Starnberg:Wenn Eltern alt werden

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Barbara Kieslich bietet Betreuung und Beratung für die Kinder an

Von Ute Pröttel, Starnberg

"Hilfe, meine Eltern werden alt", heißt das Thema ihres Vortrags. Ganz bewusst spricht Barbara Kieslich erst einmal nicht von Demenz. Denn das ist für die meisten ein Schreckgespenst. Kieslich hat für ihr Publikum aber eine gute Nachricht: Die Zahl der Demenzkranken sei zuletzt nicht gestiegen. Wohl aber die Zahl der Menschen, die immer älter werden. Dem medizinischen Fortschritt sei Dank. Doch das Älterwerden bringt genauso wie das Erwachsen werden so einige Schwierigkeiten mit sich.

Viel ist darüber in den vergangenen Jahren geschrieben worden, vom Methusalem-Komplott bis zur Erkenntnis, dass Altwerden nichts für Feiglinge sei. Bei aller intellektueller Diskussion über das Thema, die Probleme, die das Älterwerden im Alltag mit sich bringt, haben es in sich. Wie lange kann Papa noch Autofahren? Und was bedeutet es, wenn er auf einmal nicht mehr mobil ist? Und dann die bange Frage: Schafft Mutter den Haushalt noch alleine?

Die Probleme werden noch größer, wenn nicht frühzeitig über Versorgungsvollmachten oder Patientenwillen gesprochen wurde. "Eigentlich sollte jeder ab dem 18. Lebensjahr eine Versorgungsvollmacht haben", sagt Kieslich. Optimalerweise sind darin zwei Personen benannt, die auch von dieser Aufgabe wissen, denn nicht jedem liegt es, im Notfall schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Und genau hier beginnt schon der Gesprächsbedarf, der oft viel zu spät festgestellt wird. Barbara Kieslich leitet den Bereich Fürsorge im Alter bei der Starnberger Ilse Kubaschewski Stiftung und weiß, dass solche Gespräche nicht gerade zu den erfreulichen Themen gehören, doch sie helfen, viele Konflikte zu vermeiden.

Die Altersmedizinerin unterscheidet geistiges und körperliches Altern. Der Schock für die "Kinder" beginnt mit der Veränderung der Rollen. Auf einmal sind es nicht mehr die Eltern, die für einen sorgen, sondern umgekehrt: Die Kinder müssen sich plötzlich um ihre Eltern kümmern. Nicht selten fällt die Unbeholfenheit oder Demenz eines Elternteils erst auf, wenn der Partner stirbt. Bis dahin hat der fitte Elternteil viele Defizite ausgeglichen, war aber vielleicht auch schon mit der Situation überfordert.

Die Hilfsangebote, wenn es nicht mehr einfach nur mit der Unterstützung für den Haushalt oder den Garten getan ist, sind vielfältig. Bei allen Kassen gibt es sogenannte Pflegeberater, die sich schnell von jedem individuellen Fall ein Bild machen. Auch das Ilse-Kubaschewski-Haus steht jederzeit für Fragen zur Verfügung und bietet sogenannte niedrigschwellige Betreuungsangebote, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet werden. Sie kommen zum Beispiel zum Vorlesen zu den Senioren, die nicht mehr gut allein lesen können, oder begleiten sie zum Arzt beziehungsweise Friseur. Für schwierigere Fälle richtet die Stiftung ab diesem Monat eine Angehörigengruppe ein, die sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 18 Uhr trifft. Starttermin ist am Mittwoch, 29. Juli, im Ilse Kubaschewski Haus in der Hanfelder Straße 10A.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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