Ist die Energiewende zu schaffen?:Klimawandel plakativ

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Was kann ein jeder zum Klimaschutz beitragen? Die Ausstellung im Landratsamt zeigt, welche Möglichkeiten es gibt. (Foto: Nila Thiel)

Es muss ein Ruck durch die Gesellschaft gehen, fordert eine Wanderausstellung im Landratsamt Starnberg

Von Christiane Bracht, Starnberg

Können wir die Energiewende schaffen? Es ist eine der bangen Fragen, die sich Umweltschützer wohl schon länger stellen. Angesichts der doch recht zähen Bemühungen im Landkreis Starnberg bis 2035 energieautark zu werden, können einem da schon Zweifel kommen, ob das Ziel überhaupt erreichbar ist. Können wir den Kohlendioxidausstoß bremsen? Und werden wir die Erderwärmung in den Griff bekommen? Es sind die Fragen, mit denen sich die Ausstellung "Klima Faktor Mensch" im Starnberger Landratsamt beschäftigt. Vor allem aber mit der Frage: Was habe ich eigentlich mit dem Klimawandel zu tun? Und was kann ich bewirken? Michael Joneck hat die Wanderausstellung für das Bayerische Landesamt für Umwelt konzipiert. Bis zum 13. April gastiert sie im Foyer des Starnberger Landratsamts.

Die Ausstellung ist mit einfachen Mitteln gemacht. Auf Holzbänken sind die Thesen mit Bildern und Schaubildern recht plastisch dargestellt. Es gibt Kläppchen zu öffnen und Thermostate zum Drehen, Prägestempel und Fernrohre. Außerdem stehen an allen Ecken und Enden lebensgroße, blaue Figuren mit Zitaten darauf. Zum Beispiel: "Früher war es total schwierig, stylische Kleidung aus Biobaumwolle und fairem Handel zu bekommen, heute bekommt man das ja fast überall." Oder: "Als ob das dem Klima nutzen würde, wenn ich nur noch zu Fuß ginge. Soll ich mir wegen ein paar Spinnern oder Ökos das Autofahren verbieten lassen?" "Die Figuren sollen den Querschnitt der Gesellschaft darstellen und ihre Einstellung zum Klimaschutz", erklärt Joneck bei der Eröffnung am Montag. Auf den Schaubänken wirft er aber auch die Frage auf: "Beeinflusse ich mit meinem Konsum das Klima?" Und das ist die zentrale Frage der Ausstellung. Joneck will zum Nachdenken anregen, jeden einzelnen auffordern, bewusster zu leben - "aber ohne erhobenen Zeigefinger". Er macht aufmerksam zum Beispiel mit einem riesigen Tieflader, auf dem eine überdimensionale Weißwurst festgezurrt ist. "Selbst ein Original wie Weißwurst kann von weit her kommen", erinnert er im Text darüber. Natürlich zeigen die Tafeln auch Möglichkeiten auf, wie man das Klima durch seine alltäglichen Entscheidungen positiv beeinflussen kann - wenn man will. So bedeutet "bewusster Essen", dass man sich für Gemüse und Obst der Saison entscheidet und darauf achtet, dass sie aus der Region kommen und nicht von weit her. Aber Joneck gibt zu: "Mir geht's wie Ihnen. Es bedarf eines inneren Anstoßes, um etwas zu machen", sagt er. Sonst ist der innere Schweinehund zu groß. Und so stehen sie am Fuße der Holzbänke kniehoch, grimmig dreinschauend und behäbig. So wie wir sie eben kennen. "Eigentlich müsste der innere Schweinehund nicht da hinten in der Ecke stehen, sondern in der Mitte der Ausstellung", sagt Landrat Karl Roth, der einen der hölzernen Tiere zum Fototermin bei den Ohren packt. "Wir müssen enkeltauglich werden", fordert er die etwa 30 Besucher auf, die zur Eröffnung der Ausstellung gekommen waren. "Damit unsere Enkel und Urenkel auch noch ein gutes Leben haben." Denn das versucht Joneck mit seiner Ausstellung herüberzubringen: "Wir leben auf Kosten der Kinder und verbrauchen ihre Ressourcen." Er versucht, nicht nur einen Denkanstoß zu geben, sondern die Besucher vielleicht sogar dazu zu bringen, einen Vorsatz zu fassen, wie zum Beispiel Sachen "länger nutzen". Ganz plastisch können die Besucher einen Notizzettel, auf dem ein Schweinehund abgebildet ist, mit einer kleinen Stempelmaschine prägen, so dass der Vorsatz ins Papier eingraviert ist.

Wer mit dem Finger darüber streicht, merkt es sofort: Der Zettel soll eine Gedankenstütze sein.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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