Das wär's natürlich: eine Show mit heilsamer Wirkung. Kabarett, das jünger macht und besser wirkt als jede Pille. Und die Kosten übernimmt die AOK oder DAK. Aber leider ist der letzte Absatz in der Ankündigung zu Sissi Perlingers aktuellem Programm nicht ganz so ernst zu nehmen. Nein, die Barmer wird sich nicht erbarmen und jedem Besucher 26 Euro zurückerstatten, obwohl so viel Vorsorge natürlich lobenswert und durchaus angebracht wäre.
Perlingers "Ich bleib dann mal jung", ist sozusagen die Bühnenfassung zu ihrem gleichnamigen Buch, eine Art Leitfaden auf dem Weg in die angeblich allerbesten Jahre. Die Schauspielerin, Komikerin, Sängerin, Tänzerin, Kostümdesignern, Moderatorin und zum Skurrilen neigende Entertainerin beschreibt darin, worauf es ankommt, um in der zweiten Lebenshälfte nicht unter die Räder zu kommen. Unter anderem rät sie dazu, jung zu sterben, "aber so spät wie möglich". Und zur Kosmetikbranche fällt ihr ein: "Ich will nicht jung ausschauen, sondern glücklich." Die Methode, mit der die mittlerweile 52-Jährige vorgeht? "Die Festplatte im Kopf entmüllen und ne frische Denke hoch laden!", so steht es zumindest in der Presseerklärung. Man könnte auch sagen: Perlinger setzt auf die Macht des positiven Denkens.
Kritiker nahmen das Solo der schrillen Kabarettistin eher unterschiedlich auf. Die tz fand: "In einer Tour de Force - nicht fürs Publikum, sondern auch für die Akteurin - klappert Perlinger alle Aspekte ab, singt, tanzt, albert, spielt und philosophiert sich vom Rollator über die Pegida-Satire bis zur Spaß-Beerdigung und muss dabei mädchenhaft-charmant immer wieder über die eigenen Witze kichern." Die AZ indes meinte, der Titel des Programms klinge nicht zufällig so ähnlich wie der von Hape Kerkelings Buch über seine Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg. "Aber mit Selbsterforschung und neuen Erkenntnissen über den Sinn des Lebens hat die Show nur wenig zu tun, auch wenn die Diva als beeindruckender Flower-Power-Schmetterling sogar durchs Leben danach flattert." Neu sei allerdings, dass Perlinger "mit ihrem aktuellen Programm aus der Zeit gefallen scheint. Irgendwo in den Achtzigern steckt sie fest, als detailreiche Witze über primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale von Frauen noch als frech und frisch galten und womöglich den einen oder anderen Macho erschreckten", so jedenfalls die AZ.
Perlinger gastiert mit ihrem Programm am Donnerstag, 2. Juni, 20 Uhr, in der Schlossberghalle Starnberg. Karten gibt es ab 26 Euro. Reservierung unter 08151/77 21 10 oder 08151/906 00.