Starnberg:Geschäft mit dem "Centrum" geplatzt

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Eigentümer zieht Angebot zur Vermietung der seit Jahren leer stehenden Ladenpassage zurück

Von Peter Haacke, Starnberg

Seit Jahren steht das "Centrum" weitgehend leer: 1996 wurde die Ladenpassage an der Hauptstraße in Starnberg eröffnet, der Berger Kaufmann Siegfried Genz hatte das Gebäude mit Tiefgarage unterhalb des Rathauses für einen zweistelligen Millionenbetrag errichten lassen. Doch die daran geknüpften Erwartungen erfüllten sich nie, das Centrum wurde zum Geisterhaus im Herzen der Stadt. Im vergangenen Herbst aber zeichnete sich eine Lösung ab: Der Stadtrat beriet darüber, ob die Volkshochschule (VHS) und Teile der unter Raumnot leidenden Rathausverwaltung in den Komplex umziehen könnten. Der Eigentümer, die "Alte Post" Flensburg, hätte das Gebäude für 3,6 Millionen Euro sogar noch barrierefrei umgebaut. Doch aus dem Handel dürfte vorerst nichts werden, die Verhandlungen sind geplatzt. Der Besitzer des Centrums hat sein Angebot zur Vermietung zurückgezogen.

Noch im Oktober hatte sich der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung ausführlich mit dem Angebot befasst: Rund 2500 Quadratmeter Nutzfläche und wahlweise auch die Tiefgarage mit insgesamt etwa 300 Stellplätzen standen zur Disposition. Der monatliche Mietpreis für das Gesamtpaket hätte knapp 58 000 Euro brutto betragen, also rund 700 000 Euro pro Jahr. Die Summe hätte sich jedoch relativiert, denn neben monatlichen Einnahmen aus Parkgebühren in der Tiefgarage in Höhe von durchschnittlich 13 000 Euro wären außer der Stadt Starnberg auch die Gemeinden Berg, Pöcking, Tutzing und Feldafing an den Kosten für die VHS beteiligt gewesen. Der Vorentwurf eines Mietvertrags war auf eine Laufzeit von 30 Jahren angelegt; mit viermaliger Verlängerungsoption um jeweils fünf Jahre, insgesamt also 30 Jahre. Aber die Offerte ist vorerst vom Tisch: Michael Krenn, Geschäftsführer der Grundstücksverwaltungsgesellschaft "Alte Post" Flensburg, informierte Stadtverwaltung und Stadträte am Freitag schriftlich darüber, dass sein Angebot keine Gültigkeit mehr hat.

Grund für den Rückzug ist laut Krenn, dass eine Grundlage "in den letzten sechs Monaten nicht geschaffen werden konnte". Im Klartext: Trotz mehrfacher Nachfragen habe es seit Dezember keine weiteren Gespräche mit der Stadtspitze gegeben. Zwischenzeitlich hatten die Grünen Aufklärung über den Zwischenstand der Verhandlungen gefordert, waren aber auf die Sitzung des Stadtrats am kommenden Montag vertröstet worden. Stadträtin Martina Neubauer zeigte sich unzufrieden: "Die Situation im Centrum hätte nach dem Vorlauf längst geregelt sein können", sagte sie im Juni. Bürgermeisterin Eva John dagegen hatte darauf verwiesen, dass sie diese Entscheidung in der stadtratlosen Zeit von Dezember bis Mai nicht ohne Rückendeckung des Gremiums treffen wollte. Nun scheint es zu spät zu sein.

Das Centrum - da sind sich viele einig - könnte eine gute Adresse für VHS, aber auch Stadtbücherei und Rathausverwaltung sein. Innerhalb des Stadtrates gibt es aber auch Widerstände. Unklar ist, ob das Versäumnis zur Fortsetzung der Verhandlungen politisch gewollt ist, an der finanziellen Situation der Stadt liegt oder an einer Überlastung der Verwaltung. Bürgermeisterin John zeigte sich am Freitag überrascht, dass Krenn sein Angebot zurückgezogen hat; sie hatte das Schreiben noch nicht gelesen und verwies auf die Stadtratssitzung am Montag. Komplett vom Tisch ist das Angebot nicht. "Vorbehaltlich zwischenzeitlich eingetretener anderweitiger Dispositionen", schreibt Krenn mehrdeutig, "biete ich an, für weitere Gespräche zur Verfügung zu stehen, sollte die Stadt daran Interesse haben."

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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