Starnberg:Frauenklinik wird zum Krebszentrum

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Als einziges Hospital im Oberland ist die 300-Betten-Klinik in Starnberg mit einem Zertifikat ausgezeichnet.

Christine Setzwein

Die Vorbereitungen haben einige Jahre gedauert, und viele waren daran beteiligt. Frauenärzte, Pathologen, Onkologen, plastische Chirurgen, Radiologen und Nuklearmediziner. Der Einsatz hat sich gelohnt: Die Frauenklinik am Klinikum Starnberg wurde jetzt von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) als 5. "Gynäkologisches Krebszentrum" zertifiziert, das einzige im Oberland. Das 300-Betten-Haus spielt damit in einer anderen Liga mit. In Bayern wurden bisher nur große Kliniken mit diesem Zertifikat ausgezeichnet, wie das Klinikum Harlaching oder das Universitätsklinikum Erlangen. Erfolgreich verlief für die Starnberger auch die Re-Zertifizierung des Brustzentrums.

Die Frauenklinik am Klinikum Starnberg wurde jetzt von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) als 5. "Gynäkologisches Krebszentrum" zertifiziert, das einzige im Oberland. (Archiv) (Foto: Jan-Peter Kasper/dpa)

"Brustkrebs ist, wenn er frühzeitig erkannt wird, heilbar", sagte Klinik-Geschäftsführer Thomas Weiler am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Nichtsdestotrotz stürzen viele Patientinnen mit dieser Diagnose erst einmal in ein tiefes Loch. Die Zahl der tumorerkrankten Frauen im Klinikum steigt seit Jahren an. 2010 werden in Starnberg rund 180 Patientinnen mit Brustkrebs behandelt, 2001 waren es 40. Dazu kommen heuer 90, die an einer bösartigen Erkrankung der Genitalien leiden. Wenn jede von ihnen individuell und erfolgreich therapiert werden soll, wie es sich der Chefarzt und Leiter der beiden Organkrebszentren, Professor Christoph Anthuber und seine Stellvertreterin Dr. Sabine Keim, vorgenommen haben, müssen viele Stellen ineinandergreifen: Prävention, Diagnostik und Behandlung. Das beginnt bei der Brust- oder gynäkologischen Sprechstunde, geht über Operation und plastische Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie bis hin zur psychologischen Begleitung. Und das alles auf kurzen Wegen. Denn bis auf die Strahlentherapie in Weilheim befinden sich alle Kooperationspartner am Klinikum.

Jeden Mittwoch gibt es eine Tumorkonferenz, in der jedes einzelne Karzinom besprochen wird. "Da wird auch mal kontrovers diskutiert darüber, was für die Patientin am besten ist", sagte Anthuber. Kliniken, die als Organkrebszentrum zertifiziert werden wollen, müssen neben den Mindestfallzahlen modernste Diagnostik und Therapie, die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Beteiligung an anerkannten wissenschaftlichen Studien, die enge Kooperation mit Selbsthilfegruppen, die Einbindung der Psychoonkologie, regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, Betroffene und interessierte Bevölkerung und die intensive Zusammenarbeit mit dem Tumorzentrum München vorweisen. Außerdem fordert die DKG auch speziell ausgebildetes Pflegepersonal.

Aus ihrem Stolz über die Auszeichnung machten Weiler und Anthuber kein Hehl. "Wir sind hier in einer sehr reichen, aber auch noch sehr bäuerlichen Region", sagte Anthuber. Für all die Frauen, die nicht zur Behandlung nach München möchten, sei das Klinikum Starnberg eine kompetente Alternative. Und schon gibt es weitere Überlegungen: Die nächste Stufe wäre die Zertifizierung als "Onkologisches Zentrum".

© SZ vom 18.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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