Starnberg:Klügere Mädchen, tanzende Jungs

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Sechs Gymnasien im Landkreis verabschieden ihre Abiturienten mit Festakt und Ball.

Am Ende scheint dann doch die Sonne: Die 125 Abiturienten des Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasiums lassen auf dem Schulhof Luftballons steigen, bevor sie in der Turnhalle endlich in Händen halten dürfen, wofür sie jahrelang gebüffelt haben - ihre Abschlusszeugnisse. "Das Witzigste war eine Aerobic-Aufführung, bei der ein paar Jungs aus dem Sportkurs ein kleines Tänzchen aufgeführt haben", erzählt Luisa Mazanec, 17, die das Programm mit Anton Virnekäs, 18, und anderen Schülern gestaltet hat. Die Abiturrede hielten Tom Wagner-Manslau, Florian Natter und Daniel Knaier über den (wieder einmal) beginnenden Ernst des Lebens. Der Sekt war schnell ausverkauft, es gab ja auch viel zu Feiern: Mehr als jeder dritte Gautinger Abiturient darf sich über eine Eins vor dem Komma freuen.

Das Landschulheim Kempfenhausen feierte in Wolfratshausen in der Loisachhalle. Neben dem üblichen Prozedere von Buffet und Laudatio wurden unter den 53 Abiturienten auch eine Ballkönigin samt Ballkönig gewählt - unter der Leitung der beiden Oberstufenlehrer Andrea Reichart und Michael Seiler.

Etwas traditioneller ging es in Starnberg zu, wo das Gymnasium seinen Abiturjahrgang in der Schlossberghalle zelebrierte. Der Feststimmung wurde allerdings zu Beginn ein kleiner Dämpfer verpasst, da Bürgermeisterin Eva John kurzfristig absagen musste. Die Rede übernahm die Dritte Bürgermeisterin Iris Ziebart. Sie mahnte, die neu gewonnene Freiheit mit Verantwortung zu genießen. Neben Sonderpreisen für besondere Leistungen in den Fächern Physik, Latein, Mathe und Chemie wurden die zehn besten Absolventen mit den Schnitten 1,0 bis 1,3 mit einem Buchpreis des Elternbeirats ausgezeichnet. "Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort", sagte Uta Lechner, stellvertretende Direktorin. "Auch in diesem Jahr haben die jungen Damen deutlich besser abgeschnitten als die Herren." Von den 126 Absolventen waren elf in die Nachprüfung gegangen. Letztlich hatten drei Prüflinge nichts zu feiern.

In Dießen versuchte Schulleiter Alfred Lippl den Abiturienten die Furcht vor einer unkalkulierbaren Zukunft zu nehmen. Ausgehend vom Foto "Kristallkugel" des Schülers Lukas Graf, das auf der Einladung zur Feier abgedruckt war, zitierte der Oberstudiendirektor Ovid: "Tempora mutantur, nos et mutamur in illis (Die Zeiten ändern sich und wir uns in ihnen)". Durch den steten Wandel, der in der gegenwärtigen politischen Lage leider viele Beispiele von zuvor nicht vorstellbaren Veränderungen zeige, sollen sich die Schulabsolventen keine Angst einjagen lassen. In den Jahren am Ammersee-Gymnasium hätten sie Fachkompetenz, Kritikfähigkeit, soziale und emotionale Kompetenz, Wertekompetenz und die Fähigkeit zur Selbstreflektion erlangt: Letztere sei besonders wichtig, um sich trotz des steten Wandels der Welt selbst treu zu bleiben. "Ich bin der Meinung, dass ihr euch mit eurem Abitur eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen habt, auf die ihr stolz sein könnt und die euch die Zuversicht verleihen darf, der Zukunft positiv gegenüberzutreten", schloss Lippl. Die drei von 90 Schülern, die bei den Prüfungen scheiterten, ermutigte der Schulleiter zu einem erneuten Versuch.

Für die 69 erfolgreichen Absolventen des Gymnasiums in Tutzing begannen die Abiturfeierlichkeiten nach alter Tradition mit dem Besuch des Gottesdienstes in der Pfarrkirche St. Joseph. Gut gelaunt ging's in den Schulpark am Seeufer zum Erinnerungsfoto. Abiturienten, Lehrer und Eltern konnten sich bei einem Sektempfang stärken, den Schülerinnen und Schüler der Q11 reichten, bevor es in der Aula beim offiziellen Festakt mit der Zeugnisübergabe ernst wurde. Direktor Bruno Habersetzer freute sich über einen guten Jahrgang, in dem zwei Absolventen der sagenhafte Schnitt von 1,0 gelungen war.

Am Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching ertönten brasilianische Rhythmen und Harfenklänge, die Abiturrede hielten Antonia Augsbach und Felix Hahn. Bevor die 165 Abiturienten - fast jeder dritte mit Einserschnitt - verabschiedet wurden, erklang die inoffizielle Hymne wohl aller Absolventen weit und breit: "What a wonderful world".

© SZ vom 02.07.2018 / cco, arm, manu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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