Starnberg:Kinotipps

Lesezeit: 2 min

Von Blanche Mamer

Eine Kneipe oder einen Club wie diesen kennt wohl jeder: Ein bisschen schäbig doch gemütlich, mit alternativ angehauchtem Charme. Die Tanzbar mit dem wenig glamourösen Namen Café Belgica befindet sich mitten im Städtchen Gent und wird von den Brüdern Jo (Stef Aerts) und Frank (Tom Vermeir) geführt. Die beiden sind sehr verschieden und hatten viele Jahre keinen Kontakt, doch jetzt läuft es ganz gut. Aus dem angestaubten Lokal wird ein angesagter Treffpunkt für alle, die gern feiern und ein Faible für lauten Rock haben. Alles scheint wunderbar in Felix van Groeningens neuem Film Café Belgica, würde das Leben die beiden nicht einholen. Das beginnt damit, dass Jos Freundin Marieke (Hélène De Vos) ihm eröffnet, dass sie schwanger ist; dazu kommen Drogen wie Kokain, an dem die beiden Chefs selbst Gefallen finden. Die Partys werden immer wilder, die Stimmung im angesagtesten Laden der Stadt kippt, die weiblichen Gäste klagen über sexuelle Belästigungen. Das war's mit dem In-Schuppen und dem wilden Leben. Der Film ist das fünfte Werk von Felix van Groeningen, der zuletzt mit "The Broken Circle" zahlreiche internationale Preise gewann und das Publikum weltweit zu Tränen rührte. Mit hypnotischen Bildern und einem treibenden Soundtrack erzählt er die Geschichte dieser Brüder, die sich im Rausch des Nachtlebens erst wiederfinden und dann zu verlieren drohen. Ein Film, wie eine durchzechte Nacht, Kater inklusive. In Seefeld.

Der Film Das Talent des Genesis Potini ist eine wahre und berührende Geschichte aus Neuseeland. Der Maori und ehemalige Schach-Champion Genesis Potini (Cliff Curtis) ist nur noch ein Schatten seiner selbst, er ist verwirrt, depressiv, psychisch krank und muss mit dem Schachspielen aufhören. Einst war Genesis ein vielversprechender Schach-Profi, doch die Karriere musste er aufgrund seiner bipolaren Störung aufgeben. Nun hangelt er sich von einem Psychiatrie-Aufenthalt zum anderen. Doch sein älterer Bruder Ariki (Wayne Kapi) bewahrt ihn vor einer erneuten Einweisung in die Psychiatrie und nimmt ihn bei sich auf. Nach einiger Zeit ist Genesis so weit, dass er einen Neuanfang will. In einem Schachclub bringt er Kindern und Jugendlichen aus ärmlichen Verhältnissen das Schachspielen bei. Er begeistert sie für die Strategien auf dem Brett und zeigt ihnen den Weg zu einem neuen Selbstbewusstsein. Er ist der beste Lehrer für sie. Ziel ist es, an den Juniorenmeisterschaften teilzunehmen und zu gewinnen, was von den weißen Teams belächelt wird. Zum Glück gelingt es Regisseur James Napier Robertson, die Balance zu halten und nicht in ein Wohlfühl-Muster zu verfallen und damit die Geschichte doch arg zu belasten. In Herrsching zu sehen am Samstag, Sonntag und Montag, jeweils 21.15 Uhr.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: