Tierschutz:Nagende Neubürger

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Ein Biber bei der Arbeit: Oft überschwemmt das Tier durch seine Dämme angrenzende Felder und Wiesen, was die streng geschützten Säugetiere nicht allen Landwirten sympathisch macht. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Streng geschützte Biber haben das Fünfseenland flächendeckend erobert. Kein Wunder, dass die bauwütigen Burschen zunehmend mit Land- und Forstwirten in Konflikt geraten. Doch Biberberater wissen meist Rat.

Von Sabine Bader, Starnberg

Wer glaubt, Biber seien im Landkreis nur vereinzelt an dem einen oder anderen Bachlauf anzutreffen, der irrt gewaltig: Längst haben die Tiere das Fünfseenland flächendeckend erobert. Es seien alle Reviere besetzt, versichern Experten.

Im Landkreis Starnberg gibt es nach Schätzung von Petra Gansneder, die im Landratsamt Starnberg für die Biberberatung zuständig ist, rund 40 Biber-Reviere. Vor allem im Raum Berg seien es mehrere Habitate entlang des Lüßbachs. Wie viele Tiere dort leben, lässt sich laut Gansneder jedoch beim besten Willen nicht sagen. Schließlich bekommt man die nachtaktiven Tiere äußerst selten zu Gesicht. Auch die Biberburgen, die meist unter der Wasseroberfläche liegen, nehme man kaum wahr. Auffälliger sind da schon ihre übrigen Bauwerke, die Staudämme. Durch sie kommen die Tiere mit so manchem Landwirt und Waldbesitzer in Konflikt. Gansneder rät bei Problemen mit den Tieren dazu, in der Kreisbehörde anzurufen und Kontakt zum örtlichen Biberberater aufzunehmen. Im Raum Starnberg gibt es fünf örtliche Berater, die gemeinsam mit Landwirten nach Lösungen suchen.

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Meist handelt es sich um vernässte Wiesen oder Bäume, die unfreiwillig im Wasser stehen und dies nicht tolerieren - zwischen Farchach und Bachhausen betrifft das zum Beispiel eine große Eiche. Laut Bergs Bürgermeister Rupert Steigenberger (BG) hat sich ein Biber unter Wasser sogar an den Pfählen von zwei Bootshäusern zu schaffen gemacht. Und Joachim Siebenwirth aus Martinsholzen berichtet von einem Damm, den ein Biber 50 Meter unterhalb seiner Fischtreppe gebaut habe. Der Damm verhindere nun, dass vor allem die Seeforellen aufsteigen könnten. Hier gelte es also Lösungen zu finden.

Doch auch an Land ist der Biber nicht untätig, etwa auf landwirtschaftlichen Nutzflächen: Hier verhindere etwa ein kleiner Elektrozaun, so hieß es in der jüngsten Berger Gemeinderatssitzung im Gespräch mit dem südbayerischen Bibermanager Gerhard Schwab, dass sich Biber in Maisfeldern gütlich tun. Und einmal verirrte sich ein Biber gar in die Kläranlage: Laut Gansneder konnte man das Tier einfangen und wieder in die Würm entlassen.

Ein Biber-Bau am Lüßbach in der Gemeinde Berg. (Foto: Nila Thiel)

Jürgen Slawisch ist einer der fünf örtlichen Biberberater im Raum Starnberg und zuständig für die Gemeinden Berg, Gilching und Weßling. Allein entlang des Lüßbachs leben laut seiner Schätzung zwischen zehn und 15 Biberfamilien - allein im Manthal seien es bestimmt drei Familien, zwischen Bachhausen und Farchach gebe es eine und in Martinsholzen seien auch nochmal ein bis zwei Biberbauten; ein weiterer Bau existiere in südlicher Richtung. In Gilching gibt es seines Wissens nach keine Biber, dafür habe er ein Tier in Neuhochstadt ausgemacht.

Bissspuren eines Bibers an einer Weide bei der Herrschinger Mühle. (Foto: Georgine Treybal)

Luitpold Schneider ist als Biberberater für die Gemeinden Andechs und Herrsching zuständig. Probleme mit den Tieren kennt man in Herrsching vor allem an der örtlich Uferpromenade: Hier hat sich der Biber bereits an etlichen alten Bäumen zu schaffen gemacht. Um die Stämme vor weiterem Verbiss schützen, hat man die Bäume mit sogenanntem Estrichgitter umwickelt: Ein etwas festerer Draht, der sich gut biegen lässt und normalerweise beim Hausbau im Estrichboden Verwendung findet.

Im Landkreis Starnberg ist man offensichtlich um ein gedeihliches Miteinander von Mensch und Tier bemüht. "Entnommen" worden sei hier noch kein Biber, heißt es im Behördendeutsch. Im Klartext bedeutet das: Bislang musste noch keines der streng geschützten Tiere getötet werden. Um möglichst wenige Entschädigungszahlungen leisten zu müssen, empfiehlt Petra Gansneder erbosten Landwirten, lieber öfter mal einen der Biberberater zu konsultieren und nach sinnvollen Lösungen zu suchen, als auf die Tiere zu schimpfen. Denn Präventivarbeit, so Gansneder, gehe noch immer vor Entschädigung.

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