Starnberg:"Ich bin wie ausgewechselt"

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Den Zweitwagen durchs Rad ersetzen: Das war Horst Schwankes Idee. Das Radeln machte ihm aber so viel Spaß, dass er nun Langstreckenrennen fährt

Von Carolin Fries, Starnberg

Noch ist eine Anmeldung möglich. Und auch Rad-Kilometer können am Samstag, 15. Juli, noch für die Aktion "Stadtradeln" gesammelt werden. Insgesamt beteiligen sich im Landkreis knapp 3000 Menschen an der Aktion des Vereins "Klimabündnis". In den vergangenen zwei Wochen sind bereits mehr als 290 000 Kilometer zusammengekommen. Aktuell liegt Starnberg mit etwa 70 000 Kilometern vor Gauting und Weßling. In besonderem Maße eingebracht hat sich heuer Horst Schwanke aus Pöcking für das Team "Fahrschule am See". Der 63 Jahre alte Entwicklungsleiter für Messgeräte in der Automobilindustrie hat für sein Team zuletzt 1600 Kilometer in Italien gesammelt. Im Interview erzählt er, wie er zum Randonneur wurde.

SZ: Wie kam das, dass Sie solch lange Strecken fahren wollten?

Horst Schwanke: Angefangen hat es damit, dass wir uns daheim überlegt haben, auf ein zweites Auto verzichten zu wollen. Ich bin dann regelmäßig mit dem Rad in die Arbeit gefahren, das sind etwa 20 Kilometer. Ich habe gemerkt, wie gut ich dabei entspannen kann und den Kopf frei kriege. Zwischendurch bin ich dann immer mal wieder längere Strecken gefahren, zuerst um den Starnberger See, dann mal 600 Kilometer, 1000 Kilometer oder aber 2000 Kilometer.

Inzwischen fahren sie im Jahr durchschnittlich zwei Langstreckenrennen.

Zuletzt bin ich die "999 Miglia" in Italien gefahren von Rom nach Matera und zurück, das sind 1600 Kilometer und 20 000 Höhenmeter.

Wie lange haben Sie gebraucht?

Fünf Tage und zehn Stunden. Da sitze ich dann allerdings 16, 17 Stunden am Tag im Sattel.

Wann schlafen Sie?

In Italien habe ich mittags pausiert und versucht, ein bisschen zu schlafen, wegen der großen Hitze. Abends gegen 21 Uhr habe ich dann noch einmal Pause gemacht, nachts bin ich gefahren.

An was denken Sie beim stundenlangen Radfahren?

An alles mögliche, meist lasse ich die Gedanken einfach schweifen. Man denkt irgendwann nicht mehr ans Radeln, das geht dann von ganz alleine. Ich genieße dann die Landschaft und die Landeskultur.

Landschaft zieht ja zu genüge vorüber, aber wann und wie erleben Sie die Kultur?

An den Versorgungsstationen lege ich immer Wert auf die Gespräche mit den Landsleuten. Dafür nehme ich mir Zeit. Und auch unterwegs quatscht man mit den andren Teilnehmern, insofern man sich auf eine Sprache einigen kann.

"Man denkt irgendwann nicht mehr ans Radeln, das geht von dann von ganz alleine.": Horst Schwanke sitzt mitunter 17 Stunden am Stück im Sattel. (Foto: privat)

Was haben Sie an Gepäck dabei?

Nur eine kleine Satteltasche, da bin ich Minimalist. Ein kleines Kopfkissen ist da drin, Waschzeug, Trikots zum Wechseln. Nicht viel, dafür bin ich relativ schnell unterwegs. Gerade was die Ausdauer betrifft, geht das im Alter ja noch recht gut. Zwar ist die Spritzigkeit nicht mehr so da, dafür viel Erfahrung, etwa wenn man sich selbst aus einem Tief herausholen muss.

Wie geht es Ihnen nach einem so langen Rennen?

Fantastisch. Ich bin wie ausgewechselt. Die Beine sind zwar etwas schwer, dafür ist der Kopf frei und man freut sich wieder auf die zukünftigen Aufgaben.

Wann ist es denn wieder soweit?

Im September fahre ich von Paris nach Hamburg, das sind etwa 1200 Kilometer. Da freue ich mich schon drauf.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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