Starnberg:"Gesellschaftlicher Mittelpunkt"

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Schwungvoll: Akkordeonorchester bei einer Ausstellung in der Reihe "Nah - fern" im Bahnhof Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit drei Jahren gibt es Ausstellungen im Starnberger Bahnhof. Wie es weitergehen wird, ist noch unklar

Die Kultur an ländlichen Bahnhöfen hielt sich früher in Grenzen. Der Mensch wartete, es gab womöglich Zeitschriften und einen dünnen Kaffee, dazu eine erhellende, eine wirre oder gar keine Durchsage. Inzwischen hat sich einiges getan. Viele Kommunen kauften der Bahn, die sich seit 20 Jahren von ihren Liegenschaften trennt, Stationen ab und ließen die meist verfallenen Gebäude sanieren. Nach Feldafing kommt man jetzt nicht nur, wenn man zufällig falsch ausgestiegen ist, sondern um Jazz zu hören und Musikkabarett. Pöcking zieht mit seinem Museum die Sisi-Fans waggonweise an. Und Steinebach? In Steinebach ist es erst einmal leider vorbei mit Rock und Blues, weil der Wirt so draufzahlte.

Auch Starnberg hat so etwas wie einen Kulturbahnhof zu bieten. Drei Kuratorinnen kümmern sich seit drei Jahren um die Ausstellungsreihe "Nah - fern". Vorbildlich: In der alten Schalterhalle gibt's kein olles Gepinsel, sondern zeitgenössische und in aller Regel aufregende Kunst. Allein heuer dürften Katharina Kreye, Ulrike Prusseit und Ursula Steglich-Schaupp mit ihrem Konzept grob geschätzt 2000 Besucher angelockt haben. Den historischen Wartesaal wiederum, den die Veranstalterin Elisabeth Carr 2011 entdeckt hatte, bespielt nun die Starnberger Kulturamtsleiterin Annette Kienzle. Der holzgetäfelte Raum ist so klein, dass kaum ein Streichquartett reinpasst. Kienzle setzt deshalb auf Kultur für Liebhaber, heuer zum Beispiel auf den Queri-Heimatabend, auf Kim Märkls maßgeschneidertes Stück "Der König und die Kaiserin" oder einen Liederabend mit Schuberts "Winterreise".

Klar ist aber auch: Der Bahnhof ist derzeit zum überwiegenden Teil ungenutzt. Ja, da passte schon noch eine Musikbühne rein, eine Galerie und ein Vereinsraum. Bürgermeisterin Eva John will jetzt herausfinden, ob ein privater Betreiber das Gebäude sanieren und vielleicht auch gleich noch besser managen könnte als die Stadt. Dass am Ende kein Fresstempel, sondern ein Kulturbahnhof rauskommen soll, steht für John außer Frage: In der Ausschreibung komme 37 Mal das Wort Kultur vor, sagt sie, auch sei vermerkt, dass ein "gesellschaftlicher Mittelpunkt" entstehen soll. Mit einer Bestandsgarantie für "Nah - fern" ist das trotzdem nicht zu verwechseln. Die Kuratorinnen haben die Zusage, dass sie bis Ende 2016 weitermachen können. Und danach? "Ich kann nicht in die Zukunft schauen", sagt John.

© SZ vom 17.12.2015 / sum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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