Starnberg:Gut, günstig, glatt

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Der Start war zwar verregnet, aber seitdem die Temperaturen unter null Grad gefallen sind, zieht der Starnberger "Eiszauber" die Schlittschuhläufer an. Jugendliche feiern freitags auf dem Kirchplatz in Starnberg sogar Party

Von Manuela Warkocz, Starnberg

Gut, dass es den Pinguin gibt. Emil umarmt die Plastikfigur fest. Von hinten schiebt Katrin Rumland ihren Sohn samt Pinguin vorsichtig über die Eisfläche am Kirchplatz. Der vierjährige Bub steht am Dienstag zum allerersten Mal auf Schlittschuhen. Zwei Runden trippelt der kleine Starnberger - blauer Helm, blauer Schneeanzug - mit ernstem Gesicht um die 15 mal 20 Meter große Eisbahn. Dann richtet sich die Mama leicht stöhnend auf, streckt ihr Kreuz. "Das ist doch anstrengender als ich dachte", sagt die versierte Schlittschuhläuferin, die ihrerseits am Maisinger See das Schlittschuhlaufen gelernt hat.

Lea und Valentin brauchen die Pinguine eigentlich gar nicht mehr. Anfängern helfen sie auf dem Eis am Kirchplatz. (Foto: Nila Thiel)

Wesentlich runder läuft es an diesem Nachmittag für vier Starnberger Gymnasiasten. Sie jagen mit roten Backen übers Eis, spielen Fangermandl direkt unter der Kirche St. Maria. Die Achtklässler haben ihre Schlittschuhe schon morgens mit in die Schule genommen. Gleich nach dem Unterricht stürzen sie sich ins Wintervergnügen. "Das liegt zentral, auch von der S-Bahn aus, und das Eis ist gut", freut sich Neo Grießhammer. "Und es ist nicht teuer", ergänzt sein Freund Max Picker. Drei Euro zahlen Jugendliche für den "Eiszauber". Dafür könnten sie theoretisch bis 21.30 Uhr bei Musik und Scheinwerferlicht ihren Spaß mitten in der Kreisstadt haben. Aber um halb drei ruft "Konfi", der Konfirmandenunterricht. Die Mutigen nehmen Anlauf am Eis, springen zielsicher über die Metallschwelle ins angrenzende Zelt. Dort ist geheizt, man kann seine Schuhe in Regalen verstauen und sich auf Bierbänken bequem die Schlittschuhe anziehen. Auch leihweise gibt es Paare in allen Größen. Den Service braucht Anja Schumacher nicht. Sie hat sich gerade am selben Tag neue Schlittschuhe gekauft. "Das Angebot hier ist eine tolle Alternative, wenn die Seen nicht zugefroren sind", sagt sie und nestelt an den vielen Verschlüssen, während Tochter Lea, 6, und ihr siebenjähriger Schulfreund Valentin schon ihren Spaß auf dem Eis haben. Sie haben Platz. Allzu viel ist nicht los an diesem Tag. Ob's an der scharfen Kälte liegt?

Julia hat Platz für Kunstlauffiguren. (Foto: Nila Thiel)

Im Partyzelt, rustikal dekoriert mit Baumscheiben und alten Skiern, wartet Wirtin Sarah Wiesböck auf Gäste. Die Wirtin bietet Eisläufern, Zuschauern und allen, die sich bei einem Stadtbummel aufwärmen wollen, Glühwein, selbst gebackene Kuchen und günstige kleine Gerichte. Im Sommer betreibt sie das Strandbad Feldafing. Jetzt ist sie von den Schützen der FT Starnberg engagiert, die die Bewirtung dieses Jahr von der Stadt gepachtet haben. Ob sich das Geschäft lohnt, werden Wirtin und Verein am letzten Tag, dem 31. Januar, wissen.

Wer keine Schlittschuhe besitzt, kann sich welche leihen. (Foto: Nila Thiel)

Bis dahin kümmert sich Markus Nirschl aus Maising mit seinen Männern darum, dass alles glatt geht. Denn sie stellen vier mal täglich frisches Eis her auf dem Kirchplatz. Die 330-Quadratmeter-Fläche wird gekehrt und ganz simpel mit einem Gartenschlauch überspritzt. Kühlschleifen garantieren bis 15 Grad plus ein reibungsloses Wintervergnügen. Die Attraktion, die die Stadt seit drei Jahren organisiert, kommt an. Es drängen sich zwar nicht 70 000 Leute wie auf der Eisfläche am Stachus. Aber vergangenes Jahr lockte das Starnberger Spektakel an 17 Tagen rund 6500 Besucher an, viele auch aus dem Umland. Zur Halbzeit hatte man 3500 Schlittschuhläufer gezählt. Wie viele sich heuer bislang beim "Eiszauber" vergnügten, kann Starnbergs Stadtförderin Sara Buckel nicht sagen. Sie ist aber optimistisch, dass die Rechnung mit der temporären Eisfläche aufgeht. Der Start sei zwar verregnet gewesen, doch jetzt sei das Wetter mit Kälte und Schnee optimal. Sämtliche Vormittage seien von Kindergärten und Schulklassen ausgebucht. Lehrer verlegen teilweise den Sportunterricht aufs Eis. Zudem dauert der "Eiszauber" diesmal 24 Tage, also eine Woche länger.

Gut gelaufen ist die erste diesjährige Eis-Party für Jugendliche am vergangenen Freitag. Der Jugendtreff Nepomuk hatte dazu in Kooperation mit der Stadt eingeladen. Zwei weitere Partys folgen.

Ob die Eisfläche mal so voll wird wie vergangenes Jahr beim Familientag hängt wohl vom Wetter ab. Zeitweise hatten sich da so viele Besucher auf dem Eis gedrängt, dass der Zugang gesperrt werden musste. Mehr als 100 Läufer auf einmal werden nicht auf die Fläche gelassen, damit man sich überhaupt noch bewegen kann

Die Eisfläche ist bis 31. Januar täglich von 10 bis 21.30 Uhr geöffnet. Eintritt für Erwachsene vier Euro, für Kinder drei. Senioren-Eisstockturnier diesen Mittwoch 10 bis 13 Uhr. "Erste Schritte auf dem Eis" am Donnerstag, 21. Januar, von 17 bis 18 Uhr unter Anleitung, dann Auftritt von Faschingsprinzenpaaren. Freitag, 22. Januar, "Nepomuk-Party", am Samstag, 23. Januar, "Saturday Ice Party".

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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