Schulbus-Streit:Fast zwei Drittel fahren lieber Auto

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Elterninitiative pro Schulbus macht schlechte Erfahrungen mit MVV

Groß war im Vorjahr der Unmut bei betroffenen Eltern, als Starnbergs Bürgermeisterin Eva John im September das Aus für die Schulbusse von 2016 an verkündete. Insgesamt 44 Grundschüler aus den Ortsteilen Perchting, Hadorf und Landstetten mussten von Januar an mit dem MVV zur Schule fahren - oder wurden von den Eltern mit dem Pkw gebracht. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne aus dem Starnberger Rathaus hatte sich die Elterninitiative "Starnberg pro Schulbus" gegründet, die noch immer aktiv ist. Nach fast siebenmonatiger Praxis informierten die Eltern am Dienstag im Hadorfer Feuerwehrhaus über ihre Erfahrungen; unter den interessierten Zuhörern waren auch sieben Stadträte von CSU, SPD, Grüne, UWG und BMS.

Das Fazit der Elterninitiative fällt sehr zwiespältig aus. Laut Matthias Frühauf - neben Marcus Fohrmann und Christian Ehrlich einer der Sprecher - ist "genau das eingetreten, was wir befürchtet haben". Demnach sind die Wege zu den Haltestellen nicht sicherer geworden, die Kinder haben nicht immer einen Sitzplatz und eine Anschnallmöglichkeit ist auch nicht gegeben. Stattdessen haben sich die Wartezeiten der Schüler von zuvor durchschnittlich fünf Minuten auf nunmehr 45 Minuten drastisch erhöht. Insbesondere für die Kleinsten aus den ersten Klassen sieht die Elterninitiative "massiven Nachholbedarf", sagte Frühauf. Weitere Unwägbarkeiten ergäben sich durch verspätete Busse, Fahrer, die kaum Deutsch sprechen, oder durch den Ausfall des Begleitpersonals. Auch sei es schon vorgekommen, dass Kinder einfach stehen gelassen wurden.

Nach interner Recherche haben die Eltern herausgefunden, dass seit Jahresbeginn rund 60 Prozent der betroffenen Eltern aus den drei Ortsteilen ihre Kinder lieber mit dem Pkw zur Schule bringen. Zuvor betrug die Busquote fast 100 Prozent. Die verbleibenden 40 Prozent der Kinder, die mit dem MVV fahren, sind nicht wirklich zufrieden. "Die Eltern dieser Kinder sind noch unzufriedener als die, die mit dem Auto fahren", sagte Fohrmann. Wegen der schlecht mit den Schulzeiten synchronisierten Abfahrtzeiten der Busse werde "viel Zeit der Schüler verbraucht", hieß es. Zudem seien die MVV-Busse zeitweise hoffnungslos überfüllt; einige Kinder haben zudem Angst vor ausländischen Fahrgästen.

Die Elterninitiative fordern nach knapp sieben Monaten MVV-Praxis eine "sichere und zeitnahe Busbeförderung für Grundschüler". Eine Verlegung der Bushaltestelle vor die Schule würde die Schulweg-Betreuung entbehrlich machen, die Bus-Abfahrtszeiten sollen sich nach den Schulzeiten richten und die Bushaltestellen in den Ortsteilen sollen unter Sicherheitsaspekten kindgerecht ausgebaut werden.

Stadtrat Stefan Frey (CSU) hat in diesem Zusammenhang einen umfassenden Antrag zum Thema gestellt, der die Situation bereits zu Beginn des neuen Schuljahrs erheblich verbessern soll.

© SZ vom 21.07.2016 / phaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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