Starnberg:Expandieren leicht gemacht

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Hat viel vor: Christian Mangold von Masterpayment. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Firma Masterpayment aus Starnberg bietet Mittelständlern als Zwischenfinanzierer besondere Konditionen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Christian Mangold, 44, hat in diesen Tagen besonders viel zu tun. Das liegt einerseits an seinem Job als Mitglied der Geschäftsleitung von "Masterpayment", andererseits an ganz profanen Dingen, die auch jeden anderen Zeitgenossen ins Schwitzen bringen: Ein Umzug steht an. Und zwar ein Firmenumzug. Denn Masterpayment, das bislang im Creativ-Center im Starnberger Gewerbegebiet seinen Sitz hatte, braucht größere Räume. Wie es der Zufall will, hat man nur zwei Häuser weiter ein passendes Quartier gefunden - und zwar im früheren Gebäude von Baasel-Lasertech in der Petersbrunner Straße. Für diesen Donnerstag ist der Umzug geplant.

Schon jetzt war der Platz für die bislang 25 Mitarbeiter im Creativ-Center äußerst begrenzt. Wer die Firma besuchte, glaubte ein Startup vor sich zu haben, das an diesem Tag gerade seine Arbeit aufgenommen hatte. Man sah engagierte, junge Mitarbeiter, die wuselig umherliefen, in kleinen Zimmern verschwanden, in denen seltsamerweise noch weitere arbeiteten. "Bei uns geht es eng zu", sagt Mangold.

Das mit der Enge zeigt auch, dass die Firma auf Wachstumskurs ist. Im neuen Standort werden künftig 40 Mitarbeiter arbeiten, fast doppelt so viele wie bisher. Masterpayment gehört nämlich zu jenen neuen Finanzfirmen im Bereich E-Commerce, die mittelständischen Unternehmen oder Einzelhändlern bankenunabhängige Bezahl- und Finanzierungsmodelle anbieten.

Gegründet wurde der Dienstleister vor sechs Jahren. Seit diesem Juni gehört man zur südafrikanischen Net1-Gruppe, die an der US-amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq gelistet ist und nach eigenen Angaben zu den weltweit größten Unternehmen dieser Art gehört. Mit Net1 begann auch die große Expansion in Mitarbeiter und Management am Standort Starnberg. In naher Zukunft will Masterpayment europaweit agieren. Das Ziel lautet: "Wir wollen ein paneuropäischer Mittelstandsfinanzierer sein." Christian Mangold ist dieser Geschäftsbereich nicht neu. Er hat vor nicht allzu langer Zeit beim Gautinger Online-Bezahldienst "Sofortüberweisung" gearbeitet, einem kleineren Konkurrenten von Paypal. "Ich bin das Würmtal höher gewandert", beschreibt Mangold seinen Arbeitsplatz im Starnberger Gewerbegebiet.

Masterpayment bietet mehr als Sofortüberweisung. Der neudeutsche Ausdruck heißt Finetrading: Es ist ein Geschäftsmodell, das - vereinfacht ausgedrückt - darauf beruht, dass man Firmen, die expandieren oder ihre Angebotspalette vergrößern wollen, das Geld vorstreckt, ohne die Banken miteinzubeziehen. Laut Mangold profitieren beide Seiten davon: "Der Unternehmer braucht sein Banklimit nicht zu belasten, denn wir treten als Zwischenfinanzierer auf und kaufen die benötigten Waren oder Maschinen im Auftrag des Firmenchefs beim Lieferanten." Dadurch, dass man gleich zahle, ergeben sich bessere Einkaufspreise, was dem Unternehmen zugute komme. Innerhalb einer gewissen Frist - diese liegt zwischen 30 und 60 Tagen - muss die Firma die von Masterpayment vorfinanzierte Summe zurückzahlen. Der Zins für 30 Tage liegt bei 1,25 Prozent. Natürlich schaut man sich vorher "sehr genau" die Bonität und die Liquidität des Mittelständlers an. "Schnelligkeit ist kein guter Ratgeber", sagt Mangold. Es würden schon diverse Arbeitstage beim Dokumentenaustausch vergehen. "Wir machen ein ganz solides Handelsgeschäft." Masterpayment verlangt nach Mangolds Angaben auch keine Aufnahme- und Bereitstellungsgebühr, ein Posten, der in diesem jungen Markt häufig gefordert wird. Natürlich ist Masterpayment nicht allein mit seinem Geschäftsmodell. Es gibt inzwischen viele Finetrading-Startups, gerade im Münchner Raum. Allerdings ist deren Finanzierungslimit meist auf 20 000 Euro beschränkt.

Die Ziele, die sich Mangold vorgenommen hat, sind ehrgeiziger: 60 Kunden sollen in den nächsten sechs Monaten akquiriert und ein Finanzierungsvolumen von 500 Millionen Euro erreicht werden. "Wir wollen Partner des gesunden Mittelstands sein", betont er. Dass man mit der Bank Frick aus Liechtenstein zusammenarbeitet, dürfte die Finanzierung zumeist erleichtern.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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