Starnberg:Hauptsache italienisch

Lesezeit: 2 min

Café mit italienischem Flair: Marius Bellmann hat das "Vespressi" in Starnberg eröffnet. Dort können auch Vespa-Roller gemietet werden. (Foto: Fuchs)

Jahrelang hat Marius Bellmann in einem Autohaus mit edlen Sportwagen gearbeitet. Nun hat er sich selbständig gemachtmit Vespressi, einem Café, in dem auch kultige Roller gemietet werden können

Von Otto Fritscher, Starnberg

Angefangen hat es mit italienischen Sportwagen der exklusivsten Marken, nun haben es Marius Bellmann indes die zweirädrigen Gefährte aus bella Italia angetan. "Eine Vespa, das ist einfach Kult", sagt Bellmann. Schon mit 18 hat er sich seine erste gekauft, "bei E-Bay damals, für 800 Mark, das war ein echtes Schnäppchen". Es folgten mehrere Rollerkäufe, der Fuhrpark wuchs - und inzwischen vermietet Bellmann die Vespas und hat als Basisstation "Vespressi" aufgemacht, ein Café an der Kaiser-Wilhelm-Straße, in dem es Cappuccino, italienische Feinkost und natürlich Vespas gibt. Der Zündfunke entsprang einer verhinderten Bootstour im Sommer vergangenen Jahres. Das war so: "Wir wollten uns ein Boot an der Starnberger Seepromenade mieten, aber es waren alle weg", erinnert sich Bellmann. Was macht man an einem sonnigen Sommertag am See, wenn man sich nicht in die Horden den Sonnenhungrigen am Ufer einreihen will? "Mit dem Auto brauchst du auch nicht in Starnberg herumzufahren, also haben wir eine Tour mit einer meiner Vespas um den See gemacht, und sind geschmeidig durch alle Staus gekommen", erzählt er. Eine Idee, die so gut ist, um sich damit selbständig zu machen, befand Bellmann, der zuvor Kfz-Betriebswirtschaft studiert hatte und die Ausbildung zum Kfz-Serviceberater abgeschlossen hatte.

Die geeigneten Räume fand er in Bahnhofsnähe, zuvor hatte hier ein Modegeschäft residiert. Im Frühjahr eröffnete Vespressi dann ohne großes Tamtam, was man heute ein "Soft opening" nennt. "Der Supersommer hat uns natürlich bei der Vermietung geholfen, aber auch das Café-Geschäft läuft schon gut", sagt Bellmann. Deshalb werde Vespressi im Winter nicht geschlossen. Auch die Rollervermietung soll weiterlaufen. Im Angebot hat Bellmann auch die alten Modelle mit Baujahren bis Anfang der Siebziger. Sie sind an einem runden Scheinwerfer kenntlich, während die neueren Jahrgänge eckige Scheinwerfer haben. "Manche Kunden sind da sehr wählerisch", sagt Bellmann.

Auch mit den Picknickkörben, die eigentlich Picknicktaschen sind, die während der Ausfahrt umgehängt werden, ist das so eine Sache. Eine deutsche und eine italienische Variante sowie einen Obstkorb hat Bellmann im Programm. Geordert wurde bislang nur die italienische Variante. Oliven, Pepperoni, Zitronenkuchen und San Pellegrino kommen bei Vespa-Fans halt doch besser an als Adelholzener und Dauerwurst. Im Herbst und Winter will Bellmann das Feinkostangebot noch deutlich ausweiten. Und wenn es auf Weihnachten zugeht, will er noch mal aufrüsten, mit Glamour und vielen Lichtern, "so wie in Amerika". Und er will auch die Vespas durchaus nicht über den Wintern einmotten, zumindest nicht alle. "Wenn es das Wetter zulässt, könnte ich mir gemeinsame Touren zu den Weihnachtsmärkten in der Umgebung vorstellen", sagt Bellmann.

Zwar werden die Roller von einem Vespa-Spezialisten in Söcking ordentlich gewartet, doch lässt sich eine Panne bei manchem mehr als 40 Jahre alten Oldtimer nicht immer sicher ausschließen. Wenngleich sich Bellmann nur an eine sozusagen selbst verschuldete erinnern kann. Ein sehr gewichtiger Mann, "130 Kilo oder so", sagt Bellmann, habe unbedingt auf einer alten Vespa um den Starnberger See kutschieren wollen. In Tutzing gab der Roller den Geist auf - allerdings nur kurzfristig wegen Überhitzung. Nach einer halben Stunde ließ er sich problemlos wieder starten. Das soll mit den Rollern, die er für die nächste Saison anschaffen will, nicht mehr passieren. Die Flotte soll auf mindestens 20 Gefährte wachsen, damit auch größere Gruppen gemeinsame Touren buchen können. Eine Stunde Vespa fahren kostet 25 Euro, vier Stunden 45 Euro, ein Tag 65 Euro und das Wochenende 135 Euro. "Aber da ist ein voller Tank mit drin, der nicht wieder aufgetankt werden muss." Eine Füllung reicht für zirka 140 Kilometer.

Bleibt nur eine Frage: Warum Roller, und kein italienisches Motorrad, schließlich gibt es auch Ducati und Moto Guzzi? Bellmann antwortet so: "Alles, was schnell fährt, reize ich auch aus. Ich bin mit einem Ferrari 330 km/h gefahren. Da lasse ich von Motorrädern lieber gleich die Finger."

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: