Starnberg:Exportmodell Bildung

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Schauten sich die Berufsschule in Starnberg an: Abgeordnete aus Ecuador mit dem SPD-Politiker Klaus Barthel (Mitte) und Schuldirektor Peter Dahmer. (Foto: Georgine Treybal)

Fünf Abgeordnete aus Ecuador informieren sich zusammen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Barthel über das duale Ausbildungssystem in der Berufsschule Starnberg

Von Isabella Bauer, Starnberg

Besuch aus Südamerika bekommt das Berufsschulzentrum Starnberg nicht so häufig. Kürzlich haben sich fünf Mitglieder der ecuadorianischen Nationalversammlung die Einrichtung angeschaut. Wie es zu dem Besuch kam? Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel ist Vorsitzender der Deutsch- Südamerikanischen Parlamentariergruppe und betreut die Ecuadorianer auf ihrem Besuch. Starnberg gehört zu seinem Wahlkreis. Natürlich ging es um die Ausbildung. Die Abgeordneten aus Ecuador wollten das duale Bildungssystem kennen lernen - also auf nach Starnberg. "40 Schulen dieser Art entstehen gerade in Ecuador", erklärte Barthel.

Vor allem in der Ausbildung sozialer Berufe hat das viertärmste Land Südamerikas noch keine Erfahrung. Die Starnberger lernen auch in diesem Bereich an- die Gelegenheit für die Abgeordneten, Argumente für eine Erweiterung des Schulsystems in der Sparte Soziales zu sammeln. Im Moment ist es für Unternehmen keine Option, Mitarbeiter auszubilden und nebenbei auf eigene Kosten zur Schule zu schicken. Das soll sich in der Zukunft ändern. Den Anstoß dazu muss die Regierung geben. Ecuador hat seit 2008 eine neue Verfassung, in der sich das Land die Bereitstellung einer kostenfreien öffentlichen Ausbildung von der Grundschule bis zur Universität auf die Fahne geschrieben hat. Die Regierungspartei Alianza País hat bereits 2013 1,83 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in höhere Bildung investiert. Es muss aber noch viel passieren. Deswegen stand der Punkt "duale Ausbildung in Deutschland" für die Ecuadorianer weit oben auf dem Programm.

Sie hätten es schlimmer treffen können. Bei reichlich Kuchen - natürlich von den Schülern selbst gebacken - präsentierte die Schulleitung um Rektor Peter Dahmer das Angebot der Starnberger Schule. 104 Lehrkräfte unterrichten zirka 2000 Schüler in fünf verschiedenen Ausbildungszweigen. Die klassische Berufsschule dauert drei Jahre. Jugendlichen wird das nötige Know-how in lokal nachgefragten Berufen verschiedenster Tätigkeitsfelder vermittelt: Der Traumberuf Sport- und Fitnesskaufmann für die Körperbewussten ist genauso im Angebot wie Kaufmann für Büromanagement - für die eher Bodenständigen.

Die Berufsfachschule für Kinderpflege und die Fachakademie für Sozialpädagogik sind speziellere soziale Ausbildungszweige. In der Fachschule erlernen die Schüler in Vollzeit den Umgang mit Kindern. Die Fachakademie bringt in Fortbildung selbständige, staatlich anerkannte Erzieher hervor. Besonders Eifrige haben durch die Berufsschule Plus die Möglichkeit, zusätzlich zum Ausbildungsabschluss das Fachabitur zu machen. An zwei Abenden wird in Zusatzkursen gepaukt, und schon rückt der Hochschulbesuch in greifbare Nähe. Stolz ist Schulleiter Dahmer auf die neueste Einrichtung unter dem Dach der Schule: Eine Fachoberschule mit Schwerpunkt Soziales und Wirtschaft. Sie ist für Schüler, die mindestens die Mittelschule abgeschlossen haben, eine Chance, in zwei Jahren die Fachhochschulreife oder in drei Jahren die allgemeine Hochschulreife zu erlangen.

Die Abgeordneten waren vom System duale Bildung wie vom selbst gebackenen Kuchen der Schüler sehr beeindruckt. Im Anschluss ging es für die Ecuadorianer an die Uferpromenade des Starnberger Sees. Bayern bietet schließlich nicht nur ein exportierbares Bildungssystem, sondern auch Postkartenmotive zum Mit-Nach-Hause-Nehmen.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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