Starnberg:Ja-Wort zu Wasser und zu Land

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Wer im Fünfseenland heiraten will, hat die Auswahl zwischen vielen edlen Orten. Jetzt ist ein neuer dazugekommen: das Museum Starnberger See in der Kreisstadt

Von Sabine Bader, Starnberg

"Der schönste Tag im Leben", das soll die Hochzeit sein, sagt man. Ob es dann so ist? Nun ja, aber zumindest das Ambiente sollte stimmen, finden viele Brautpaare, die kein cleanes Trauzimmer mehr wollen. Der Trend geht zum Heiraten an außergewöhnlichen Orten: ob auf der Insel, im Museum oder auf dem Dampfer.

Museum Starnberger See

Neuerdings kann man in Starnberg neben dem Trauzimmer im Rathaus nicht nur im Schlossgarten, sondern auch im Museum Starnberger See heiraten. Das Museum veranschaulicht gekonnt die Anfänge der Kreisstadt vom kleinen Fischerort zur mondänen Ausflugsstadt am Seeufer. Kein Wunder, dass die spannende Historie auch Heiratswillige lockt. Stadtsprecherin Lena Choi bestätigte im Gespräch mit der SZ, dass künftig hier geheiratet werden darf. Vorausgegangen war eine Anfrage der SPD-Stadträtin Christiane Falk im Ferienausschuss. Falk hatte von einem Gerücht gesprochen. Doch es ist kein Gerücht. Laut Stadt ist das Museum inzwischen auch als Trauort gewidmet, die Widmung nahm Bürgermeisterin Eva John selbst vor. Laut Geschäftsordnung darf sie das und muss den Stadtrat nicht fragen, teilt Sprecherin Choi mit.

Rittersaal

Anders in Berg. Der Rittersaal in Schloss Kempfenhausen zum Beispiel ist laut Standesamtsleiter Michael Klaßen "natürlich per Gemeinderatsbeschluss als Trauort gewidmet". Unstrittig ist der Saal etwas für echte Romantiker. Das Schloss stammt aus dem 14. Jahrhundert, die Landeshauptstadt München hat ihr Hofmarkschloss erst in jüngsten Vergangenheit von Grund auf sanieren lassen, und die Berger Standesbeamten nutzen es seither wieder als Trauort. Der bayerische Autor Lorenz von Westenrieder hatte 1784 die Feste und Jagden im und um das Schloss eingehend beschrieben. Es war die Zeit des ausgehenden Rokoko. "Ein ganz besonderer Ort ist das", betont Klaßen. 60 Trauungen finden in Berg im Durchschnitt pro Jahr statt, etwa ein Drittel davon ist im Rittersaal.

Er ist wie gemacht, für Hochzeiten: der Starnberger Schlossgarten. Umgeben von einer hohen Mauer kann die Trauung fernab neugieriger Blicke erfolgen. (Foto: Nila Thiel)

Schlossgarten

Wer in seiner Mitte steht, hat das Gefühl, als habe er einen Ort gefunden, der aus der Zeit gefallen ist: der Starnberger Schlossgarten. Ein Refugium der Stille und der Einkehr. Doch das war nicht immer so: Einst lud Herzog Albrecht V. im 16. Jahrhundert die höfische Gesellschaft hierher ein - zu ausgiebigen Festen und Feiern. Bunt und fröhlich, so ist überliefert, ging es in der höfischen Gesellschaft zu, einfach ausgelassen. Heute ist der Garten hinter der Schlossmauer, von deren Turm aus man weit über die Dächer der Stadt blicken kann, ein eher romantischer Ort zum Lustwandeln für Träumer, Verliebte und eben auch für Hochzeitspaare.

Roseninsel

Wer Inselflair dem Festland vorzieht, der kommt an der Roseninsel natürlich nicht vorbei. Das Eiland vor dem Feldafinger Lenné-Park wird von vielen Brautpaaren als Hochzeitsort auserkoren. Sie kommen nicht nur wegen der Rosenpracht, sondern auch wegen der Historie der Insel mit der kleinen Villa, dem sogenannten Casino. König Ludwig II. empfing hier ausgewählte Gäste wie die Zarin Maria Alexandrowa und Richard Wagner, auch traf er sich heimlich mit seiner Lieblings-Cousine Sisi, der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Maximal 30 Personen dürfen laut Gemeinde Feldafing bei einer standesamtlichen Trauung auf der Roseninsel dabei sein. Auch die Zahl der Hochzeiten auf dem Eiland ist limitiert: Während der Sommer-Monate Mai bis September finden einmal pro Monat an drei Tagen (Donnerstag, Freitag und Samstag) je vier Trauungen im historisch eingerichteten Gartensaal des Casinos statt. Ein Fährmann setzt die Hochzeitsgesellschaft mit einer sogenannten Plette über. Bis 12 Uhr ist die Roseninsel an diesen Tagen für Besucher geschlossen. Wie die Feldafinger Standesbeamtin Miriam Witzan sagt, wird bereits seit 2003 auf der Insel geheiratet, 70 Trauungen sind es im Durchschnitt pro Jahr. Ganz billig ist das besondere Ambiente allerdings nicht: Zwischen 650 und 730 Euro kostet die Inselhochzeit ohne Überfahrt. Aber dennoch "ist die Roseninsel ein absoluter Traumort", findet Witzan.

Künstlerhaus Gasteiger

Wer alte, knorrige Bäume schätzt, der ist im Künstlerhaus Gasteiger an der richtigen Adresse zum Heiraten. In der Villa des Künstlerehepaares Mathias und Anna Sophie Gasteiger, umgeben von dem großen Park mit seinem Bächlein am Ufer des Ammersees, fühlt man sich um 100 Jahre zurückversetzt. Die bekannteste Skulptur von Mathias Gasteiger ist übrigens das "Brunnenbuberl", das am Stachus in München zu bewundern ist. Seine Ehefrau hielt es mit Blumenmalerei, einige Werke von ihr sind in der Villa ausgestellt. Haus und Gartenanlage gehören der Schlösser- und Seenverwaltung, die Gemeinde mietet das Gebäude nur für Trauungen an. Heiraten kann man in der alten Bauernstube der Villa. Der Jugendstil-Salon mit seiner originalen Einrichtung ist allerdings das Prachtstück des kleinen Museums, das nur Sonntagnachmittags zwischen Ostern und Oktober geöffnet hat. Die Gemeinde Utting bietet pro Jahr 70 Trauungen im Gasteigerhaus an. "Wir müssen keine Werbung machen, wir sind stets ausgebucht", sagt Standesbeamtin Claudia Maisterl. Für sie ist das Künstlerhaus "einer der schönsten Arbeitsplätze überhaupt". Ja, und wenn Maisterl nicht seit mehr als 20 Jahren verheiratet wäre: "Ich würd's hier tun."

Linner-Mühle

Seit 2010 kann man sich auch in der Linner-Mühle in Krailling das Ja-Wort geben. Und Mühlenbesitzer August Linner war von Anfang an von der Idee begeistert. Einst wurde in der Mühle Getreide gemahlen, sie war nur eine von vielen entlang der Würm. Heute ist die Linner-Mühle in Krailling weit und breit die einzige. Der Bau wurde im Jahre 1892 errichtet. Jahrzehntelang war sie der Nachrichtentreff der Bauern. Sie brachten ihr Getreide und tauschten, bis das Mehl fertig war, den neuesten Tratsch aus. Doch dann lösten Turbinen die alten Wasserräder ab. 1970 sperrte die Familie Linner ihre Mühle zu. Anders als viele Kollegen schlachtete sie das Gebäude aber nicht aus, Linners ließen einfach alles so, wie es war. Und so sind Wasserrad, Mahlwerke, Holzröhren und Becherwerke noch immer erhalten und sogar voll funktionsfähig. Technikfans unter den Heiratswilligen werden vom Trauzimmer begeistert sein, denn es ist direkt der Mühlraum mit den alten Getreidemühlen.

Dampfer

Und wer das Wasser dem Land für die Trauung vorzieht, kann ja auch gleich eine Schiffshochzeit ausrichten. Seit Herbst 2009 ist es grundsätzlich möglich, dass ein Standesbeamter auf dem Schiff eine Trauung vollzieht. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass ein Raum auf dem Schiff gewidmet ist. Am Starnberger See und Ammersee ist es allerdings Auflage, dass die Dampfer während der Trauung noch nicht in See gestochen sind, sondern fest vertäut am Steg liegen. Das hat vor allem praktische Gründe: Die eigentliche Trauung dauert meist nur um die 30 Minuten, und allzu lange soll der Beamte auch nicht fehlen im Rathaus. Die Hochzeitsgesellschaften müssen die Schiffe aber nach den Vorgaben der Seenschifffahrt grundsätzlich mindestens für 3,5 Stunden mieten, so dass sie nach der standesamtlichen Trauung noch meist Familien und Freunde zum Sektempfang auf dem See laden. Am Starnberger See gibt es fünf Möglichkeiten, auf Dampfern zu heiraten: auf der Starnberg, der Seeshaupt, der Bernried, der Bayern und der Berg. Nur das kleine Museumsschiff Phantasie ist kein Heiratsdampfer. Früher waren lediglich drei Schiffe gewidmet, jetzt sind laut Inge Gross, Mitarbeiterin der Seenschifffahrt, die Bayern und die Berg hinzugekommen. Starnbergs Rathauschefin hat die Widmungen vorgenommen. "Am meisten geheiratet wird bei uns eigentlich auf der Bernried", weiß Gross. "Die ist für bis zu hundert Gäste sehr gut geeignet", sagt sie. Für besonders große Hochzeiten gibt es dann noch die Starnberg oder die Seeshaupt. Auf dem Ammersee ist einzig der Raddampfer Dießen den Trauungen vorbehalten. Auch auf ihm wird "der schönste Tag im Leben" recht gern gefeiert.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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