Unterkünfte für Asylbewerber:Gerechtigkeit im Sinn

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Auf dem früheren Areal des geplanten Gymnasiums soll in Herrsching eine zeitlich befristete Flüchtlingsunterkunft errichtet werden. (Foto: Fuchs)

Landrat Karl Roth beweist Feingefühl, wenn es darum geht, Flüchtlinge in den 14 Gemeinden des Landkreises unterzubringen. Am Mittwoch erläutern er und Bürgermeister Muther die Lage in Weßling

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen ist Landrat Karl Roth (CSU) bemüht, die Asylbewerber gleichmäßig auf die Gemeinden zu verteilen. Von "Verteilungsgerechtigkeit" ist im Landratsamt die Rede. Bisher hatten sich einige Orte - darunter Inning und Weßling - schwer getan, Unterkunftsmöglichkeiten oder Grundstücke an die Kreisbehörde zu melden, ein Unterfangen, das Roth zusehends in die Bredouille brachte. Schließlich musste er pro Woche 33, inzwischen 39 Flüchtlinge, im Landkreis unterbringen.

In Weßling sind bislang nur drei Asylbewerber untergekommen, und das bei einer Einwohnerzahl von knapp 5300; in Inning war bis vor kurzem ein einziger Flüchtling aufgenommen worden. Seit aber die Turnhalle zur Notunterkunft für 200 Asylbewerber umfunktioniert wurde, müssen andere Gemeinden die weiteren Neuankömmlinge aufnehmen. "Wir müssen auch Rücksicht nehmen auf die Größe der Orte und des Ortsteils", hatte Roth in der vergangenen Woche in einem Gespräch mit der Presse betont. Mit anderen Worten: Er will möglichst behutsam vorgehen, um nicht unnötig Ängste bei Bürgern zu hervorzurufen und die Gemeinden, die schon genügend aufgenommen haben, nicht überlasten.

Bislang bewies der Starnberger Landrat viel Feingefühl. Wenn es um die Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft geht, stellt er sich stets zusammen mit den jeweiligen Bürgermeistern den Fragen der Anwohner. So war es in Gilching, als es um die dortige Flüchtlingsunterkunft auf der Festwiese ging; so war es in Inning, als die Turnhalle zur Notunterkunft erklärt wurde, und so wird es in dieser Woche auch in Weßling sein. Am Mittwoch ist eine Info-Veranstaltung für die Bürger im Weßlinger Pfarrstadel geplant, in der Roth und Bürgermeister Michael Muther die Lage erläutern werden. Schon einen Tag zuvor, nämlich am Dienstag, werden Roth und Muther die Gemeinderäte in der letzten Sitzung vor den Sommerferien über die Pläne in Kenntnis setzen. Bekanntlich werden am 1. August etwa 200 Flüchtlinge die Weßlinger Sporthalle am südlichen Ortsrand belegen; 60 unbegleitete, minderjährige Asylbewerber sollen im alten Weßlinger Feuerwehrhaus am Walchstadter Weg vorerst untergebracht werden. Die Umbauten haben am vergangenen Wochenende schon begonnen. Bis November wird die Sporthalle belegt bleiben, davon geht man in der Gemeinde aus. Im Landratsamt bemüht man sich intensiv, Lösungen für den Sportbetrieb, der höchstens noch eingeschränkt möglich ist, zu finden. Vor allem die erfolgreichen Weßlinger Handballerinnen, die in der Bezirksoberliga spielen, brauchen Trainingsmöglichkeiten und für den Spielbetrieb, der im September beginnt, einen Austragungsort.

Wie künftig die Verteilungsgerechtigkeit aussehen wird, zeigt das Beispiel Herrsching. Die Gemeinde hat von sich aus ein Grundstück für eine Flüchtlingsunterkunft angeboten, und zwar am Ende des Gewerbegebiets an der Goethestraße. Dort soll auf jenem Areal, auf dem noch im vergangenen Jahr das Herrschinger Gymnasium geplant war und das die Gemeinde gekauft hat, eine vorübergehende Unterkunft entstehen. Der Herrschinger Gemeinderat wird an diesem Montag in seiner Sitzung von 19 Uhr an über den Bauantrag diskutieren. Vertreter des Landratsamts werden dabei sein. Im Gegenzug darf Herrsching damit rechnen, dass die Sporthalle in der Nikolausstraße wohl nicht zur Notunterkunft in den kommenden Wochen erklärt wird. Auch Starnberg wird wohl seine Brunnangerhalle, die gerade modernisiert wird, weiter nutzen dürfen, da die Kreisstadt im Gewerbegebiet an der Petersbrunner Straße ein Heim für Asylbewerber und Obdachlose errichten will. In Gilching bleibt die Turnhalle wohl ebenfalls unangetastet, da ein Flüchtlingsheim bei der Straßenmeisterei entstehen wird.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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