Starnberg:Eltern ermutigen, Kinder stärken

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Mit Hingabe und Einfühlungsvermögen kümmern sich die Erzieherinnen um die Kinder. So gelingt es ihnen, verborgene Talente zu wecken. (Foto: Lebenshilfe/oh)

Die Lebenshilfe in Starnberg engagiert sich seit 40 Jahren in der Frühförderung

Von Anna-Elena Knerich, Starnberg

Mit Erzieherinnen, Kooperationspartnern und Vertretern der Stadt hat die Lebenshilfe das 40-jährige Bestehen der Frühförderung gefeiert. Seit der Gründung 1976, als in Garatshausen sechs schwerbehinderte Kinder betreut wurden, haben sich die Einrichtungen räumlich, aber vor allem inhaltlich entwickelt: Heute begleiten 24 Mitarbeiterinnen im Landkreis Starnberg etwa 300 körperlich oder geistig behinderte Kinder und deren Familien von der Geburt bis zur Einschulung. Das Besondere ist dabei die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Psychologen, Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden, Sozial- und Heilpädagogen sowie Kindergärten. Dadurch werde jedes behinderte Kind individuell im Hinblick auf sein soziales Umfeld gefördert, hieß es beim Jubiläumsfest in der Schlossberghalle. Auch Kinder mit Verhaltensbesonderheiten oder Teilleistungsstörungen werden betreut.

Edith Dieterle, Lebenshilfe-Geschäftsführerin, freute sich: "Wir sind glücklich, dass wir letzten Sommer endlich die Kooperation mit der Kinderklinik Starnberg verwirklichen konnten." Im Juli 2015 entstand ein Nachsorgeangebot für früh- und risikogeborene Babys. In Grußworten dankten Starnbergs Bürgermeisterin Eva John und der stellvertretende Landrat Tim Weidner den beiden Einrichtungsleiterinnen aus Starnberg und Gilching, Andrea Nixdorf-Weber und Sabine Schmidt, sowie dem "umfangreichen Netzwerk an Mitarbeiterinnen" für deren tägliches Engagement.

Monika Haslberger, stellvertretende Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, erzählte von ihrer Verunsicherung, als bei ihrer neugeborenen Tochter vor 36 Jahren das Down-Syndrom diagnostiziert wurde. Sie sei noch heute dankbar, dass sie damals von der Frühförderung ermutigt wurde, wie sie mit der Behinderung ihrer Tochter umgehen konnte: "Was Sie leisten, kann gar nicht genug wertgeschätzt werden." Frühförderung helfe Eltern, vermeintlich unüberwindbar scheinende Hürden unter Berücksichtigung der jeweiligen Familiensituation zu meistern.

Sie sprach auch das Teilhabegesetz an, das im Bundestag debattiert wurde und mahnte zur Wachsamkeit, dass bei neuen Kompetenzregelungen zur Inklusion und Integration der Behinderten die bewährten Prinzipien der Frühförderung erhalten blieben. Trotz der Eingliederung in Kindertagesstätten müssten Behinderte immer noch individuell gefördert werden.

Eine ergreifende Rede über die "frühe Förderung von der Nabelschnur an" hielt Ärztin Gunhild Kilian-Kornell. Es habe sich viel verändert: Vor 40 Jahren schickten Eltern nur schwerst- und mehrfachbehinderte Kinder in die Frühförderung, heute gebe es auch Kinder ohne sichtbare Störungen - und viel mehr Akzeptanz und weniger Scham. Wichtig sei, die Kinder nicht nur zu fördern, sondern auch zu fordern

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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