Starnberg:Jäger zielen auf neues Image ab

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Versteht Jagd als angewandten Naturschutz: Hartwig Görtler mit Jagdhund. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Revierpächter im Landkreis wollen mehr als Naturschützer und Landschaftspfleger anerkannt werden

Von Christian Deussing, Starnberg

Die Jäger wollen weg vom Image, dass sie nur Wild abschießen und die knöchernen Trophäen in den Hegeschauen präsentieren. Die Erfüllung der Abschussquoten mache nur zehn bis 20 Prozent der Arbeit aus, der Rest seien Naturschutz und Landschaftspflege, betont Hartwig Görtler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Starnberg, die vor kurzem ihre Pflichthegeschau auf Gut Rieden absolvierte. Inzwischen kooperiere man noch stärker mit den Imkern, berichtet Görtler. Das Jagdwesen sei "angewandter Naturschutz", was man jetzt auch offensiver darstellen wolle, betont Görtler.

In etwa 75 von 95 Revieren der fünf Hegegemeinschaften im Landkreis würden die Jäger aktiven Naturschutz betreiben - zum Beispiel Feldhecken pflanzen und pflegen oder darauf achten, dass grüne Randstreifen an Gewässern frei bleiben. Dafür würden auch Flächen von Landwirten für Blühwiesen und Wildäcker gepachtet. Zum Programm gehöre zudem, Biotope zu verbessen. Diese naturnahe Pflege werde schon immer von Jagdpächtern im Fünfseenland verfolgt, "nur wollen wir jetzt auch mehr darüber reden und dies klarstellen", sagt Kreisjägerchef Görtler. Überdies sei die Jägerschaft ein eingetragener Naturschutzverband. Behören überprüften die Berechtigung regelmäßig, erläutert Görtler.

Dass sich die Jagdpächter um die Natur kümmerten, glaubt der Starnberger Vize-Landrat Georg Scheitz sehr wohl, der auch dieses Jahr die vorgeschriebene Hegeschau besuchte. Er weiß beispielsweise davon, dass sich allein im Andechser Raum mehrere "grüne Oasen" in Wäldern befinden. Diese Flächen würden nicht gemäht und seien von der Jägerschaft gepachtet.

Doch es gibt weiterhin Konflikte, denn Waldbesitzer und Förster vertreten nach wie vor den Grundsatz: "Wald vor Wild". Es geht hierbei auch um die Frage, ob Jäger genügend Rehe abschießen, um den Verbiss in den Wäldern im Zaum zu halten. Hier sieht die Waldbesitzervereinigung Starnberg noch Nachholbedarf: So sei der Verbiss in zwei Hegegemeinschaften "zu hoch" und in den anderen drei noch "tragbar", berichtet Anton Bernhard, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung. Man sei aber im Dialog mit den Jagdpächtern, denn "ein Miteinander ist besser als ein Gegeneinander".

Dass weiß auch Jägerchef Görtler. Er fordert, dass die Spaziergänger im Wald ihre Hunde anleinen, damit sie nicht wildern und Rehe reißen. Und er verlangt außerdem mehr Respekt vor dem Wald und seinen Tieren, die "unbedingt ihre Ruhe benötigen", wie der 46-jährige Gautinger sagt. Er will jetzt weiter darum kämpfen, dass die Jäger endlich auch mehr als Naturschützer und Landschaftspfleger anerkannt werden.

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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