Starnberg:Keep on drumming

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Pete York, einst Schlagzeuger der "Spencer Davis Group", tritt an diesem Freitag mit einer neuen Formation in der Jazz-Reihe in der Starnberger Schlossberghalle auf

Von Gerhard Summer, Starnberg

Was für ein schöner, bunter Sommerabend! Helge Schneider orgelt herum und plaudert, links von ihm sitzt Pete York am Schlagzeug, es geht gerade darum, dass Schneider doch auch Tierarzt ist. Genauer gesagt: Dass er gerne Tierarzt geworden wäre, dann würde er auch den Tieren helfen in der Metzgerei. "Das ist nämlich eine Unverschämtheit mit der Wurst", sagt Schneider und klingt dabei wie Heinz Erhardt. Und an York gewandt: "Du isst nur Geflügel, ne?" Ja, irgendwann geht es richtig los, York singt "Georgia on my mind", und Schneider übersetzt simultan. Gut, übersetzt ist vielleicht übertrieben. Aus "Other arms reach out to me" wird "andere Arme reichen aus", und "Georgia on my mind" bedeutet laut Schneider schlicht "Georgia auf meinen Kopf".

Acht Jahre lang hat Pete York mit dem wunderbaren Humoristen und Jazzliebhaber Helge Schneider gearbeitet, und wer auf der Internetseite des Drummers landet, könnte dort gut und gerne acht Stunden verbringen. Yorks Homepage ist nämlich vollgepackt mit Bildern, einer atemberaubenden Diskografie und Videos. Und weil der Engländer seit mehr als 50 Jahren im Geschäft ist, hat sich da so einiges angesammelt. York beim Drum-Battle. York mit Klaus Doldingers Passport in den Siebzigerjahren. York mit The Voyagers. York und der Keyboarder Eddie Hardin, der wie er im Oktober 1986 aus der Spencer Davis Group ausgestiegen war. York beim Blues-All-Stars-Fest in Lahnstein mit John Lord, dem großen Organisten von Deep Purple. Und natürlich: York im Duett mit Helge Schneider. Die erstaunlichste Funktion auf dieser in Englisch verfassten Seite ist freilich die Möglichkeit, alles ins Deutsche übersetzten zu lassen, womöglich von Schneider persönlich. Aus "What's the Racket?" wird "Was ist der Schläger?" Und York teilt mit: "Ich glaube, ich habe Facebook abgelenkt und genossen drücke mich an diesem sozialen Medium."

Was zum Himmel also treibt dieser Racker? Blöde Frage, die Antwort fiele kürzer aus, wenn man sagen müsste, was er nicht gemacht hat. Denn York ist so gut wie in allen Genres zu Hause, ob Bebop, Rock, Dixie, Blues oder Big Band Swing, sein Spiel ist auf mehr als 200 Alben verewigt. Er hat mit der Spencer Davis Group Rockgeschichte geschrieben und für die ganz Großen getrommelt, für Eric Clapton, Eric Burdon und Dr. John. Und der Mann aus Middlesbrough im Nordosten Englands, der von 1988 an ein paar Jahre in Starnberg gelebt hatte und als "Mr. Superdrummer" und humoriger Entertainer gilt, ist natürlich immer noch auf Achse. "Keep on running" eben. Was Helge Schneider wohl eher als "Keep on drumming" verstehen würde.

Diesen Freitag tritt der mit allen Wassern gewaschene Musiker, der laut Melody Maker auf dem Schlagzeug das ist, was Les Paul auf der Gitarre war ("Spielt Solos, als hätte er die Drums erfunden"), in der Reihe "All that Jazz@Starnberg" auf. York kommt mit einer neu formierten Gruppe, die aus Christoph Steinbach (Gesang, Piano), Stefan Holstein (Saxophon), den drei Sängerinnen von "The Kittens" und der kanadischen Vokalistin Nina Michelle besteht. Das Konzert am 16. Oktober in der Schlossberghalle beginnt um 20 Uhr. Und klar ist natürlich jetzt schon, dass das ein schöner bunter Herbstabend wird.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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