Starnberg:Giftstoffe im Erdreich

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Im Aushub am Landratsamt befinden sich Altlasten

Von Michael Berzl, Starnberg

Giftstoffe im Boden machen den Anbau für das Landratsamt in Starnberg und die Erweiterung des Parkplatzes teurer als geplant. Schon bei einem ersten Aushub tauchten Altlasten auf, die speziell entsorgt werden müssten. Die Zusatzkosten beziffert Kreiskämmerer Stefan Pilgram mittlerweile auf mehr als 170 000 Euro. Bau- und Kreisausschuss haben diese zusätzliche Ausgabe fast einstimmig gebilligt. Die Kosten für die Erweiterung des preisgekrönten Verwaltungsbaus erhöhen sich damit auf knapp 15 Millionen Euro. Doch im Boden könnten weitere unangenehme Überraschungen lauern.

"Das wird nicht das letzte sein", warnte Landrat Karl Roth in der Sitzung des Kreisausschusses. "Vor 30 Jahren hat man sich da noch keine Gedanken gemacht". Auf dem Grundstück, auf dem heute das Starnberger Landratsamt steht, befanden sich zuvor das Sägewerk Stadler und eine Baufirma. Das benzolhaltige Material, das gefunden wurde, könnte noch aus dieser Zeit stammen. "Es war damit zu rechnen, dass da was auf uns zukommt", sagte FW-Kreisrat Ferdinand Pfaffinger, der die Gegebenheiten als ehemaliger Starnberger Bürgermeister gut kennt. Und Kreiskämmerer Pilgram scherzte: "Wenn man ein Loch aufmacht würde man es am liebsten gleich wieder zu machen, weil das alles nicht schön ist, was man da findet".

Fündig wurde zunächst eine Gartenbaufirma, als sie im vergangenen Oktober damit begann, an der Strandbadstraße zu baggern, um dort zusätzliche Parkplätze zu schaffen. Der aufgeschüttete Oberboden war mit Abfällen verschmutzt, eine genauere Untersuchung von Material aus drei Bohrungen ergab eine erhebliche Belastung mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Mittlerweile hat sich auch der Verdacht bestätigt, dass eine Gefährdung für das Grundwasser besteht. Eine genaue Eingrenzung, woher die Schadstoffe stammen, ist aber nicht möglich. Das Wasserwirtschaftsamt in Weilheim wurde eingeschaltet, die Fachleute vom Grundbaulabor München empfehlen den Einbau einer Grundwasserreinigungsanlage. Wie es nun weitergeht mit dem Parkplatzbau, ist noch offen. Landrat Roth kündigte im Kreisausschuss an: "Wir werden uns jetzt mit dem Wasserwirtschaftsamt zusammensetzen, um zu besprechen, was wir machen müssen".

Das Münchner Labor hat außerdem im Februar sechs Bohrproben aus dem Bereich des Festplatzes untersucht, wo der Anbau entstehen soll. Nachgewiesen wurden auch dort PAK-Spuren, Mineralölkohlenwasserstoffe sowie Blei, Cyanide und Quecksilber. Somit steht fest, dass der Aushub nicht einfach auf die nächste Deponie gekippt werden kann, sondern gesondert behandelt werden muss, was höhere Kosten verursacht.

Doch eine Erweiterung des Behördenbaus ist nötig. Mehr als 500 Mitarbeiter sind mittlerweile beschäftigt; einige Arbeitsplätze mussten schon ausgelagert werden. Im Anbau sollen zusätzliche 50 Büros entstehen; die Architektur passt zum Hauptgebäude und fügt sich in das von den Architekten Fritz Auer und Carlo Weber entworfene Ensemble ein.

Mit einem Baubeginn für den Anbau rechnet die Landkreis-Verwaltung nach dem aktuellen Terminplan im kommenden Winter. Für die Arbeiten sind zwei Jahre veranschlagt.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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