende Bucentaur-Halle. Schon kurz nach seiner Gründung 1888 pachtete der Segler-Verein Würmsee Anfang 1889 die "königliche große Schiffhütte". Sie steht ebenso unter Denkmalschutz wie das "Bach-Häusl". Es wurde 1724 in traditioneller Blockhaus-Bauweise für den Schiffsmeister der damaligen höfischen Flotte errichtet. Seither bewohnte es stets der Schiffsmeister, der 1889, als es der Segler-Verein Würmsee pachtete, Bach hieß. Noch heute wohnen darin die BYC-Bootsleute.

Trotz aller Tradition ist der BYC ein moderner Verein, der unter Leitung des Vorsitzenden Michael Steiner und unter der Regie von Club-Manager Ilja Wolf optimistisch in die Zukunft blickt. Eine aufwendig gestaltete Homepage informiert über die den Club betreffenden Ereignisse, neu hinzugekommen ist ein Lexikon, das sich allen möglichen Themen von A wie "Abend des Sports" bis Y wie "Yachten" widmet.

In den nächsten drei Jahren ist der Bau eines Gebäudekomplexes als Ersatz für die marode Fliegerhalle, das Seehaus und eine alte Werkstatt geplant. Zudem soll eine neue Slip-Anlage für Sportboote und Jollen installiert werden. Freilich ist die Mitgliedschaft im Club nicht umsonst: 1000 Euro kostet der Jahresbeitrag, für Kinder, Jugendliche und Familien gibt es Sondertarife.

Wer Mitglied werden will, benötigt zwei Bürgen aus dem Verein; nach zwei Jahren außerordentlicher Mitgliedschaft entscheidet ein Gremium über die endgültige Aufnahme.

Der Gründungstag des Traditionsreichen Vereins wird heuer nicht sonderlich gewürdigt. Es wird die Regatta um den "Elfi-Pokal" für H-Boote ausgetragen - das war's. Die Feierlichkeiten beschränkten sich auf mehrere kleine Feiern, Sommerfest und Clubmeisterschaften. Zumal Wolf sich für die Saison im nächsten Jahr um die Junioren-Bundesliga und den Nachwuchs am Gardasee kümmern muss.

© SZ vom 18.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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