Starnberg:Glühende Farben

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"Landschaft am Ammersee" des Malers Ludwig Bock. (Foto: Arlet Ulfers)

Thoma-Galerie widmet sich dem Maler Ludwig Bock

Von Katja Sebald, Starnberg

Man kann nur darüber spekulieren, welche Bilder der junge Maler Ludwig Bock auf seiner Reise nach Paris im Jahr 1913 gesehen hat. Fest steht jedoch, dass die Begegnung mit der französischen Moderne, mit den Bildern von Cézanne und Matisse, den Stil des Münchners nachhaltig veränderte und ihn zu einem der modernsten Künstler in der ausgehenden Prinzregentenzeit machte. Stillleben und Landschaften aus verschiedenen Schaffensperioden sind derzeit in der "Thoma Galerie" in Starnberg zu sehen und viele von ihnen wirken so frisch, als wären sie gestern gemalt worden.

"Es wird wohl die letzte Ausstellung sein", so die Einschätzung der Galeristin Doris Welker, die Bock schon seit vielen Jahren zeigt und nun noch einmal auf die letzten Bestände aus dem direkten Nachlass zurückgreifen konnte. Schon jetzt ist es auf dem Kunstmarkt ruhig geworden um den Maler, der vor allem für seine Stillleben bekannt ist. Vor allem hier verbindet er sorgfältige Kompositionen mit einer geradezu sinnlichen, dabei aber völlig unsentimentalen Malweise: Eine Schale mit Birnen etwa wirkt durch das warme gelbe Licht im Bild und durch den fein nuancierten, aber gleichzeitig großzügigen Farbauftrag so unmittelbar, dass man hineingreifen und in eine der reifen Früchte beißen möchte. Für ein Landschaftsbild vom Ammersee-Westufer verwendet der Maler einen breiten Pinsel und spachtelt die Farbe geradezu auf die Leinwand, ohne jedoch das Malerische zu vernachlässigen. Und dann erst die genießerische Sinnenfreude, die aus einer kleinen Badeszene spricht, das Sonnenlicht, das er mit heftigem Pinselstrich auf die nackten Frauenkörper am grünblauflirrenden Ufer zaubert.

Ludwig Bock wurde 1886 als Sohn eines bekannten Arztes geboren und wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in der Münchner Briennerstraße auf. Finanziell unabhängig, widmete er sich der Kunst. Kostbares chinesisches Porzellan und andere wertvolle Stücke aus seiner privaten Sammlung sind immer wieder auf seinen Bildern zu sehen. Zu seinen frühen Förderern gehörte Franz von Defregger, der Patient seines Vaters war und zu einer künstlerischen Ausbildung des talentierten Sohns riet. So erhielt er zunächst Privatunterricht bei Heinrich Knirr und bei Bernhard Buttersack, bevor er von 1906 an an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Heinrich von Zügel studierte, dessen Meisterschüler er auch war.

Schon seine Zeitgenossen lobten Ludwig Bock wegen seiner "farbenglühenden Bilder", sie seien "Dokumente einer wahrhaft malerischen Malerei". Man darf ihn zu den Künstlern zählen, die den Spätimpressionismus zugunsten eines großen Ausdrucksverlangens überwanden, seinen malerischen Werten aber trotzdem verpflichtet blieben.

Leuchtende Farbigkeit und scharfe Konturen zeichnen Bock in seiner expressiven Phase aus, mit Landschaften und schließlich vor allem mit Stillleben und Blumenbildern konnte er sich über die Zeitläufte hinwegretten. Von 1917 an war er Mitglied der Münchner Secession, er stellte nicht nur in den führenden Münchner Galerien und im Glaspalast aus, sondern auch in Dresden, Berlin und Hamburg. Von 1937 an war er jedes Jahr in der Großen Kunstausstellung im "Haus der deutschen Kunst" vertreten und 1952 erhielt er den Kunstpreis der Stadt München. 1971 starb er in München.

Die Ausstellung mit Bildern von Ludwig Bock ist noch bis zum 10. Dezember 2016 jeweils Dienstag bis Freitag von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr zu sehen.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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