Starnberg:Eltern gehen auf die Barrikaden

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Mütter und Väter fordern in der Aussprache, die Schulbusse wieder einzuführen

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Bürger folgen der Bürgermeisterin: So ist es Brauch auf Bürgerversammlungen, bei denen so manches zur Sprache kommt, was den politisch Verantwortlichen zuweilen gar nicht bewusst ist. Neben potenziellen Verbesserungen für Radlfahrer, der Situation am Bahnhof Starnberg Nord (siehe auch Seite R 12) und Geschwindigkeitsüberschreitungen im Stadtgebiet rückten vor allem zwei Themen in den Fokus: die unbefriedigende Beförderung von Grundschülern nach Streichung der Schulbusse sowie die ungeklärte Frage nach einer Verkehrsentlastung durch Tunnel oder Umfahrung.

"Die Mutti soll ein Schwert mitnehmen", hatte eine Sechsjährige vorgeschlagen, um der Forderung nach Wiedereinführung von Schulbussen Nachdruck zu verleihen. Die Umstellung auf den MVV sei "kein adäquater Schulbusersatz", argumentierte eine Frau und forderte eine Erhebung des Schulbusbedarfs. Sie argwöhnte, Kinder seien eine Randgruppe, und forderte eine Optimierung der Beförderung. Die Abschaffung des funktionierenden Schulbuskonzepts sei ein "Armutszeugnis", zumal die Kosten dafür nicht einmal die Kopierkosten der Stadtverwaltung überstiegen. Ein Vater hinterfragte in diesem Zusammenhang, ob der Verwaltung bewusst sei, welche Situation für Kinder insbesondere dann herrsche, wenn ein Bus ausfällt. Die Querungshilfe auf der Hanfelder Straße verdecke die Kinder. Er wollte wissen, welche Möglichkeit besorgte Eltern hätten, sich gegen "Kinderfeindlichkeit zur Wehr zu setzen".

Ein weiterer Vater meinte angesichts der Unwägbarkeiten zur Schülerbeförderung: "Viele Eltern steigen wieder aufs Auto um". Der MVV sei schlicht nicht darauf eingestellt, kleine Kinder zu befördern. John versprach, sich der komplexen Sachlage in Gesprächen mit Landratsamt, MVV und Busunternehmen anzunehmen.

Eine längere Debatte wird dem Stadtrat voraussichtlich der mehrheitlich befürwortete Antrag von Rudi Nirschl spätestens im Februar 2017 bescheren: Nachdem das Gremium bereits eine Aussetzung weiterer Planungen des Ingenieursbüros SHP für den Innenstadtbereich bis zur Fertigstellung der Westumfahrung beschlossen hat, könnte nun das vorläufige Aus für den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) folgen. Zunächst soll geklärt werden, welche Realisierungsmöglichkeiten für Tunnel oder Umfahrung bestehen. Die Anmerkung von Bürgermeisterin John, Entscheidungen des Stadtrats in dieser Angelegenheit seien bislang "etwas unstet" gewesen, provozierte Unmut im Publikum. John verwies auf den einstimmigen Beschluss zum VEP und Gespräche mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim seit November 2015. Stefan Frey (CSU) wähnte sich berufen, eine "Lanze für den Stadtrat zu brechen": SHP habe zwar stets neue Vorschläge unterbreitet, die Kernfrage aber nie gelöst. Zudem ist John seit Juli 2014 beauftragt, mit entscheidenden Fachstellen Gespräche über Entlastungsmöglichkeiten vom Durchgangsverkehr zu führen. "Dieser Beschluss ist bis heute nicht umgesetzt", sagte Frey. Sinnvolle Maßnahmen habe der Stadtrat stets mitgetragen, nicht sinnvoll sei aber die Verlagerung des Verkehrs in Wohngebiete.

Weitere Themen waren die ungenügende Verkehrsüberwachung im Stadtgebiet mit 30 Stunden pro Woche, die Furcht vor Gefahrguttransporten über das Wasserschutzgebiet Maisinger Schlucht, das Fehlen des Themas "Seeanbindung", die fehlende Überdachung an Bahnsteigen sowie unhaltbare Zustände in einem städtischen Mietshaus.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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