Tierheim Starnberg:Hundstage im Katzenhaus

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Kleine Streuner: Thomas Fischer, der Vorsitzende des Starnberger Tierschutzvereins, mit einem vierbeinigen Gast. (Foto: Geogine Treybal)

Das Tierheim hat wieder einmal seine Kapazitätsgrenze erreicht. Besonders Tiere, die von Urlaubern aus südlichen Ländern mitgebracht wurden, beschäftigen die Mitarbeiter

Von Amelie Plitt, Starnberg

Die Urlaubszeit ist im Starnberger Tierheim eine äußerst stressige. Haben doch manche Tierhalter wenig Skrupel, ihre vermeintlichen Lieblinge irgendwo auszusetzen, sei es gleich am Straßenrand oder im Wald. Beispiele kennt das Tierheim genug. Die Fälle häufen sich und werden jedes Jahr in der Ferienzeit mehr. In der Einrichtung herrscht daher Hochbetrieb, die Kapazitätsgrenze sei erreicht, heißt es. Unter den aktuellen Neuzugängen sind vor allem junge Katzen, die am Franziskusweg ein neues Zuhause finden.

Aber nicht nur normale Miezen erhalten dort Unterschlupf und Pflege, auch verwilderte und nicht kastrierte Katzen, die die Tierpfleger oder Tierfreunde in Scheunen, auf alten Fabrikgeländen oder am Wegesrand finden, werden ins Tierheim gebracht, dort aufgepäppelt, kastriert und dann wieder freigelassen. Zu zähmen sind diese Tiere nicht mehr, weiß man im Tierheim. Anders sieht die Lage bei jungen Katzen aus, wie bei dem vierzehn Wochen alten Fundkater "Tiger", der ganz neu im Starnberger Tierheim ist: Er wurde von einem Auto angefahren, musste operiert werden, weil er einen Oberschenkelhalsbruch hat, in zwei Wochen wird die Platte wieder operativ entfernt. Danach will man das Katzenbaby gesund pflegen, sodass es wieder richtig laufen kann. Die Medikamente und Operationen sind nicht ganz billig und finanziell dauerhaft kaum zu stemmen, weshalb der Verein dringend auf Spenden angewiesen ist und sich über Unterstützung freut.

Wie Thomas Fischer, Vorsitzender des Tierschutzvereins, berichtet, muss die Einrichtung seit einiger Zeit mit neuen Problemen fertig werden, die ebenfalls unschön sind: "Viele Familien bringen in euphorisierter Ferienstimmung Hunde oder Katzen aus dem Urlaub mit, ohne sich die Konsequenzen bewusst zu machen", so der Tierschutz-Vorsitzende. Sie würden dabei oft nicht bedenken, wie sie den neuen Mitbewohner unterbringen sollen, ob die Aufnahme mit dem Mietvertrag kompatibel sei, wer auf den Hund oder die Katze verlässlich achtet und vor allem, dass die Tiere in ihrem Heimatland meist Streuner waren und daher niemals häuslich werden. Es sei keine Lösung, dass man Hunde oder Katzen aus den Urlaubsorten in Italien oder Spanien mitbringe, dann aber nach der Rückkehr bemerkt, dass das Tier einem überfordert - und beim Tierheim abgibt, kritisiert Fischer. Vor allem zuvor misshandelte oder halbwild lebende Tiere, die zum ersten Mal ins Tierheim kommen, haben Eingewöhnungsprobleme. Sie müssten zu den Tierpflegern erst einmal eine Beziehung aufbauen, erläutert der Vorstandschef.

Etwas anderes ist eine vorübergehende Aufnahme. Wenn das Herrchen oder Frauchen in den Sommerurlaub fährt und nicht weiß, wohin mit dem tierischen Freund, nimmt das Tierheim Hunde und Katzen auch in Pension. "Die Tiere kommen meist für etwa zwei Wochen zu uns und die meisten kommen schon seit Jahren, sodass sich die Hunde und Katzen gleich heimisch fühlen", konstatiert Fischer. Zurzeit sind es drei Hunde und drei Katzen, jetzt in den Ferien kommen aber jeden Tag weitere Gäste dazu. Abholprobleme gab es hier bisher noch keine, da das Team des Tierheims die meisten Besitzer gut kenne, erklärt Fischer. Neben Hunden und Katzen kümmert sich der Verein unter anderem um Hasen, Meerschweinchen, Zebrafinken, Siebenschläfer, Enten und Eichhörnchen. Für Letztere wurde erst kürzlich das neue Kleintierhaus mit Freiluftgehege fertiggestellt.

Die Pflege ist aufwendig. Umso mehr ist der Tierschutzverein auf engagierte Mitarbeiter, ehrenamtliche Helfer und fleißige Gassi-Geher angewiesen. Aber auch hier arbeitet das Team in diesem Sommer wieder einmal am Limit, denn auch Tierliebhaber sind manchmal krank oder brauchen Urlaub. Klar, dass man neue Vereins-Mitglieder und ehrenamtliche Helfer gern willkommen heißt.

Aber in den großen Ferien mal für ein paar Stunden einen Hund ausleihen und mit ihm spazieren gehen? Das geht nicht so einfach: Dafür muss man Mitglied und mindestens 18 Jahre alt sein. Dennoch denkt das Tierheim auch an Kinder. Während der großen Ferien gibt es ein Besuchsangebot, und zwar am 4. und 5. September. An diesen beiden Tagen können Kinder an einer Führung durch das Tierheim teilnehmen. Danach malen sie mit der Künstlerin Ulla Ott ihre Lieblingstiere und es gibt Preise zu gewinnen. Bei der Aktion gehe es auch darum, den Buben und Mädchen einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren zu zeigen, so Fischer. Zehn Euro kostet die Teilnahme. Die Summe geht ohne Abzug als Spende an das Starnberger Tierheim. Die Anmeldungen sind noch schriftlich unter info@tierheim-starnberg.de möglich.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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