Freizeit:Gefragte Elektroräder

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Es sind beileibe nicht nur ältere Herrschaften, die sich beim Treten helfen lassen. Ausschlaggebend für den Kauf von E-Bikes ist meist der "Spaß an der Bewegung". Doch Händler klagen über Lieferengpässe der Hersteller

Von Sabine Bader, Starnberg

Die Fahrradhändler im Landkreis sind glücklich und unglücklich zugleich: Glücklich sind sie, weil die Nachfrage nach Elektrofahrrädern von Jahr zu Jahr kräftig zunimmt. Ihr Unglück ist aber, dass die Hersteller nicht mit der Lieferung der Räder nachkommen. Oft müssen sich Kunden und Verkäufer viele Wochen gedulden. Das nervt beide Seiten.

Peter Nandlinger aus Herrsching hat die Zeichen der Zeit erkannt und seinen Laden bereits stark auf Elektroräder ausgerichtet - 50 Prozent aller Fahrräder, die er verkauft, sind mit E-Motoren ausgestattet. Rund 100 davon hat er auf Lager. Und zwar in allen Bereichen - Trekking- und Crossräder sowie Mountainbikes. "Die E-Bike-Kunden werden immer jünger", hat Nandlinger die Erfahrung gemacht. Und sie werden sportlicher. Längst sind es keine älteren Herrschaften mehr, die keine Berge mehr hochtreten können. Wer sich ein Elektrorad kauft, hat "einfach Spaß an der Bewegung", sagt der Fahrradhändler, und er weiß wovon er spricht: Schließlich hat sein Geschäft kürzlich das 110. Betriebsjubiläum gefeiert. "Wir sind eines der ältesten Geschäfte am Ort, es gibt uns bereits in der vierten Generation", sagt er. Zu Nandlingers E-Bike-Kunden - man will es kaum glauben - gehören mittlerweile sogar Kinder. Das ist gar nicht so selten. Da gibt es zum Beispiel den Fall: Die Eltern radeln gerne in den Bergen und wollen, dass ihrer Kinder mithalten können. Auch S-Pedelecs verkaufen Nandlinger und sein Sohn Valentin, 26, der auch im Familienunternehmen beschäftigt ist. Für alle, die es nicht wissen: S-Pedelecs sind Räder mit Motoren, die bis zu 45 Stundenkilometer schnell fahren können. Sie brauchen Nummernschilder, müssen versichert sein und "werden hauptsächlich als Arbeitsfahrzeuge genutzt", weiß Peter Nandlinger. Das ist ebenfalls eine neue Entwicklung: weg vom Auto, hin zum Rad.

Peter und Valentin Nandlinger (re.) stehen in ihrem Traditions-Fachgeschäft in Herrsching beim Kauf eines elektrisch betriebenen Fahrrads mit Rat und Tat zur Seite. Mittlerweile sind 50 Prozent aller verkauften Fahrräder mit E-Motor ausgestattet - und die Kundschaft wird immer jünger. (Foto: Arlet Ulfers)

Wenn nur die Lieferschwierigkeiten im E-Bike-Bereich nicht wären. Bei hochwertigen Trekking-Rädern wartet man derzeit im Durchschnitt rund sechs Wochen, bis geliefert wird, klagt auch der Geschäftsführer vom "Radhaus Starnberg", Jens Baier. Nach dieser langen Wartezeit ist die Saison für die Händler meist schon halb vorbei. Auch wenn Baier weiß, woran das Problem liegt: Die Nachfrage auf der Verbraucherseite wächst mit 30 bis 40 Prozent pro Jahr einfach viel schneller als die Herstellerfirmen wachsen können. "Die kommen da nicht hinterher."

Alles im Blick: Ladezustand, Reichweite, gefahrene Kilometer und Geschwindigkeit werden digital angezeigt. (Foto: Arlet Ulfers)

Pech für die Händler. Das findet auch Michael Schröder, der im "Fahrradhaus Silbernagel" in Gilching arbeitet. "Wir sind ein kleiner Betrieb", erzählt er, "nur der Chef und ich". Und auch hier boomt das Geschäft mit dem Elektrorad. Seiner Erfahrung nach hat sich das bereits 2015 abgezeichnet. Die Nachfrage sei von da an rasant gestiegen und das Lieferproblem auch. Das mag mitunter auch daran liegen, dass nur wenige Firmen den Markt an Elektromotoren in diesem Bereich dominieren.

Das Herz des Elektrofahrrads aber ist der elektrische Motor, der seine Kraft dank eines Akkus entfaltet. (Foto: Arlet Ulfers)

Weitaus weniger euphorisch sieht das Ganze die Polizei. Denn die Zahl der Unfälle, an denen Elektroräder beteiligt sind, ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Waren es im Fünfseenland 2013 noch vier Unfälle, waren es 2014 schon sieben und 2015 dann zwölf. Im vergangenen Jahr registrierten die Starnberger Ermittler gar 15 Unfälle, wie Johannes Bauer von der Polizei Starnberg mitteilt. Bauer ist für Verkehrsfragen im gesamten Fünfseenland zuständig und rät Neulingen mit Elektrorädern dazu, sich langsam an die höheren Geschwindigkeiten heranzutasten. "Man muss einfach vorausschauender fahren, denn auch der Bremsweg verlängert sich", weiß er. Ja, und dann ist da noch die Sache mit dem Radlhelm: Elektroräder werden rechtlich wie Fahrräder behandelt. Es besteht also keine Helmpflicht. "Aber schaden tut es nicht, einen aufzusetzen", weiß Bauer.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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