Starnberg:Hungrig nach Sonne

Lesezeit: 2 min

Im Regen bleiben die Biergärten verwaist, wie hier in Stegen am Ammersee. Doch die Regenpausen werden gerne für eine Rast am Seeufer genutzt. (Foto: Johannes Simon)

Sowie der Regen mal Pause macht, füllen sich die Biergärten und Eisdielen. Nur die Strandbäder bleiben leer

Von Anna-Elena Knerich, Starnberg

In einer knappen Woche ist kalendarischer Sommerbeginn. Das klingt nach Sonne, Freibad, Biergarten, Eisessen und Tretbootfahren. "Sobald mal einen Tag schönes Wetter ist, geht es in unserem Biergarten höllisch zu. Die Leute schreien förmlich nach Sonne", sagt Dominik Himmel von der Schlossgaststätte Leutstetten. Nur sind solche Tage heuer selten, es regnet schon fast den ganzen Juni lang. Dann sind die Biergärten auch nur spärlich besucht - oder gar leer. Die Schlossgaststätte hat aber noch ein Stüberl und einen Theatersaal mit vielen Veranstaltungen, das lockt nicht nur Stammgäste an.

Auch zur Kraillinger Brauerei gehört ein Restaurant, das unabhängig vom Biergarten gut besucht ist, weshalb der nasse, leere Biergarten keine roten Zahlen mit sich bringt. Geschäftsführer Sabri Konxheli hofft aber, dass im Juli wieder "Biergarten-Wetter" herrscht und sein "Zusatzgeschäft" dann wieder läuft. So wie auch letztes Jahr. "Abgerechnet wird erst am Schluss", sagt er zuversichtlich.

Es gibt aber auch Hartgesottene, die sich den Sommer vom Regen nicht vermiesen lassen. Die Minigolfanlage des SC Percha hat bei jedem Wetter geöffnet, man muss nur in der Sportgaststätte nebenan anfragen - und kann sich sogar Regenmäntel fürs Minigolfen ausleihen. Natürlich sei es unter der Woche eher ruhig, aber am Wochenende kommen immer Leute, so Anita Bablick, auch in die Sportgaststätte: "Es gibt sogar Gäste, die sich während der kürzesten Regenpause mit ihrem Bier in den Biergarten raus setzen!"

Im Tutzinger Nordbad wird die überdachte Seeterrasse mit Markisen und Heizstrahlern wetterfest gemacht. Trotzdem kommen weniger Besucher in das Seerestaurant und auch die Sommerfeste fielen im Juni aus. Am schwierigsten sei die Planung der Segel- und Surfkurse, erzählt der Leiter Nico Greif, denn das Wetter ist oft anders als in Vorhersagen angekündigt. "Wir haben ein Motorboot mit Radar, damit wir sofort wissen, wann ein Gewitter droht", so Greif. Es fänden ohnehin nur wenig Kurse statt, und die müssten bei Unwetter dann auch noch abgebrochen und verschoben werden. Regnen dürfte es auch nicht mehr viel, weil zwischen Steg und Wasseroberfläche nur noch zehn Zentimeter liegen.

Den Wassersportlern selbst macht der Regen wenig aus: "Ob von oben oder von unten nass, das ist uns egal", meint ein Mitarbeiter vom Wassersportcenter Starnberger See, die Sportler tragen ohnehin noch Neoprenanzüge. Allerdings nähmen bei Regen dennoch weniger Menschen an Katamaran- oder Surfkursen teil, "die meisten verbinden mit Wassersport eben einfach Sonne". Ähnlich geht es dem Gautinger Sommerbad: Die Sportler der Schwimmvereine besuchen das beheizte Freibad zwar täglich für ihr Training, doch die anderen Badegäste bleiben fern.

Das beklagen auch die Strandbäder. Seit über sechs Wochen falle der Badebetrieb in Sankt Heinrich buchstäblich ins Wasser, erzählt Fritz Schreiber, der das Strandbad, einen Kiosk und einen Biergarten betreibt. Er fahre schon gar nicht mehr zu seinem Kiosk am See. "So ist eben das Saisongeschäft, es gibt mal gute, mal schlechte Saisons. Geht den Skiliften ja genauso", so Schreiber. Im Strandbad Utting baden immerhin drei bis vier Uttinger täglich im See, doch viel mehr ist auch dort nicht los, auch nicht im dazugehörenden Biergarten.

Waltraud Hubl öffnet ihr Strandbad in Bernried bei schlechtem Wetter gar nicht erst, damit entfallen auch die Einnahmen durch den Tret- und Ruderbootverleih. Lediglich Fische ihrer Fischerei werden verkauft. "Wegen des hohen Wasserpegels mussten wir außerdem sogar die Stege aufdoppeln", sagt Hubl, die aber die Hoffnung nicht aufgegeben hat: "Letztes Jahr im Mai und Juni war es auch kalt und verregnet, ab Juli war es dann aber schlagartig 30 Grad heiß."

Die Seenschifffahrt läuft heuer trotz des vielen Regens sogar besser als 2015: Sobald das Wetter einen Tag lang gut ist, machen die Menschen Ausflüge - und das in Scharen.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: