Starnberg:Gemeinsam integrieren

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Die VHS Herrsching und Starnberg wollen kooperieren

Von Anna-Elena Knerich, Starnberg

Die Nachfrage an Deutschkursen bei den Volkshochschulen (VHS) steigt. Für Asylbewerber seien aber auch Alphabetisierungskurse nötig, denn "viele beherrschen die lateinische Schrift noch nicht" - selbst von denjenigen, die schon etwas Deutsch sprechen, erklärt Petra Hofstätter, Geschäftsführerin der VHS Herrsching. Die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) konzipierten Integrationskurse beinhalten zudem einen Orientierungskurs. Wesentliche Themen dabei sind "die deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur sowie Werte, die in Deutschland wichtig sind, zum Beispiel Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung", heißt es auf der Internetseite des BAMF. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Teilnehmer laut Statistik um 26 Prozent gestiegen. Auch im Landkreis Starnberg ist der Bedarf an Integrationskursen sehr groß, "besonders ab Herbst, denn wir rechnen damit, dass dann etliche Asylbewerber anerkannt werden", sagt Christine Loibl, Leiterin der VHS Starnberger See. Dennoch kassierte die VHS Herrsching, die sich beim BAMF um eine Zulassung als Träger für Integrationskurse beworben hatte, eine Absage. "Durch die Vielzahl neuer Kursträgerzulassungen bundesweit besteht in einigen Regionen aktuell kein weiterer Bedarf an neuen Kursträgern", so die Begründung der Behörde.

Am Mittwoch hat deshalb die VHS Starnberger See, die bereits seit über zehn Jahren Träger ist, mit der VHS Herrsching einen Entwurf zur Zusammenarbeit ausgearbeitet: Denn die Starnberger VHS kann weitere Kurs-Standorte zulassen, wenn das BAMF ihren Antrag genehmigt.

"Wir wollen zwei bis drei Integrationskurse für Herrsching beantragen", erklärt Loibl. Die Aufgaben würden dann je zur Hälfte aufgeteilt, ebenso die Kostenabrechnung. Die Bürokratie liefe aber über Starnberg: Die variablen Kosten wie etwa Fahrtkosten werden dem BAMF vorgelegt, das die Kurse mit 3,10 Euro pro berechtigtem Teilnehmer und Unterrichtseinheit mitfinanziert. Die Gesamtkosten eines Integrationskurses würden dadurch aber niemals gedeckt, so Loibl. "Diese Summe ist definitiv zu gering. Wir bräuchten mindestens 4,40 Euro, um wenigstens die Extrakosten zu decken, die direkt mit dem Integrationskurs zusammenhängen."

Ziel der beiden Volkshochschulen ist es, spätestens im Dezember Integrationskurse in Herrsching anbieten zu können. Die Chancen stehen nicht schlecht, da die VHS Herrsching bereits die strengen Kriterien erfüllt. Denn um eine Zulassung als Kursträger zu erhalten, muss die Volkshochschule Erfahrung in der Sprachkursvermittlung, eine fortlaufende Evaluierung und Hospitierung der Kurse, sowie eine entsprechende räumliche und technische Ausstattung vorweisen. Zudem müssen alle Dozenten, die Integrationskurse leiten wollen, ein Studium Deutsch als Fremdsprache oder Zweitsprache (DAF/DAZ) abgeschlossen oder sich durch Weiterbildung dafür qualifiziert haben. In Schulungen erlangen sie weitere Zusatzqualifikationen, die für die Arbeit mit Integrationskursen essenziell sind: Wie geht man mit den unterschiedlichen Bildungs- und kulturellen Hintergründen der Kursteilnehmer um? Wie gestaltet man den Sprachunterricht praxisnah und handlungsorientiert? Wie nutzt man die Lehrbücher mit konkreten Beispielen aus dem Alltag?

Die VHS Herrsching ist darauf vorbereitet. Deshalb hoffen die beiden Leiterinnen auf eine baldige Genehmigung ihres Antrages.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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