Starnberg:Fotograf wegen sexueller Nötigung angeklagt

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54-Jähriger soll junge Frauen gezwungen haben, ihn zu befriedigen. Er spricht von "Hetzkampagne"

Von Christian Deussing, Starnberg

Vor allem über Facebook entdeckt der Fotograf junge Frauen, die gern modeln wollen. Er schreibt sie höflich an und lädt zunächst zum Gespräch über das Shooting in seine Wohnung ein. Es geht um erotische Bilder: Die Mädels sollen sich vor dem sitzenden Mann rekeln und dabei in Stimmung kommen. Laut Anklage hat der Mann jedoch etliche Damen dazu gezwungen, ihn zu befriedigen. Eine Frau wirft ihm sogar vor, sie betäubt, vergewaltigt und eingesperrt zu haben. Der 54-Jährige muss sich nun wegen sexueller Nötigung, Körperverletzung und Beleidigung vor dem Schöffengericht in Starnberg verantworten.

Der Angeklagte streitet alles ab und spricht von einer "Hetzkampagne" gegen ihn - auch von neidischen Kollegen, weil die Frauen bei ihm "vor der Kamera soweit gehen" würden. Der stämmige Mann betont immer wieder, dass es nur einvernehmlichen Sex gegeben habe und auch keine Modelkarriere versprochen worden sei. Es sei alles freiwillig gewesen, die Frauen hätten bei den Shootings ihren Spaß gehabt und hätten jederzeit gehen können, erzählt der Fotograf. Er versucht das auch mit einem Handyvideo und sehr vielen Erotik-Fotos auf dem Richtertisch zu beweisen.

Es waren 370 Bilder. Sie zeigen eine Kosmetikerin, die den Angeklagten vor eineinhalb Jahren in seiner engen Wohnung im Landkreis Starnberg zweimal aufgesucht hatte. Bei ihrem ersten Besuch sei nur der geplante Ablauf besprochen worden, sagt die 21-jährige Zeugin, die keine Aktfotos von sich haben wollte. Er habe es aber verstanden, zu schmeicheln und "einen um den Finger zu wickeln", berichtete sie mit stockender Stimme im Prozess. Der Fotograf habe ihr anfangs noch Videos von den anderen Models gezeigt. Während des Shootings sollte sie laut ihrer Aussage den Oberkörper frei machen, dann "sein Ding anfassen und ihm einen herunterholen", was sie aber zuerst verweigert habe. Warum es doch geschehen sei, will der Staatsanwalt wissen. "Er hatte nicht locker gelassen, und ich hatte Angst, dass er mich sonst vergewaltigt, verfolgt oder in der Facebook-Szene schlecht macht."

Die Zeugin kämpft mit den Tränen und erinnert sich daran, wie "eklig und widerwärtig" sie sich damals auf der Heimfahrt gefühlt habe. Man müsse andere Frauen vor ihm warnen, betont die Kosmetikerin in der Verhandlung. Das meint auch eine weitere Zeugin, die jedoch nicht auf die mutmaßliche Masche des Fotografen hereingefallen ist. Die Anbahnung lief ebenso im sozialen Netzwerk, doch bei der 33-jährigen Hausfrau hatte er keinen Erfolg. Seine Art war ihr "zu offen und direkt" gewesen, zudem habe er 3000 Euro für die geplante Fotoserie verlangt, berichtete die Frau. Sie mache sich aber Sorgen um junge, angehende Models, die dieser Fotograf "wohl sexuell ausnutzen" wolle.

Dagegen entlastet eine andere Frau den Angeklagten. Die Kosmetikerin arbeitet mit dem Fotografen bei Design-Projekten noch immer zusammen und kann es nicht glauben, dass der Mann diese Taten begangen haben soll. Auch die 25-Jährige hatte den Fotografen über Facebook kennengelernt und mit ihm beim eigenen Shooting Sex. "Er hatte mich dazu nicht gezwungen oder gedrängt", sagte die Zeugin. Der Prozess dauert an, weitere Zeugen sind geladen.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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