Starnberg:In stiller Anbetung

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Mesner Hans Raphael baut in Starnbergs Stadtpfarrkirche St. Maria das Heilige Grab auf. (Foto: Arlet Ulfers)

Mal kitschig, mal bewusst schlicht: Manche Pfarreien im Landkreis stellen das Sterben Jesu mit einem Heiligen Grab nach

Von Carolin Fries, Starnberg

Hans Raphael nimmt sich die Zeit, alles in Ruhe herzurichten. Die Einzelteile für das Heilige Grab hat der Mesner der Starnberger Pfarrei Sankt Maria schon aus dem Keller geholt, bis Gründonnerstag wird er in einem Nebenraum alles zusammenfügen. Der hölzerne Altar steht schon bereit, er wird sich mit einer gold schimmernden Rückwand und einem vorangestellten hölzernen Bogen in eine Grotte verwandeln, in die der 55-Jährige den geschnitzten Leichnam Jesu schieben wird.

Grün-weißes Licht wird die Höhle unter dem Altar bescheinen, was die Szenerie mystisch wirken lässt. "Es ist eine eigenartige, ganz besondere Stimmung am Heiligen Grab, sagt Raphael. Eine Stimmung, die für viele Starnberger dazugehört, bevor mit dem Osterfest die Auferstehung gefeiert wird und alles jauchzet und lobet. Bis zu 80 Menschen halten am Donnerstagabend, Karfreitag und Karsamstag in Stille vor dem Grab inne. "Stille Nachtwache" heißt das Gebet am Grabe Jesu. "Manche Menschen können das", sagt der Mesner bewundernd. Den Blick auf den leeren Altar mit dem Grab gerichtet, in dem die Jesusfigur liegt. Der Bildhauer Benno Michael Gantner aus Percha hat Jesusfigur und Rundbogen einst für die Starnberger Pfarrei gefertigt - passend zur Kirchengestaltung einfach und schlicht.

Warum die vergleichbar junge Pfarrei Sankt Maria ein Heiliges Grab hat, weiß Hans Raphael nicht. Meist stammt der religiöse Schatz, der auf den Speichern oder in den Kellern der Kirchen ruht aus der Barockzeit. In Unterbrunn etwa fand Hermann Geiger auf dem Speicher des Pfarrhofs ein Heiliges Grab, das er seither alle zwei Jahre auf seinem Hof aufbaut. Hier handelt es sich regelrecht um ein Bühnenbild, dessen Aufbau "ziemlich viel Zeit" in Anspruch nimmt, wie der Landwirt sagt.

Um die Szenerie passend zu beleuchten, wurde gerne auf gläserne Kugeln in verschiedenen Farben zurückgegriffen, die man mit Wasser befüllte und mit Kerzen hinterleuchtet hat. In der Kirche Maria Himmelfahrt in Aufkirchen bei Berg gibt es ein solches Grab, Mesner Marinko Soldo befüllt die durchsichtigen Kugeln mit gefärbtem Wasser. "Da nehmen wir immer Eierfarben", erzählt er. Der Anspruch nach größtmöglicher Anschaulichkeit ist groß, die Szenerie musste stimmen und möglichst anschaulich nachgestellt sein. "Wenn man früher die heutigen Mittel der Bühnentechnik gehabt hätte, hätte man es sicher anders gemacht", sagt Hans Raphael, der auf LED-Lampen zurückgreift. In Aufkirchen bleibt man indes traditionell beim bunten Flackern durch Kerzenschein.

Anders als in Starnberg muss der Aufbau hier am Karfreitag zügig vor dem Altar erfolgen. Nur wenige Stunden bleiben dem Mesner und seinen ehrenamtlichen Helfern nach der Kreuzwegandacht, die Grabteile aus der Sakristei zu holen und den Blumenschmuck aufzubauen. Aus einer örtlichen Gärtnerei werden eigens zehn große Grünpflanzen ausgeliehen, um die Szene wirkungsvoll zu gestalten. Um 16.30 Uhr wird dann der Pfarrer den Leichnam aufdecken und das Allerheiligste aus der Monstranz nehmen und im Tabernakel verschließen - dann gibt es nur mehr das Leiden des Herrn, Kreuzverehrung und Grabesruhe. In Aufkirchen kann am Karfreitag bis 21 Uhr am Heiligen Grab gewacht werden, bis zu 40 Personen nehmen die Gelegenheit laut Marinko Soldo wahr. "Das tut der Seele gut", sagt er. Früher wurden die Stunden vor dem Grab unter den Orten aufgeteilt, vor wenigen Jahren hat man diese Struktur aufgelöst.

Ob mit oder ohne Heiliges Grab: Es wird still werden in den Gotteshäusern, Messfeiern sind untersagt. Es ist ein letzter Verzicht nach den Entbehrungen der Fastenzeit. "Es ist vor allem ein Hoffen", betont Hans Raphael. Für ihn die wichtigste Botschaft der Kirche.

Heiliges Grab in Aufkirchen: Karfreitag von 16.30 Uhr bis 21 Uhr, Karsamstag 8 bis 15 Uhr; Heiliges Grab in Starnberg: Gründonnerstag 19 bis 24 Uhr, Karfreitag 10 bis 19 Uhr, Karsamstag 10 bis 19 Uhr; Heiliges Grab im Geigerhof Unterbrunn: Gründonnerstag 17.30 bis 19 Uhr, Karfreitag 16.30 bis 18.30 Uhr, Karsamstag 14 bis 16 Uhr

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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