Starnberg:Glücklos bis zum Schluss

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Ausverkauf im "Centrum": Die seit Jahren nahezu leer stehende Passage in Starnberg soll jetzt stückchenweise veräußert werden. (Foto: Georgine Treybal)

Die zum großen Teil leerstehende Ladenpassage "Centrum" soll jetzt scheibchenweise verkauft werden

Von peter haacke, Starnberg

Es gibt Projekte, die stehen einfach unter keinem guten Stern. Zu jenen Bauten, die besonders glücklos sind, zählt das Starnberger "Centrum": Die im Oktober 1996 eröffnete Ladenpassage an der Hauptstraße erfüllte die hoch gesteckten Erwartungen nie. Massive Probleme hatte es beim Bau gegeben, es folgten Prozesse gegen Baufirmen und Architekten. Und nur zögerlich fanden sich Mieter für den vom Berger Kaufmann Siegfried Genz errichteten Millionen teuren Komplex unterhalb des Schlossbergs. Doch bald schon mutierte das Gebäude mit Tiefgarage zu einem leeren Geisterhaus. Immer wieder forderte die SPD, das "Centrum" für die unter eklatanter Raumnot leidenden Volkshochschule zu nutzen. Doch daraus wurde nichts. Und nun scheint die Option endgültig vom Tisch zu sein: Das "Centrum" soll stückchenweise verkauft werden.

Der Starnberger Stadtrat hatte Ende Juli ein seit dem Vorjahr unterbreitetes Angebot von Michael Krenn, Geschäftsführer der Genz'schen Immobiliengesellschaft als Eigentümer der Ladenpassage, nach bemerkenswert kurzer Debatte ausgeschlagen. 700 000 Euro Gesamtjahresmiete, hieß es, seien zu teuer für knapp 2500 Quadratmeter Nutzfläche und 307 Tiefgaragenplätze in bester Lage, die überdies per Fahrstuhl mit der Schlossberghalle verbunden sind. Dem Besitzer wurde stattdessen anheim gestellt, das Objekt auf dem freien Markt anzubieten - obwohl der sein Angebot längst zurückgezogen hatte, nachdem er nach eigenen Angaben monatelang trotz mehrfacher Anfragen nichts mehr in der Angelegenheit gehört hatte. Es gebe keinen Gesprächsbedarf, ließ John verlautbaren. Für Krenn hat sich die Sache erledigt - zumindest vorläufig. Er will das "Centrum" nun stückchenweise an den Mann bringen, die Maklerin Claudia Bader soll es richten. Im Angebot sind unter anderem diverse Büros, Atelierflächen, zwei großzügige Penthouse-Wohnungen mit Seeblick und die Tiefgarage. Ein Zurück an den Verhandlungstisch scheint ausgeschlossen, denn Krenn fühlt sich "komplett verschaukelt" von der Stadt. Vor einem halben Jahr noch, so fand er heraus, habe es im Stadtrat lediglich fünf Gegenstimmen von FDP, BLS und WPS-Chef Picker gegeben. Dann aber "hat Bürgermeisterin John gar nichts mehr gemacht" - und die Stimmung sei gekippt. Bis Oktober 2014 schien das Geschäft zu laufen. Selbst VHS-Leiterin Irmgard Heeren habe sich sehr interessiert gezeigt, denn seit 1990 residiert die VHS eher provisorisch in der Alten Oberschule. Doch dann "hat man mit uns nicht mehr geredet", sagt Krenn. Auf sein Angebot habe es keine Reaktionen gegeben, nicht einmal zur Präsentation im Stadtrat habe man ihn eingeladen. Daraufhin verschickte er seinen Vertragsentwurf an den gesamten Stadtrat, nachdem er "viel Zeit und Geld" liegen gelassen hat.

Das "Centrum" wird also "zerlegt", erste Interessenten soll es bereits geben. "Es wird zu einem Abverkauf kommen", sagt Krenn, "die Stadt hat ihre Möglichkeiten gehabt". Was ihn verwundert, ist die überwiegend geringe Sachkenntnis im Stadtrat an der Immobilie, für die als Ganzes womöglich ein niedrigerer Preis erzielt worden wäre. Auch die "Tarifpolitik für die Tiefgarage" werde der neue Besitzer wohl neu überdenken. "Wir haben uns viele Gedanken gemacht", sagt Krenn. Aber das Interesse sei bei der Stadtratsmehrheit bestenfalls nur mäßig gewesen; man habe sich offenbar nicht die Mühe gemacht, genau nachzurechnen und die Folgen zu bedenken, mutmaßt Krenn, und sagt dann leise: "Mir macht das Centrum keinen Stress mehr."

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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