Starnberg:Gelungener Klimaschutz

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Freuen sich (v.li): Berater Herbert Schwarz, Florian Wiedenbauer, Stefan Eder, Rupert Monn, Planerin Petra Slawisch, Lydia Holze und Landrat Roth. (Foto: Nila Thiel)

Bei der siebten Verleihung des Energiepreises werden Projekte ausgezeichnet, die zum Nachahmen animieren sollen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Da staunte nicht nur Landrat Karl Roth, sondern auch der Energie-Experte des Landratsamts, Herbert Schwarz. Was sie gerade eben erfahren hatten im Rahmen der Verleihung des Energiepreises im Landratsamt am Donnerstagabend, hörte sich tatsächlich krude an. "Kann man wirklich mit Hilfe von Eis Wärme erzeugen?" Ja, man kann.

Der Weßlinger Installationsmeister Stefan Eder hat einen Eisspeicher in sein Zweifamilienhaus einbauen lassen, um auch noch bei sehr niedrigen Temperaturen Wärme zu gewinnen. Das allein genügte Eder nicht. Er installierte auch noch selber eine Fotovoltaikanlage, baute Sonnenkollektoren aufs Dach, dazu kam noch ein Latentwärme-Pufferspeicher mit 1200 Litern und noch Wärmepumpen. Das Ergebnis: Er hat das erreicht, was der Landkreis bis 2035 vor hat, nämlich unabhängig zu werden von fossilen Energien. Wegen seines großen Engagements in punkto Klimaschutz erhielt Stefan Eder den ersten Preis beim Energiepreis des Landkreises. "Er hat mit dem Einbau eines Eisspeichers den Mut zur Vorreiterrolle gehabt", lobte Schwarz. Er habe hohe Achtung vor Eders Fachwissen. Mit 3000 Euro ist der erste Platz dotiert.

Die Auszeichnung war der Höhepunkt eines frischen, von Kindern und Jugendlichen geprägten Abends, an dem allerdings auch deutlich wurde, wie weit der Landkreis von seinem Ziel entfernt ist, die Energiewende bis 2035 zu schaffen. Gerade einmal 8,7 Prozent des Stroms wird durch Erneuerbare Energien erzeugt. Zwar wächst ihr Anteil etwas, dennoch stammen 90 Prozent der Heizenergie aus fossilen Brennstoffen. Schwarz hofft nun, dass der Klimapakt, der die Klimaschutzbemühungen intensivieren soll, die Sache voranbringt. Auch Roth setzt darauf seine Hoffnungen.

Auf jeden Fall hatte die Jury eine gute Wahl getroffen. Denn der zweite Preis ging an eine Gilchinger Wohnhaus-Gemeinschaft, die ihr altes Gebäude mit 3000 Quadratmetern Wohnfläche energetisch sanieren ließ, also die Außenfassade dämmen, die Rollladenkästen isolieren und die Fenster erneuern. "Der Knackpunkt ist dabei, alle Eigentümer unter einem Hut zu bringen", erläuterte Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirt. Das sei eine große Kunst. Sie hofft auf einen Nachahmer-Effekt für andere Wohngemeinschaften und Hausverwaltungen. Und Petra Slawisch, die Architektin und Planerin aus Weßling, die die Sanierung geleitet hatte, meinte freudig: "Es ist wirklich machbar." Die Auszeichnungen sollen ja dazu beitragen, beispielhaft Sanierungsmöglichkeiten für Hauseigentümer aufzuzeigen und diese zu ermuntern. In dieser Hinsicht war das siebte Mal der Preisverleihung gut gelungen. Denn der dritte Preis ging an das Waldsanatorium Krailling. Das bislang mit Öl geheizte Haus wurde vollständig auf Hackschnitzelheizung umgestellt, dazu kam noch Blockheizkraftwerk und ein 1,4 Kilometer langes Nahwärmenetz. Besonders letzteres gefiel der Jury, da es auch für andere Einrichtungen möglich ist.

Den Sonderpreis erhielt die Gemeinde Berg. Es war zum ersten Mal, dass eine Auszeichnung für ein weithin sichtbares politisches Statement verliehen wurde: die Berger Windräder. Von einem "Leuchtturm-Preis" sprach auch Landrat Roth und lobte die klare Haltung des Berger Bürgermeisters Rupert Monn in all den Jahren. Dieser gab in seiner Dankesrede das Lob zurück: "Wir wissen diesen Preis zu schätzen." Er bedankte sich auch bei seinem Gemeinderat, der "trotz großer Anfeindungen" die Beschlüsse zu dem Windkraftprojekt mit großer Mehrheit abgesegnet hätte. "Wir betraten ja Neuland." Monn sprach die Hoffnung aus, dass noch weitere Windräder im Landkreis errichtet werden, um die Energiewende zu schaffen. Trotz der ernsten Themen war es doch ein lockerer Abend. Dafür sorgte nicht nur das junge Trio Vorteilspack mit ihrer feinen Musik, sondern auch der Rapper-Auftritt der Schüler der dritten Klasse der Volksschule Söcking und die Tutzinger Gymnasiasten, die sich als Caterer betätigten.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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