Vogelgrippe in Starnberg:Hochansteckendes Virus bestätigt

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Die Seeschwalbe war tatsächlich mit der Vogelgrippe H5N8 infiziert. Geflügelhalter im Beobachtungsgebiet geben sich dennoch gelassen. Allerdings bereitet es ihnen Probleme, ihre Tiere einzusperren

Von Sabine Bader und Christian Deussing, Starnberg

Jetzt ist es offiziell: Die tote Seeschwalbe, die am vergangenen Freitag von einem Spaziergänger 150 Meter südlich des Breitbrunner Dampferstegs gefunden worden war, litt unter der hochansteckenden Form der Vogelgrippe H5N8. Dieses Ergebnis des Friedrich-Loeffler-Instituts teilte das Starnberger Landratsamt am Montag mit. Die Kreisbehörde hat rund um den Fundort des infizierten Tieres eine Beobachtungszone von drei Kilometern eingerichtet. In dem besagten Gebiet liegen Teile von Inning, Seefeld sowie Wörthsee und Herrsching. Betroffen sind hier 16 Geflügelhalter mit insgesamt etwa 7850 Tieren. Schilder, die auf das Beobachtungsgebiet hinweisen, wird die Kreisbehörde vorerst aber nicht aufstellen, teilte Landratsamtssprecher Stefan Diebl der SZ auf Anfrage mit.

Für die betroffenen Landwirte kommt die Nachricht aus der Kreisbehörde nicht völlig überraschend. Waren sie doch bereits am Wochenende vom Veterinäramt verständigt worden. Das Landratsamt hatte bei dieser Gelegenheit schon vorsorglich Stallpflicht für ihre Tiere angeordnet. Diese Verpflichtung wird jetzt natürlich verlängert. Aus Vorsorgegründen empfiehlt die Kreisbehörde sogar allen Geflügelhaltern im Fünfseenland, ihre Hühner, Puten, Enten und Gänse im Stall zu lassen. Denn damit verhindere man, dass Wildvögel von Futter- und Getränkeeinrichtungen angelockt werden und diese mit dem Grippevirus infizieren, erklärt Amtstierarzt Johannes März die Situation. Insgesamt gibt es im Landkreis Starnberg 495 Geflügelbetriebe mit einer Gesamtzahl von fast 30 000 Tieren, private Hühnerhalter eingeschlossen.

Da durften sie noch ins Freie: Das Virus H5N8 ist für Hühner höchst gefährlich. Das Risiko für den Menschen gilt aber als sehr gering. Das Landratsamt rät allen Geflügelhaltern, ihre Tiere im Stall zu lassen (Foto: Georgine Treybal)

Der größte Geflügelhalter im drei Kilometer umfassenden Beobachtungsgebiet ist die Familie Ruhdorfer in Rausch, einem kleinen Ortsteil von Herrsching. Sie hält 6000 Legehennen, die sonst auf einem 2,5 Hektar großen Gelände herumlaufen - jetzt aber in einem 880 Quadratmeter großen Stall gackern müssen. Die Hühner hätten trotzdem darin genügend Platz, betont Magnus Ruhdorfer. Er steht an der Haustür und gibt sich gelassen. Er habe einen guten Kontakt zum Veterinäramt und auch zu seiner Kundschaft im Umkreis von 20 Kilometern. Hähnchen, Suppenhühner und Eier wird der Geflügelhalter wie immer an den Samstagen auf dem Herrschinger Bauernmarkt verkaufen. Es bestehe kein Grund zur Panik, sagt er und fügt ein wenig lakonisch an: "Es ist sicher keine gute Nachricht für den Fuchs und Habicht, dass die Hühner nun weggesperrt sind."

Außerhalb der direkten Beobachtungszone liegt der Konradhof in Unering und Aschering. An den Standorten befinden sich insgesamt 1400 Legehennen, 1500 Masthähnchen, 500 Puten sowie 300 Gänse und 600 Enten. Landwirt Stefan Dellinger ist auf der Hut und hat - wie vom Landratsamt empfohlen - seinen Bestand nun in Ställen untergebracht, damit auch auf seinen Höfen das aggressive Virus keine Chance hat. "Denn damit ist nicht zu spaßen", sagt der 38-jährige Betriebschef. Und eine Keulung wäre das Schlimmste. Trotzdem warnt Dellinger vor zu viel Unruhe, die nicht gerechtfertigt sei. Das wisse bestimmt auch seine Stammkundschaft. Allerdings müsse er nun die Eier von Freiland- auf Bodenhaltung umstempeln. Das empfindet der Uneringer als ungerecht. Denn seine Hühner würden sich sonst fast nur draußen aufhalten und jetzt wohl nur für relativ kurze Zeit diese Vorgabe nicht erfüllen. Aber auch Dellinger hat seinen Humor trotz Geflügelpest noch nicht verloren und hofft, schnell seinen Ersatzstempel zu finden - um damit die Eier nun notgedrungen neu zu deklarieren.

SZ-Karte (Foto: Vogelgrippe)

Das Landratsamt rät den Bürger vorsorglich, keine toten Tiere zu berühren und empfiehlt, Hunde und Katzen im Uferbereich nicht frei laufen zu lassen. Die Behörde bittet auch, tote Vögel und deren Fundort beim Veterinäramt unter der Telefonnummer 08151/148-383 zu melden.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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