Starnberg:Klischee und Wirklichkeit

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Nicht immer muss das Bild falsch sein, das der Rest Deutschlands vom Landkreis Starnberg und dessen Bewohnern hat

Von Otto Fritscher, Starnberg

Die Schönen und Reichen wohnen natürlich hier, an den Gestaden des Starnberger Sees und Ammersees - und wer das nicht glaubt, bekommt das im "Tatort" immer wieder mal vorgeführt. Doch dass die Bewohner des Landkreises Starnberg in der Tat nicht zu den ärmsten Bundesbürgern gehören - das ist nicht nur ein Klischee, das lässt sich auch mit Zahlen und Statistiken belegen. Aber auch die Einschätzungen von Bankern, Immobilien-Spezialisten und Steuerfachleuten führen durchaus zu der Erkenntnis, dass im Fünfseenland höhere Einkommen als im Durchschnitt verfügbar sind - diese aber auch nötig sind, um mit den hohen Lebenshaltungskosten und Mieten Schritt halten zu können.

Offensichtlich sind viele Einwohner des Fünfseenlandes nicht nur mit einem hübschen Anlagevermögen wie Wertpapieren oder Immobilien gesegnet, sie sind auch flüssig. "Bei uns werden Dispokredite deutlich seltener in Anspruch genommen als im Rest Bayerns", sagt Sebastian Oberhofer, Prokurist der VR-Bank Starnberg. Auch Konsumentenkredite, mit denen etwa ein Urlaub finanziert oder ein Auto gekauft wird, würden deutlich weniger nachgefragt. Überhaupt gebe es "weniger Ausfälle im Kreditgeschäft als im Durchschnitt" - die Starnberger zahlen ihre Schulden bei der Bank brav zurück. Ob zu den Kunden der Genossenschaftsbank auch Superreiche mit einem dreistelligen Millionenvermögen gehören? "Das weiß ich nicht", sagt Oberhofer, aber es gebe im Private Banking "wohlhabende Menschen, die in einer Villa am Ostufer leben." Für solche Objekte muss Immobilienmakler Serge Risch von Remax Starnberg nicht lange nach Käufern suchen. "Die gehen sehr schnell und sehr diskret weg." Er kennt auch die Schattenseiten des Booms: "Für junge Familien ist die Situation fast unerträglich. Es wird fast nichts angeboten, was sie sich leisten können." Da helfen alle Statistiken nicht.

Denn die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass die Einwohner des Landkreises über eine Kaufkraft verfügen, die bundesweit ihresgleichen sucht: 34 090 Euro waren es im Jahr 2013, über die statistisch gesehen jeder Einwohner eines privaten Haushalts verfügen konnte. In Bezug auf die Kaufkraft stehen die Einwohner dreier Gemeinden an der Spitze: Berg, Feldafing und Gauting mit 155 bis 171 Prozent, ausgegangen wird vom Durchschnittswert 100. Inning, Wörthsee, Starnberg, und Krailling gehören zu den Orten, deren Bürger über eine Kaufkraft verfügen, die 40 bis 55 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Ob die Vermögenden auch brave Steuerzahler sind? Dazu will sich Daniela Ötvös, Leiterin des Starnberger Finanzamts, nicht äußern. "Ich sage nur, dass ich meinen Job sehr, sehr gerne mache", sagt sie und lacht.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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