Neue Buslinie im Test:Flotte Tour nach Fürstenfeldbruck

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Der neue Express-Bus X900 von Starnberg in den Nachbarlandkreis kommt bei den Fahrgästen bestens an. In nur 33 Minuten verbindet die Linie die beiden Kreisstädte mit den S-Bahnen S6, S8 und S4 zum Preis von 2,70 Euro

Von Christian Deussing, Starnberg

"Endlich. Toll. Schön, dass ich das noch erleben darf." Nicht nur Rentnerin Christel Steinke freute sich am Donnerstag, als sie in den MVV-Expressbus der neuen Linie "X 900" um 9.24 Uhr am Bahnhof Starnberg Nord einstieg. Die 80-Jährige kann jetzt häufiger ihre Schwägerin in Buchenau besuchen. Dort ist die Endstation dieser Tangential-Linie, die seit Kurzem die beiden Kreisstädte Starnberg und Fürstenfeldbruck sowie die S-Bahnstrecken S6, S8 und S4 verbindet - in 33 Minuten. Im Bus sitzen auch ein Kellner aus Feldafing, der Benzin sparen will, und Pei-Fen Huan: Die Taiwanesin muss nach Puchheim, wo sie sich um eine Stelle als Altenpflegerin bewerben will. Die Frau würde sich sehr freuen , diesen Bus künftig als Berufspendlerin nutzen zu können.

Einige Minuten später steigt an der Egerer Straße in Starnberg Dario Gruber zu. Der 24-Jährige möchte ebenfalls nach Puchheim und in Fürstenfeldbruck die S-Bahn erreichen. Der junge Mann schlägt einen Aktenordner auf, er lernt für seine Barkeeper-Ausbildung. Auch er findet diese neue Buslinie "super", zumal man mit der S-Bahn "nicht mehr nervig am Westkreuz umsteigen" müsse, um nach Gilching zu kommen. Der schnelle Bus, der nur wenige Haltestellen anzufahren hat, biegt nach flotter Tour auf der Unterbrunner Umgehungsstraße nach links in das Gewerbegebiet Gilching Süd ein. Danach muss der Expressbus allerdings eine größere Schleife fahren. Einen weiteren Umweg muss die 900er-Linie auch in der Gilchinger Ortsmitte in Richtung S-Bahnhof Argelsried nehmen. Die Ankunft verspätet sich dadurch um acht Minuten; die Schleifen kosten Zeit, die im Fahrplan offenkundig nicht berücksichtigt sind.

Doch keiner der Fahrgäste ist verärgert - zumal sie bis noch zum 12. Dezember gratis mitfahren dürfen. Die gesamte Strecke kostet ohnehin nur 2,70 Euro oder zwei Streifen. Zudem beantwortet Busfahrer Vehbi Hoti freundlich und geduldig nahezu jede Frage der Passagiere. Einige zücken ihr Portemonnaie oder wollen ihre Streifenkarte in den Ticketautomaten stecken. Die meisten wissen aber, dass noch keine Fahrkarten notwendig sind.

"Ich teste heute einfach mal diese Strecke", betont Angelika Dimpflmaier, die im Gilchinger Altdorf wohnt. Sie hat kein Auto und freut sich jetzt, viel schneller und bequemer das Kloster Fürstenfeld zu erreichen. In diesem Moment überquert der Bus die Starnberger Landkreisgrenze, kurz darauf wird es an der Ecke Antonistraße und Grottenstraße sehr eng. "Wenn hier dann noch Autos parken, komme ich kaum durch", berichtet der Busfahrer. Ein Problem gibt es auch an der letzten Station beim Amper-Einkaufszentrum in Buchenau: Wenn dort bereits ein Kollege hält, muss der Expressbus zunächst noch in der Fußgängerzone parken - bevor die Rücktour nach Starnberg beginnt. Inzwischen sitzen 17 Personen im Bus, ganz vorn sieht etwas später Barbara Nottebohm aus dem Fenster. "So habe ich keine Parkplatzprobleme in Starnberg", schmunzelt die 73-jährige Gilchingerin. Und irgendwann werde sie wohl ganz aufs Auto verzichten.

Busfahrer Hoti hat derweil das Starnberger Ortsschild passiert, fährt den Hanfelder Berg hinunter und hält wieder an der Egerer Straße. Für besonders glücklich hält der Fahrer diesen Haltepunkt nicht. Etliche Fahrgäste hätten ihn schon gefragt, warum der Expressbus nicht bei der Station direkt vorm Medicenter des Starnberger Klinikums anhält. Für Patienten, Klinikpersonal und Besucher wäre dies sicher die bessere Lösung, auch wegen des steilen Weges zur Egerer Straße hin.

Um 11.16 Uhr ist die Fahrt beendet, die Verspätung beträgt fünf Minuten - die S-Bahn am Starnberger Bahnhof Nord wird somit knapp verpasst. Das interessiert die Fahrgäste in diesem Fall aber nicht. Wie etwa Ulla Kautschor, die ihren kleinen Enkel Dominik an der Hand hält. "Wie lange mussten wir auf diese Linie warten", sagt die Allingerin erleichtert. Jetzt könne sie endlich von ihrem Wohnort aus mit dem Bus nach Gilching fahren und dort einkaufen. Die Frau war bereits am Mittwoch mit 16 Wanderfreunden im Expressbus 900 nach Starnberg gefahren und wird dies nun öfter tun - auch wenn man bald einen Fahrschein lösen muss.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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