Starnberg:Frauenpower

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Verleihung des Dachs-Drehbuchpreises an Rolando Colla für "Seven Days" und Monja Art für "Siebzehn". (Foto: Arlet Ulfers)

Im Werkstattgespräch geht es um Quoten und Kinder

Von blanche Mamer, Starnberg

Das Thema ist seit einiger Zeit virulent. Nicht, dass es neu wäre, doch eine Studie bestätigt, dass Frauen im deutschen Fernsehen und in Kinoproduktionen anscheinend deutlich unterrepräsentiert sind. Mit der Frage "Fehlen die Geschichten der Frauen?" beschäftigte sich auch das Werkstattgespräch des Fünfseen-Filmfestivals (fsff) am Samstag in Starnberg. Auf dem Podium waren die Produzentin Susanne Schneider, die Schweizer Regisseurin und Drehbuchautorin Monja Art, Christine Berg vom Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA), Schauspielerin und Ehrengast des fsff Eva Mattes, Drehbuchautor Christian Lex ("Eine unerhörte Frau"), Schauspielerin und Autorin Natja Brunckhorst und als Moderatorin Carolin Otto (Verband der deutschen Drehbuchautoren). Zunächst waren sich die Diskutantinnen einig, dass sie bisher keine Benachteiligung empfunden hätten. Im Detail sehe es jedoch anders aus.

Für Christine Berg ist klar: Es gibt zu wenig Frauen in Spitzenpositionen. Beim Fernsehen zähle man nur 20 Prozent Regisseurinnen, beim Kino sehe es nicht viel besser aus. Es herrsche die Meinung, Frauen sind klasse, doch sie könnten keine großen Budgets verwalten. Was das Rollenbild betrifft, so sei sie über sich selbst erschrocken - sie finde auch, dass Männer die Experten seien. Eva Mattes bedauerte, dass Schauspielerinnen nicht aufgebaut würden und dass sie es mit Mitte 30 viel schwerer hätten als die gleichaltrigen Kollegen. Brunckhorst, die als 13-Jährige weltberühmt wurde als Christiane F. in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", sagte, die Frauen kämpften quasi gegen eine Tradition von 3000 Jahren Männervorherschaft an. Wäre eine Frauenquote die Lösung? Die Argumente blieben wohl dieselben. In Schweden, wo es die Quote gebe, spreche man von zwei Töpfen, dem Quotentopf und dem Qualitätstopf! Im Übrigen seien Redakteurinnen und Produzentinnen genauso kritisch Frauen gegenüber wie ihre männlichen Kollegen. Nötig sei eine Art Selbstverpflichtung der Rundfunkanstalten und Produktionsbüros. In der Schweiz habe man ein Punktesystem eingeführt, das Frauen mehr einbringe, sagte Art.

Ein Mann aus dem Publikum machte schließlich den entscheidenden Vorschlag. Ein Filmset sei extrem familienfeindlich. Solange eine Kinderbetreuung nicht die Regel sei, brauche man nicht über mehr Frauen bei Dreharbeiten nachzudenken. Die Filmförderung solle überlegen, ob sie nicht ein Extra-Fördergeld nur für die Kinderbetreuung bereitstelle, damit auch die Assistentin, die Cutterin, die Kostümbildnerin oder die Fahrerin ihr Kind mit zum Set bringen könne. Und die Männer ebenfalls. Für Berg ist klar: "Wir setzen uns mit dem Thema auseinander."

Das beste Drehbuch konnte indes nicht gekürt werden, der Dachs-Drehbuchpreis von 3000 Euro müssen sich zwei Filme teilen: Monja Art bekam ihn für ihre Coming-of-Age-Geschichte "17" und das Team Rolando Colla, Olivier Lorelle, Nicole Borgeat und Héloïse Adam für den Liebesfilm "Seven Days".

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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