Starnberg:Hausgemachter Nachwuchs

Lesezeit: 2 min

Christian Spieler (hier mit seinen Azubis) hat vor mehr als 25 Jahren seine Elektroniker-Ausbildung bei der Firma Rofin Baasel Lasertech absolviert. (Foto: Arlet Ulfers)

Seit 30 Jahren kümmert sich Rofin Baasel Lasertech aus Starnberg durchwegs selbst um seine Azubis, stellt jedes Jahr neue Lehrlinge ein und übernimmt diese nach Abschluss ihrer Ausbildung auch großteils in der Firma

Von Otto Fritscher, Starnberg

Fachkräftemangel? Das scheint bei Rofin Baasel Lasertech ein Fremdwort zu sein. Denn das Unternehmen, das an der Petersbrunner Straße im Starnberger Gewerbegebiet seinen Sitz hat (und den Umzug nach Gilching vorbereitet), kümmert sich seit 30 Jahren selbst um seinen Nachwuchs, indem es jedes Jahr Azubis einstellt - und diese nach Abschluss der Lehre großteils übernimmt. 74 junge Leute sind seit 1985 bei Baasel ausgebildet worden, in den vier Berufen Elektroniker, Fachinformatiker, Fachkraft für Lagerlogistik und Industriekaufmann. Vier davon stellen sich anlässlich des Jubiläums einem Gespräch mit der SZ.

Es ist eine lockere Runde, die Ausbildungsleiterin Daniela Demmel und Marketingleiterin Susanne Lötzsch da im Besprechungsraum zusammengetrommelt haben. Konstantin Dubber, der vor gerade mal einer Woche seine Ausbildung zum Industriekaufmann begonnen hat, Melanie Schattmaier, Industriekauffrau im dritten Lehrjahr, Maximilian Ainöder, angehender Elektroniker im vierten Lehrjahr und gewählter Jugendvertreter im Unternehmen, sowie Christian Spieler, der Senior in der Runde, wenn man das so sagen darf. Er ist der dritte Azubi in der Ausbildungshistorie von Baasel, und seit 1988 - mit einer kurzen Unterbrechung - immer noch bei der Firma beschäftigt.

Was hat sich in den bald 30 Jahren geändert? Er sei damals schon mal zum Brotzeitholen geschickt worden, erinnert sich Spieler und lacht. Und er habe auch schon mal samstags ran müssen, wenn ein Termin für einen Auftrag eingehalten werden musste. "Dann hab ich halt zu meinem Chef gesagt, dass ich dafür Montag nicht komme", erinnert er sich. Heute seien dafür drei Formulare und Anträge nötig. Allerdings, und das bestätigen die drei jungen Baasel-aner übereinstimmend, sei die Ausbildung heute sehr breit und vielfältig.

"Ich wollte eigentlich in den Vertrieb, habe dann aber festgestellt, dass es mir in der Arbeitsvorbereitung besser gefällt", sagt Melanie Schattmaier. Das sei ein Vorteil einer breit angelegten Ausbildung. Elf Azubis beschäftigt Baasel zurzeit, bei insgesamt 260 Mitarbeitern. Es geht auch um das, was man heute Teambuilding nennt. Die Jungen machen einmal im Jahr einen von der Firma finanzierten Ausflug, Rodeln am Blomberg, Raften auf der Isar und solche Sachen. Dieses Jahr war man beim Kegeln im Bowling Island in Andechs. "So lernen wir uns untereinander besser kennen", sagt Ainöder. Die Azubis haben nicht nur eine eigene Whatsapp-Gruppe, in der sie sich privat austauschen und auch mal verabreden. Sie sorgen auch vor Weihnachten für den alljährlichen Glühweinstand.

Den wird Konstantin Dubber als Neuling in der Runde erst im Dezember erleben. Ob er die Entscheidung für Baasel schon bereut habe? "Noch nicht", sagt Dubber und grinst. Auf die Firma ist der Gräfelfinger über eine Anzeige in einem Kleinanzeigenblatt gestoßen. "Studieren wollte ich nicht", sagt er, "lieber was Praktisches machen." Übereinstimmend schwärmen die Azubis vom "angenehmen Klima" bei Baasel: "Hier ist es wie in einer großen Familie", sagt Melanie Schattmaier. Manchmal erinnern sich Personalchefin Demmel und Marketingleiterin Lötzsch an ganz besondere Azubis. Etwa jene junge Frau, die während der Lehre Mutter wurde und ihre Ausbildung zur Informatikerin nur in Teilzeit fortsetzten konnte. "Das hat uns ganz schön gefordert, alle Seiten mussten flexibel sein, um die Ausbildungsinhalte in Teilzeit vermitteln zu können", erinnert sich Demmel. Aber, es hat geklappt, die junge Mutter hat die Ausbildung beendet. Und plant nun ein Studium. Schon möglich, dass sie eines Tages wieder zu Baasel zurückkommt. Melanie Schattmaier und Maximilian Ainöder indes können wohl beruhigt dem Ende ihrer Ausbildung Anfang nächsten Jahres entgegensehen. Baasel, so hört man, braucht sie weiterhin.

Und wie ist es mit dem viel zitierten Stress in der Arbeitswelt? Die vier schauen sich an. Dann sagt Maximilian Ainöder: "Natürlich ist es manchmal anstrengend und wir müssen unsere Leistung bringen. Aber es macht hier einfach Spaß. Zumindest meistens.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: