Starnberg:Frischzellenkur für Shakespeare

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Der ambitionierte Theaterverein "Tragaudion" präsentiert im Schlosspark den Klassiker "Hamlet"

Von Armin Greune, Starnberg

Was einst mit einer Aufführung von Tankred Dorsts "Merlin oder Das wüste Land" in der alten Turnhalle Feldafing begann, hat fast schon Kultcharakter entwickelt. Der Theaterverein "Tragaudion", zu dem sich vor 25 Jahren Abiturienten des Starnberger Gymnasiums zusammengefunden haben, hat sich für das Jubiläumsjahr viel vorgenommen: Nach sieben Aufführungen von Arthur Millers "Hexenjagd" im Frühjahr - fünf davon in der Starnberger Schlossberghalle - steht von Donnerstag, 12. Juli, an zehn Mal "Hamlet" auf dem Programm - falls das Wetter mitspielt, denn bei Regen muss das Freiluft-Spiel im idyllischen Starnberger Schlossgarten ausfallen.

Schon 1993 hatte Tragaudion dort "Der Widerspenstigen Zähmung" aufgeführt. Nach langer Pause begann man 2014 wieder, in der Anlage oberhalb des Finanzamts Shakespeare-Stücke im wahrsten Sinn des Wortes auf die Beine zu stellen. Denn Schauspieler wie Zuschauer ziehen zu Fuß von Bühnenbild zu Bühnenbild durch den kleinen Park, was nicht unbeträchtlich zum besonderen Charme der Aufführungen beiträgt.

Nach "Macbeth", "Viel Lärm um Nichts", "Ein Sommernachtstraum" und "Wie es Euch gefällt" gibt Tragaudion heuer zum fünften "Starnberger Shakespeare-Sommer" in Folge heuer die blutrünstige Geschichte des Prinzen von Dänemark wieder. "Hamlet" sei "gewissermaßen die Königsetappe unter den Theaterstücken", findet Regisseur Jan Potthast: Es gelte als bekanntestes und meistgespieltes Bühnendrama aller Zeiten. "Sein oder Nichtsein", "Der Rest ist Schweigen", "Etwas ist faul im Staate Dänemark": Einzelne Zitat sind auch in den deutschen Volksmund übergegangen. Tennyson sah "Hamlet" gar als "größte aller literarischen Werke" an.

Es gibt in jeder Hinsicht leichtere Bühnenstoffe als die Tragödie, die sich das Ensemble zum Jubiläum vornimmt. Die Wahl des Stücks hat freilich nicht Tragaudion getroffen: "Hamlet" war der erklärte Wunsch des Publikums beim vierten "Starnberger Shakespeare-Sommer", als es 2017 über das diesjährige Programm abgestimmt hat. Im Vorjahr hatte man "Wie es euch gefällt" in die Ära der Blumenkinder der späten 60er Jahre verlegt, auch heuer wird dem Altmeister Shakespeare eine Frischzellenkur verordnet: Potthast hat "Hamlet" mit "neuen Szenen, die von Tom Stoppards ,Rosenkranz und Güldenstern' inspiriert wurden" ergänzt. Dieses 1966 entstandene, absurde Drama um die beiden Jugendfreunde Hamlets steht wiederum in der Tradition von Beckett und Ionesco. Man darf also gespannt sein, welchen Kurs Tragaudions Inszenierung zwischen Klassik und Moderne nimmt.

Premiere ist am Donnerstag, 12. Juli. Weitere Aufführungstermine sind am 13., 19., 20.,21., 22., 26. und 27. Juli sowie am 3. und 4. August geplant; Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Bei Regen wird die Vorstellung abgesagt, unter 0162/1698065 ist eine telefonische Wetter-Hotline eingerichtet. Die Anzahl der Besucher ist auf maximal 70 Personen begrenzt, Karten können per E-Mail an info@tragaudion.de reserviert werden. Der Eintritt kostet 15 Euro (ermäßigt: 10 Euro). Weitere Informationen zum Spielbetrieb der Theatergruppe finden sich im Internet unter der Adresse www.tragaudion.de sowie unter www.facebook.com/tragaudion.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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